Nilam Farooq als Naima Hamid in CONTRA. © 2020 Constantin Film Verleih GmbH

Contra: Es lebe der Streit!

ZEITjUNG: In dem Film wird Naima von ihrem Professor für den bundesweiten Debattierwettbewerb vorbereitet. Welche Bedeutung hat für dich persönlich das Streiten und Debattieren?

Nilam: Ich liebe Streiten. (lacht) Das klingt immer so komisch, wenn man das so sagt, aber wenn ein Streit gut geführt ist und nicht unter die Gürtellinie geht, dann kann man da so viel daraus mitnehmen. Oft tritt ja sogar das Phänomen auf, dass es danach noch enger ist, als es davor war. Debattieren ist leider so ein unsexy Wort, aber es macht tierisch Spaß, weil es wirklich als Sport zu betrachten ist, indem man die Vielfalt der Sprache nutzt, um seine Position klarzumachen und sich begreiflich zu machen. Ich argumentiere und diskutiere schon immer gerne, zum Leid von manchen Leuten. Aber das war mir schon immer sehr nah und es täte wahrscheinlich jedem gut, sich mal ein bisschen damit zu beschäftigen, weil man damit auch einiges in den Alltag mitnehmen kann, was gesittetes Streiten angeht.

ZEITjUNG: Worin liegen für dich denn die Chancen und Risiken einer Debattenkultur wie der unseren – auch im Hinblick auf Social Media?

Naima: Wir neigen leider dazu immer ganz viele Schritte zu überspringen und von einem Extrem ins andere zu rutschen. Social Media tut da leider sein Übriges dazu, dass man direkt verurteilt, kurz und knapp wirklich die bösesten Sachen raussendet, ohne sie differenziert zu betrachten. Und ich glaube, das fehlt uns total. Man debattiert ja nicht auf Social Media, da gibt es wirklich nur Kontra. Der eine gegen den anderen und dazwischen passt dann auch nichts mehr. Das ist schon ziemlich schwierig, finde ich, und da geht natürlich Sprache auch verloren, wenn alles verkürzt wird.

ZEITjUNG: Naima ist zu Beginn des Filmes noch nicht so selbstbewusst wie zum Schluss. Du wirkst sehr selbstsicher. War das auch mal anders?

Naima: Ja, voll.  Zwischen selbstbewusst wirken und selbstbewusst sein ist natürlich auch immer noch ein Unterschied. Aber ich habe im Teenageralter total gestruggelt. Ich habe bis Mitte 20 mit dem Beruf total gestruggelt, weil ich nicht wusste, ob ich meinen Platz finde und weil ich auch einfach nicht so die Bestätigung hatte. Man sucht dann immer nach Bestätigung von außen, weil selber kann man sich die nicht geben. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich das verstanden habe und damit hat auch dieser Film jetzt zu tun, dass ich meinen Platz gefunden habe und das es okay ist, dass ich mache, was ich mache. Dann gibt es aber auch Tage, da bin ich total zurückgeworfen und habe überhaupt kein Selbstbewusstsein. Es variiert einfach sehr und es ist ein Weg, den man ganz ganz lange geht. Und ich bin den auch gegangen und gehe den auch noch immer.

Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst, r.) ermutigt Naima (Nilam Farooq, l.) vor ihrem ersten Debattierwettbewerb. © 2020 Constantin Film Verleih GmbH