Dein ultimativer Anime-Guide – Was ist „Ecchi“?

Zum Anime gehört mehr als nur der markante Zeichenstil oder eine eigene Art, Geschichten zu erzählen: Um die japanischen Zeichentrickfilme und -serien ist eine stetig wachsende Subkultur mit unzähligen unterschiedlichen Genres entstanden. Diese Reihe soll dir daher ein Kompass und Fremdenführer durch die (noch) unerforschten Wasser dieser Kunstform sein.

„Anime sind sexistisch“: Das Ecchi-Genre wird nur zu gerne vorgehalten, um dies zu bekräftigen. Doch abgesehen davon, dass Anime eben nicht gleich Anime ist (wie du dank diesem Guide sicher schon bemerkt hast), fehlt bei solchen Aussagen oft der Bezug zum Medium. Das macht Ecchi vielleicht zum von allen am meisten missverstandenen Anime-Genre.

Um den Sachverhalt einmal zu erklären, fangen wir zuallererst mit den Begrifflichkeiten an: Das Wort Ecchi (oder Etchi) an sich ist ein Euphemismus und wird in der japanischen Sprache oft als Adjektiv im Sinne von schmutzig oder unanständig oder als Verb („etwas schmutziges tun“) verwendet. Wir unterscheiden dabei stark zwischen den Begriffen „Ecchi“ und „Hentai“: Während Ecchi softerotisch ist und maximal in das Milieu eines Softporno rutscht (viel nackte Haut, aber keine explizite Darstellung von Geschlechtsverkehr), handelt es sich bei Hentai um waschechte, gezeichnete Pornographie.

It’s all about the tease

Ein Ecchi-Anime ist bis über den Rand gefüllt mit Romantik und sexueller Spannung, die meist auf humorvolle Art und Weise aufgelöst wird. Klassische weibliche Figuren sind:

  • Die unschuldige Schönheit: Eine niedliche, kindliche (im Sinne von unschuldig, nicht vom Alter her!) Person, die sich ihrer sexuellen Anziehung nicht bewusst ist oder diese abstreitet.
  • Die Jägerin: Diejenige, die mittels ihrer Reize zu manipulieren vermag (oder dies zumindest versucht). Sie weiß, was sie will und verfolgt ihre Ziele mit eisernem Willen.
  • und viele mehr! Beim weiblichen Cast gibt es oft eine viel größere Bandbreite an Persönlichkeiten als bei den Männern.

Die zumeist männlichen Protagonisten fallen wiederum oft in eine von zwei Kategorien:

  • Der Perversling: In diesem Fall rührt das komödiantische Element aus dem wiederholten Scheitern des Protagonisten und seinen skurrilen, sexuellen Fantasien. Für letztere heimst er auch den ein oder anderen Schlag ins Gesicht ein.
  • Der Uninteressierte: Weibliche Avancen können ihm nichts anhaben, da er entweder ein zu großes Brett vorm Kopf hat, um diese zu bemerken, oder er einfach kein Interesse an romantischen oder auch sexuellen Beziehungen hat. Dieser Typus ist – wenn er richtig umgesetzt wird – meiner Meinung nach der interessantere von beiden, da er eine Abkehr vom klassischen männlichen Lustmolch darstellt.

Ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit Ecchi fällt, ist Fanservice. Heißt im Klartext: Der/Die Mangaka oder das produzierende Studio (im Falle des Anime) baut Szenen ein, die den Leser*innen gefallen sollen. Ein Beispiel sind etwa die berühmt-berüchtigten Strand-Episoden, ohne die kaum ein Ecchi-Anime oder Manga auskommt. Diese erlauben es, die Figuren so leicht bekleidet wie möglich zu zeigen und dafür einen nachvollziehbaren Grund vorzuweisen. Fanservice ist mal mehr, mal weniger auffällig und wird auch von vielen Fans kritisch beäugt, da er in der Regel nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt (dabei aber immer extremer wird) und nur dazu da ist, um sexy zu sein und Auflagen zu verkaufen.

Diese Taktik scheint bisher auch aufzugehen, denn Ecchi ist das im Westen beliebteste und erfolgreichste Genre.