Biontech soll den Impfstoff leaken

Das Berliner „Peng!„-Kollektiv fordert die Biontech-Mitarbeiter*innen auf, den Impfstoff zu leaken und trifft dabei einen wunden Punkt.

Impfen ist Ländersache und die reichsten Länder können am meisten impfen. Ärmere Länder dagegen sind die Opfer der Pandemie. Sie haben keine Kapazitäten, genug Impfdosen einzukaufen, und eigene Impfstoffe zu entwickeln würde unglaubliche Summen kosten. Nun fordert das Berliner Polit-Kollektiv „Peng!“ die Biontech-Mitarbeiter*innen selbst auf das Impf-Rezept zu leaken, sodass im Umkehrschluss alle Länder Zugang zur COVID-Impfung hätten.  

„Deine Arbeit kann Leben retten – oder Profite maximieren“ steht auf den Plakaten der Peng!-Kampagne. Diese Plakate hängen vor den Biontech-Büros in Marburg und Mainz und sollen dort tatsächlich an die Mitarbeiter*innen appellieren. Konkret geht es um den von Biontech und Pfizer entwickelten mRNA-Impfstoff, der durch ein deutlich beschleunigtes Verfahren innerhalb weniger Monate fertiggestellt werden konnte. Das Pharma-Unternehmen hat im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen die Kapazität ein solches Impfstoff-Rezept zu entwickeln. Viele Entwicklungsländer können das nicht stemmen und sind so auf Unterstützung angewiesen. Doch kritische Stimmen meinen, dass hier eher auf den Profit geachtet werde, als auf das Überleben vieler Menschen. Denn den Impfstoff einfach zu leaken, wäre ein großer Kapitalverlust für Biontech.  

Peng! hofft dabei nicht auf Biontech selbst, sondern auf die Mitarbeiter*innen.

„Du hast Zugriff auf die geheimen Rezepte. Du kannst das Wissen teilen. Du hast es in der Hand. Leake jetzt die Herstellungsanleitung für den Biontech-Impfstoff.“ 

Mit der Kampagne erregt das Kollektiv zumindest für viel Aufmerksamkeit und ein großes Medienecho. Denn wie einfach kann es sein, das Know-How für den mRNA-Impfstoff zu veröffentlichen? Am Ende vielleicht tatsächlich simpler als gedacht. Eine eigene Website wurde extra für die Kampagne ins Leben gerufen, sie ist jedoch nun schon wieder inaktiv. Über die Seite konnte man zuvor auf die Enthüllungsplattform „ddosecrets“ gelangen, auf der dann gesammelt alle Informationen über die Impfstoffe hochgeladen werden sollten. So hätte jede*r darauf Zugriff – ist das realistisch? Doch Peng! ist sich sicher: Das ist es. Die momentane Lage ist also für viele nicht hinzunehmen. Von zwei Milliarden Biontech-Impfdosen sollen nämlich tatsächlich 98% an zahlungsfähige Länder verkauft werden, gerade mal zwei Millionen an die Covax-Initiative. Diese will einen gerechteren Zugang zu den COVID-19-Impfdosen gewährleisten.  

Neben aufkommender Impf-Skepsis gesellt sich nun also die Frage nach der Moral dazu. Es scheint eine simple Antwort zu geben, doch im Milliardengeschäft möchte wohl keiner freiwillig nachgeben. Ob und wie sich die weltweite Impflage entwickeln wird, bleibt spannend und Peng! trifft den wundesten Punkt eines jeden Unternehmens – Profit oder Solidarität?

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Bildquelle: Peng!-Kollektiv, CCO-Lizenz