Fröhliche Lehrerin mit Kindern

Liebe Parteien, was tut ihr eigentlich für Bildung und Digitalisierung?

AfD

Das Parteiprogramm der AfD beförderte mich auch in puncto Bildung wieder einmal in einen Zwiespalt aus fasziniertem Kopfschütteln und ungläubigem Haareraufen. 

Das fängt schon im Kindergarten an. Denn dort legt die AfD großen Wert auf ein Umfeld frei von „Angst und Hysterie“ und die Vermittlung einer positiven Lebenseinstellung. Was auch immer das heißen soll. Ich weiß ja nicht, wie es euch ging, aber meine Kindergartenzeit war wohl die Hysterie-freieste Zeit in meinem gesamten Leben. 

Im Gegensatz zu den anderen Parteien hält die AfD überhaupt nichts von der Nutzung digitaler Medien im Schulunterricht. Stattdessen fordert sie, die Grundschule als medienfreien Raum zu gestalten und den Kindern stattdessen „grundlegende Kulturtechniken“ wie Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Auch hier Fragezeichen in meinen Augen. Soweit ich weiß, ist es genau das, was Grundschullehrer*innen tun. Dennoch wäre es doch ganz schön, den Kindern all das mit der Hilfe von Smartboards näherbringen zu können. Würde man meiner 9-jährigen Cousine in der Grundschule die digitale Kompetenz aberkennen, hätte sie innerhalb von drei Minuten einen Twitter-Shitstorm losgetreten. Doch weiter im Text. 

Denn da hören die Forderungen der AfD noch lange nicht auf. Die Partei möchte gerne zurück zu Frontalunterricht und klarer Wissensvermittlung. Quasi weg mit der Kompetenzorientierung, hin zum stupiden Auswendiglernen im Geschichtsunterricht. (Aber bitte keine Inhalte zwischen 1933 und 1945, Anm. d. Autorin). Außerdem soll am differenzierten Schulsystem festgehalten werden, welches die Schüler*innen nach ihren „individuellen Begabungen“ fördert. 

Die Hutschnur platzte mir final, als die Partei zum Umgang mit Muslim*innen und Asylbewerber*innen kam. Denn hier soll das Ziel der Beschulung sein, diese auf „die Rückkehr in ihr Heimatland vorzubereiten“. Außerdem soll es keine Sonderrechte für Muslim*innen an Schulen geben. Eigentlich ein ganz gelungener Euphemismus für das Kopftuchverbot. Und wo wir schon einmal dabei sind, soll auch der Islamunterricht verboten werden. Klar, wo die AfD-Mitglieder ja alle so furchtbar gläubige Christen sind und so offensiv Nächstenliebe praktizieren. Einfach herzig. 

Dieser Eindruck zieht sich dann leider auch durch die Pläne der AfD für die Hochschulen. Dort sollen nämlich alle Konfuzius-Institute geschlossen und ein Rückschritt in Richtung Diplom- und Magisterstudiengänge gemacht werden. Wen der Begriff Konfuzius-Institute genauso irritiert wie mich: Keine Angst, I got you! Die Konfuzius-Institute gibt es seit 2005 in Deutschland. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die chinesische Sprache und Kultur innerhalb Deutschlands zu fördern, die lokale chinesische Lehre international zu unterstützen und den kulturellen Austausch zwischen China und Deutschland zu ermöglichen. Die AfD hat nun jedoch Angst, der chinesische Staat würde über sie Einfluss auf deutsche Universitäten nehmen. 

Wer verbreitet nun Hysterie, hm?