Hassobjekt: Valentinstag

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autor*innen nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Der Valentinstag.

Oh hey, es ist wieder so weit: Der „Schaut alle her, wie glücklich wir beiden doch sind! Keine Sorge, du wirst auch schon noch wen finden“-Tag steht wieder vor der Tür und die ganze Welt stülpt für kurze Zeit den Rosarot-Filter über.

Mit der Liebe ist es wie mit dem Tod: Man weiß nie, wann man dran ist. Und weil das Leben eben unfair ist, erwischt es manche von uns früher als andere. Wieder andere haben scheinbar vom Nektar der Unsterblichkeit gekostet und fragen sich, wie sich eine Beziehung überhaupt anfühlt.

„Ja, also ich kann mir das so überhaupt nicht mehr anders vorstellen, weißt du…“

Ne, weiß ich nicht! Wer ist überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen, einen Tag im Jahr zu haben, an dem alle Singles daran erinnert werden, was sie alles nicht haben? Wozu die Grausamkeit? Wenn du dachtest, dass es schon nichts schlimmeres geben kann als ein frischverliebtes Paar, das immer von seiner supertollen Beziehung erzählen muss, dann belehrt dich der Valentinstag eines besseren:

„Ach, ihr schaut euch zusammen die Sterne an? Wie schön für euch… In den Alpen, sagst du? Huh… Campt ihr da oder? – oh, ihr habt eine Blockhütte mit Kamin gemietet? Klasse… Was ich mache? Nichts Besonderes, ich wollte dieses Jahr wieder allein, nur mit einer Flasche Wein und einer Packung Taschentücher verbringen.“

Für gewöhnlich lässt sich das freudige Gezwitscher, in das solche Konversationen früher oder später ausbrechen, durch den gewöhnlichen Alltagswahnsinn ausgleichen. Nicht so am Valentinstag, wenn die ganze Welt nur noch von Beziehungen und Romantik schwafelt – wenn mir selbst die Werbung auf YouTube erklären will, wie sich Liebe anfühlt, dann muss etwas gewaltig aus dem Ruder geraten sein. Und dann wäre da ja noch diese eine Sache:

Für euch ist doch eh jeder Tag Valentinstag!

Ihr könnt eure Beziehung doch auch so jedem unter die Nase reiben! Ein kurzer Blick auf Instagram oder sonstige Social Media-Plattformen und schon springen dir die Gesichter von tausenden Menschen entgegen, die allesamt glücklicher aussehen als du selbst.

Und ganz egal, wie oft Leute das auch sagen und meinen: Das Single-Dasein hat nicht immer „auch seine Vorzüge“, zumindest nicht für jeden da draußen. Ich gehe auch nicht zu einem x-beliebigen Rollstuhlfahrer hin und erzähle ihm davon, wie schön es doch ist, funktionierende Beine zu haben – nur um dann kurz hinterherzuwerfen, dass es ja keine Beine braucht und man auch so glücklich sein kann. Mag stimmen, scheiße ist es trotzdem.

Wartet wenigstens, bis der verfluchte Tag rum ist

Wenn du mit mir über deine Beziehung reden willst, dann kannst du das meinetwegen gerne machen. Aber warte damit wenigstens, bis das große Trallala vorüber ist. So kannst du die Zeit mit deinem Partner oder deiner Partnerin in glücklicher Zweisamkeit verbringen und ich muss mich am Tag der Liebe ausnahmsweise mal nicht deprimiert an ein Kissen klammern.

Diese Artikel könnten dir ebenfalls gefallen:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Monstera von Pexels; CC0-Lizenz