Die Liebe schickt uns auf ungeahnte Höhen, aber kann uns auch ins tiefe Abgründe stürzen. Bild: Pexels

LiebesLeben: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – Die Ambivalenzen der Liebe

Zugegeben: Mit mir und meinem Ex-Freund sind zwei Menschen aneinandergeraten, die in Kombination eine hochexplosive Mischung abgegeben haben. Wir haben uns ziemlich oft gestritten und einander gegenseitig nicht verstanden, weswegen ich meistens eigentlich grundlegend ein bisschen passiv-aggressiv gestimmt und darüber hinaus auch wirklich häufig wütend war. Wir sind uns angegangen, haben uns angeschrien und ich bin oftmals sowohl vor ihm als auch vor mir selbst erschrocken – beziehungsweise vor dem, was wir einander an den Kopf geworfen und was wir darüber hinaus noch getan haben. Kaum ein anderer Mensch auf der Welt hat so viel von meiner Wut zu spüren bekommen wie mein Ex-Freund – und das, obwohl ich auch rückblickend noch sagen würde, dass ich ihn sehr geliebt habe. Dass man jemanden liebt, heißt aber noch lange nicht, dass diese Liebe auch gesund ist. Die immense Wut, die ich meinem Ex-Freund gegenüber empfunden habe, ist das beste Beispiel dafür.

Hass und Liebe liegen so nahe beieinander, Schatz

Eine Emotion, die noch extremer ist als Wut, ist Hass. Ein Freund von mir hat mal über eine Frau, die er eigentlich geliebt hat, gesagt: „Ein Teil von mir hasst sie“ – ich werde den Klang dieser Worte aus seinem Mund nie vergessen. Vielleicht, weil er etwas ausgesprochen hat, was viele Menschen hin und wieder für ihre Partner*innen empfinden. Es ist erschreckend, wie nahe Hass und Liebe manchmal beieinander liegen.

Und vor allem ist es völlig absurd, dass Liebe als das positivste aller Gefühle Emotionen in uns hervorrufen kann, die von Grund auf negativ sind. Hass ist dabei natürlich ein besonders intensives Gefühl, das die Frage aufwirft: Kann es sich überhaupt um Liebe handeln, wenn man zwischenzeitlich das Gefühl hat, die Person zu hassen?

Intuitiv würde ich die Frage mit Ja beantworten, denn auch ich habe in bestimmten Momenten Menschen gehasst, von denen ich mit großer Gewissheit sagen kann, dass ich sie wirklich sehr geliebt habe – jedenfalls nach meinem zur jeweiligen Zeit aktuellen Verständnis von Liebe.

Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich alle Menschen, für die ich im Laufe meines bisherigen Lebens zeitweise so etwas wie Hass empfunden habe, eigentlich sehr geliebt habe. Vielleicht braucht es eine gewisse emotionale Grundlage, damit man ein so intensives Gefühl wie Hass überhaupt empfinden kann. Eine Liebe, von der man in einzelnen Momenten so enttäuscht ist, dass sie in ihr Gegenteil umschlägt.