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Babel: Über den Zauber der Sprache 

Die Magie der Sprache

Zu sagen, worum es in „Babel“ auf einer tieferen Ebene geht, ist keine einfache Aufgabe. Allein in diesem Artikel wurde schon von Etymologie, Kapitalismus, Unterwerfung und Rassismus gesprochen. Möchte man aber einen Teilaspekt des Fantasy-Romans hervorheben, so ist es die Bedeutung der Sprache. Anhand der vier Freund*innen Robin, Ramy, Victoire und Letty sowie der gravierten Silberbarren zeigt Kuang, wie die Sprache all diesen Bereichen zugrunde liegt und sie maßgeblich beeinflusst. Sie zeigt, wie wenig wir uns über so etwas Alltägliches wie die Sprache Gedanken machen, wobei sie doch so eine Macht über unser Zusammenleben und Wertvorstellungen hat. Am Ende lässt es sich womöglich, wenn man eine Stelle in „Babel“ sucht, folgendermaßen herunterbrechen:

„Ich glaube, genau darum geht es beim Übersetzen. Darum geht es beim Sprechen. Einander zuzuhören und versuchen, an den eigenen Vorurteilen vorbeizugucken, um einen Blick auf das zu erhaschen, was der andere einem sagen will. Ein Stück von sich selbst preisgeben und hoffen, dass jemand anderes es versteht.“

Was ist „Babel“ (nicht)?

Nein, „Babel“ ist kein Fantasy-Buch, das nebenbei zur Entspannung gelesen werden kann, à la Harry Potter. Das lässt allein schon der Titel vermuten: „Babel“ – Ort des Lasters, der Verworfenheit. Wer sich auf Babel einlässt, muss ein grundsätzliches Interesse an der Entstehung und der Wirkung von Sprache haben, darf nicht von schwereren Themenbereichen wie Kapitalismus oder Rassismus abgeschreckt sein. Alle, die sich aber auf die Reise durch die Hallen Babels begeben, erwartet ein Buch, das zum Nachdenken, Grinsen und zum Weinen einlädt. Ein Buch, das auch nach dem Lesen der letzten Seite nicht aus dem Kopf gehen will. Und ein Buch – das mag womöglich der wichtigste Punkt von allen sein -, das unweigerlich die Reflexion über eigenes Verhalten und die heutige Gesellschaft mit sich bringt.

Rebecca F. Kuangs „Babel“ ist ein Meisterwerk und für mich Symbol dessen, warum fast die gesamte Existenz der Menschheit auch von den Geschichten geprägt ist, die sie sich erzählt. Sie eröffnen uns die Möglichkeit, ganz neue Perspektiven einzunehmen. Sich darüber Gedanken zu machen, wie wir dem Leben und unseren Mitmenschen begegnen. Oder um es in den Worten von Stephen King zu sagen: „Bücher sind Magie zum Mitnehmen.“

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