Die Stimme im Kopf: Wer hört sie?

Überraschende Erkenntnisse

Es existierte lange der Irrglaube, dass jeder Mensch eine innere Stimme besitzt, doch dem ist nicht so. Erste Ansätze hierzu lieferte bereits die oben erwähnte Studie von Ruvanee P. Vilhauer. Weitere wichtige Kenntnisse brachte unter anderem der Psychologie-Professor Russel T. Hurlburt ans Licht. Er führte im Rahmen seiner Forschungen ein Experiment durch, in dem er Proband*innen jeweils einen Zufallspieper überließ. Nach jedem Ertönen eines Pieptons sollten die Teilnehmer*innen wiedergeben, welche Art innerer Erfahrungen sie kurz zuvor erlebt hatten. Dabei kam heraus, dass die Dimensionen des inneren Sprechens stark variierten. Die einen besaßen eine sehr präsente innere Stimme, die anderen erlebten Gedanken eher durch Empfindungen oder Bilder.

Bei den genannten inneren Erfahrungen berichteten einige Personen auch von einem Phänomen, das sich „Unsymbolized Thinking“ nennt. Es beschreibt das Erleben von Gedanken, die weder aktiv in Worte und Bilder noch in andere Symbole übertragen werden, sondern einfach in „Gedankenform“ bleiben. Neun der insgesamt 30 Teilnehmer*innen gaben demnach an, zumindest teilweise Unsymbolized Thinking zu erfahren.

Für jemanden, der noch nie Unsymbolized Thinking erlebt hat, scheint das Konzept wahrscheinlich schwer greifbar. Doch klar ist: Es gibt verschiedene Arten, zu denken und mit sich in den Dialog zu gehen. Aber haben die einzelnen Denkweisen gewisse Vor- und Nachteile? Ein besseres Verständnis der inneren Stimme und der eigenen Denkvorgänge könnte durchaus einen wichtigen Faktor für viele Lernprozesse darstellen. Dennoch scheint sich eine kaum oder gar nicht existente innere Stimme grundsätzlich nicht besser oder schlechter auf uns auszuwirken. Das gilt auch für die, die mit ihren inneren Gesprächen einen ganzen Podcast füllen könnten.

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Bildquelle: kaziminmizan Mizan via Unsplash; CC0-Lizenz