Die Liebe schickt uns auf ungeahnte Höhen, aber kann uns auch ins tiefe Abgründe stürzen. Bild: Pexels

LiebesLeben: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – Die Ambivalenzen der Liebe

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Wenn ich eines über die Liebe weiß, dann ist es, dass sie die Macht hat, in uns Gefühle freizusetzen, von denen wir nicht einmal wussten, dass es überhaupt möglich ist, sie in dieser Intensität zu empfinden.

Die Liebe greift, ohne nachzudenken, nach unseren Händen und reißt uns schonungslos mit. Sie zerrt uns auf ein Karussell, fährt mehrere Runden mit uns, sodass uns schwindelig wird und wir infolgedessen im Freudentaumel über den Rummel stolpern, auf der Suche nach dem nächsten Fahrgeschäft.

Sie euphorisiert uns, therapiert uns, macht uns ganz – und hat paradoxerweise zugleich doch auch die Kraft, uns zu brechen. Sie kann uns auf die höchsten Berge treiben, kann uns andererseits aber auch in die tiefsten Täler verweisen. Wer hoch steigt, fällt tief, sagt schon das Sprichwort. Die Liebe ist die einzige Emotion, die die Kraft hat, uns in Abgründe zu stürzen, von denen uns bis dato nicht klar war, dass sie existieren.

Die Achterbahnfahrt der Gefühle

Das wohl prominenteste Beispiel ist die Eifersucht – eines der abscheulichsten Gefühle überhaupt. Allein die Vorstellung, eine Person, die wir lieben, könnte mit einem anderen Menschen eine bessere Zeit haben, lässt uns bitterelend fühlen. Bei dem bloßen Gedanken daran, „unseren“ Menschen zu verlieren, wird uns speiübel. Das positive Gefühl des leicht beschwipst-beschwingten Schwindels verwandelt sich schlagartig in eine ganz andere Art Schwindel, an der sich rein gar nichts mehr gut anfühlt.

Liebe ruft Ängste in uns hervor. Eifersucht ist nur eine von vielen Formen. Wir sorgen uns, wenn es einer Person, die wir lieben, nicht gut geht. Wir sorgen uns, wenn sie krank ist. Wir sorgen uns, wenn sie nachts unterwegs ist und nicht wiederkommt. Ist ihm oder ihr vielleicht etwas zugestoßen? Wir sorgen uns, wenn die Person eine weite Strecke mit dem Auto fährt und nicht sofort Bescheid gibt, wenn sie gut angekommen ist. Ist etwas passiert? Liebe bringt immer auch Sorgen und Ängste mit sich.

Wenn ich mir das so vor Augen führe, dann will ich mir gar nicht vorstellen, wie es wohl sein muss, ein Kind zu haben – ein kleiner Mensch, den man wahrscheinlich noch viel mehr liebt, als man eine*n Partner*in je lieben könnte; den man mehr liebt als alles andere auf dieser Welt. Ist es überhaupt noch möglich, eine Nacht in Frieden zu verbringen? Ruhig zu schlafen? Ich bezweifle es.

Aber bevor wir über Kinder sprechen, lasst uns vorerst zurück zur Liebe im romantischen Sinne kommen. Denn es gibt noch eine weitere negative Emotion, mit der man wahrscheinlich hin und wieder zu kämpfen hat, wenn man jemanden liebt und plötzlich die Schattenseiten dieser Liebe hindurchschimmern: Wut. In meiner ersten Beziehung habe ich sehr oft Wut empfunden, die mir in diesem Ausmaß zuvor so gut wie fremd war.