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„Beim Filmen schaut dir die Kamera in die Seele“: Im Interview mit Laurence Rupp

ZEITjUNG: Wie du schon angesprochen hast, kämpft Arminius ja auch in der zweiten Staffel mit seiner Identität als Römer und Germane. Damit können sicher viele Menschen in der Gegenwart relaten. Du auch?

LR: Nicht in dieser Größenordnung. Aber mal ganz klein gedacht: Ich bin ja Österreicher, der in Berlin lebt. Und sprachlich gehört man da auch nicht mehr zu den einen oder den anderen. Die Deutschen hören mir an, dass ich nicht aus der Gegend komme. Die Fragen dann immer: „Bist du Süddeutscher, bist du Österreicher? Du klingst auf jeden Fall anders.“ Und wenn ich nach Hause fahre zu meinen Freunden oder meine Familie sagen die: „Mensch Laurence, du redst wie a Deutscher. Jetzt red doch mal wieder normal.“ Und dann sag ich: „Aber ich red doch normal.“ Und die antworten: „Na, na, na, du redst so wie a Deutscher.“ (Lacht)

Dann denk ich, ich gehöre irgendwie zu keinem mehr. Zu den Deutschen nicht und zu den Österreichern nicht. Aber ich glaube auf jeden Fall, dass dieses Thema für viele Leute ganz aktuell ist. Wenn Menschen hierhin flüchten müssen, werden die komplett aus ihrer Kultur herausgerissen und müssen in einer ganz anderen Umgebung klarkommen. Und auch wenn wir glauben, dass unsere westeuropäische Kultur das Nonplusultra ist, ist es bestimmt für einen Syrer oder Afghanen nicht so schön, einen Teil von sich und seiner Kultur zurückzulassen. Das ist für diese Menschen sicher ein großer Konflikt.

ZEITjUNG: Du hast ja selbst in deinem Leben viele Entscheidungen treffen müssen. Eine große Entscheidung ist sicher, zwischen Film und Theater wählen zu müssen. Und zumindest zu entscheiden, wo du deine Prioritäten setzt. Hast du dich jetzt endgültig für den Film entschieden?

LR: Nein, das ist immer sehr momentan. Ich liebe das Theater und mein Herz ist auch immer noch beim Theater. Es ist niemals „Entweder – oder“. Ich finde, die haben beide ihre Vor- und Nachteile. Zum Beispiel, dass man beim Theater ein Stück von A bis Z spielt. Du spielst riesige Bögen und dir gehören diese anderthalb Stunden wirklich. Beim Film bist du total nah an der Kamera, die dir beim Denken und Spielen wirklich in die Seele schauen kann. Das heißt, dass man nicht immer alles so herausstellen muss, was man tut und denkt. Aber ja, im Moment mache ich mehr Film und das genieße ich auch. Aber würde mich jetzt ein tolles Theater fragen: „Hast du Lust, als Gast zu kommen?“, würde ich da wahrscheinlich auch ja sagen. Das Theater ist ja trotzdem irgendwo die Mutter der darstellenden Kunst, wo das Ganze vor ein paar tausend Jahren begonnen hat.

ZEITjUNG: Gehst du auch immer noch viel ins Theater, als Zuschauer?

LR: Immer wieder, aber in letzter Zeit ein bisschen weniger. Aber noch immer sehr gerne.

ZEITjUNG: Hast du ein Lieblingsstück?

LR: Grundsätzlich?

ZEITjUNG: Ja. All-Time.

LR: Nun ja, ich bin ein ein großer Antigone-Fan. Ich bin ein großer Hamlet-Fan. Diese großen, epischen Tragödien, die finde ich schon sehr, sehr, sehr toll.

ZEITjUNG: Gibt’s irgendein Stück, das du noch nicht gespielt hast, aber unbedingt mal spielen möchtest?

LR: Ja, ich würde unheimlich gerne mal Hamlet spielen. (Lacht)


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