Porträtaufnahme einer schreienden Frau

„Gesunde Eifersucht“: Was soll das sein?

„Eine gesunde Eifersucht ist doch voll in Ordnung“ – eine klassische Rechtfertigung von Menschen, die regelmäßig Eifersuchtsdramen schieben und dadurch ihre Beziehung zerstören. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Personen dieselbe Eifersucht kennen, die ich kenne. Aber falls ja: Wie könnt ihr dieses grauenvolle Gefühl als gesund bezeichnen?

Eifersucht ist menschlich

Zuallererst: Ja, es ist okay, Eifersucht zu empfinden. Ja, es ist ein normales Gefühl, das die meisten Menschen gelegentlich haben. Und ja, Eifersucht hat gewissermaßen auch einen Sinn. Der Psychotherapeut Wolfgang Krüger betrachtet sie als eine Art Instinkt, der uns davor warnt, etwas Wichtiges zu verlieren. Der Paartherapeutin und Autorin Stefanie Stahl zufolge hat Eifersucht den evolutionären Sinn, eine bestehende Bindung zu erhalten. Harald Oberbauer, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, weist darauf hin, dass Eifersucht die sexuelle Spannung in einer Beziehung steigern kann. Außerdem hält er – entgegen der Meinung einiger anderer Psychologen – eine Liebe ohne Eifersucht schlicht für unmöglich.

So weit, so gut. Aber dass Eifersucht menschlich ist, bedeutet noch lange nicht, dass sie auch gesund ist. Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch beschreibt Eifersucht als die Angst vor dem Vergleich. Wahrscheinlich sind die Menschen, die Eifersucht als gesund bezeichnen, dieselben Personen, die auf Instagram täglich #selflove predigen und ihren Freund*innen raten, sich bloß niemals mit anderen zu vergleichen.