Bild der Kampagne "CALL TO FIGHT"

CALL TO FIGHT: Der Kampf gegen Catcalling

Zj: Was bedeutet für dich Catcalling? Und wo ist für dich der Scheidepunkt zwischen einem Kompliment und einer verbalen sexuellen Belästigung? 

Anna: Das ist alles subjektiv. Antonia Quell hat das sehr passend formuliert: Nichts ist ein Kompliment, wozu du nicht Danke sagen kannst oder was du dich nicht trauen würdest, deiner Mutter zu sagen. Alles andere ist Catcalling.  

Zj: Die Kampagne ging vier Wochen lang, wie sieht die Zukunft von „CALL TO FIGHT“ aus? 

Anna: Ich möchte weiterhin ehrenamtlich aktiv bleiben und die Menschen auf dem Laufenden halten, wie es bezüglich der Gesetzeslage weitergeht, was in der Bildung getan werden kann und Interviews mit spannenden Persönlichkeiten und Expert*innen führen. Spannend fände ich es auch, in Kontakt mit einer männlichen Person zu treten und auch diese Perspektive miteinzubeziehen.  

Zj: Welchen Tipp würdest du Personen geben, die Catcalling vorbeugen möchten, aber unsicher sind, wie sie sich am besten verhalten sollen.  

Anna: Man sollte alle Geschlechter auf einer Ebene sehen, das ist das wichtigste. Respektvoll miteinander umgehen und sich die Fragen stellen: Würde ich mich trauen, den Spruch auch meiner Mutter zu sagen? Ist das wirklich ein Kompliment? Was ich persönlich auch ganz wichtig finde, ist, dass Männer auch in ihrem Freundeskreis auf Catcalling aufmerksam machen und Erfahrungen, die vielleicht die eigene Schwester oder Freund*innen gemacht haben, weiterzugeben, um Freund*innen für die Problematik zu sensibilisieren. Und natürlich aufmerksam sein und einschreiten, wenn man mitbekommt, dass jemand sexuell belästigt wird.  

Zj: Catcalling kann in Deutschland höchstens als Beleidigung geahndet werden – verbale sexuelle Belästigung ist immer noch nicht strafbar, obwohl die traumatische Belastung sehr hoch ist, wie erklärst du dir das? Beziehungsweise, was muss deiner Meinung nach passieren, damit die Belästigung strafbar wird? 

Anna: Ich würde sagen, dass die Umsetzung sehr schwierig ist. Der deutsche Staat ist überlastet und zusätzlich nimmt die Polizei verbale sexuelle Belästigung in vielen Fällen nicht ernst. Viele Politiker*innen gehen davon aus, dass ein Gesetz nicht viel Sinn machen würde und das zuerst in anderen Bereichen an die Thematik angeknüpft werden muss. Da stimme ich auch zu. Die Bildung in Schulen, in Familien und bei Freund*innen ist wichtig, aber ein Gesetz würde ein Schritt in die richtige Richtung bedeuten. Es könnte eine Grenze gezogen und klar werden, dass sexuelle Belästigung schon vor dem Körperkontakt anfängt.