Fall „Drachenlord“: Das Totalversagen von Justiz, Medien und Gesellschaft

Der fränkische YouTuber „Drachenlord“ wurde aufgrund mehrerer Delikte zu zwei Jahren Haft verurteilt. Seine Taten werden von der Richterin als traurige Folgen von Hass und Mobbing im Internet bezeichnet. Doch nun beschreibt der Journalist und Autor Sascha Lobo das Versagen der Justiz und „Drachenlord“ geht gegen sein Urteil in Berufung. Was steckt hinter dem Fall des umstrittenen YouTubers?

Seit circa zehn Jahren lädt der 32-jährige YouTuber „Drachenlord“ aus Mittelfranken Videos im Internet hoch oder streamt live. Circa 166.000 Abonnent*innen folgen ihm auf der Plattform YouTube. In seinen Videos kommentiert er das Alltagsgeschehen, Computerspiele oder auch politische Ereignisse, laut der „Süddeutschen Zeitung“ teils frauenfeindlich und antisemitisch. Über die Jahre hinweg hat er sowohl Fans als auch Hater*innen gesammelt, welche ihn teilweise nicht nur virtuell, sondern auch an seinem privaten Haus aufsuchen. Nahezu täglich führt dies zu mehreren Polizeieinsätzen.

Was genau ist passiert?

„Drachenlord“ hatte bei einer Auseinandersetzung unter anderem einem Mann mit einer Taschenlampe auf die Stirn geschlagen. Außerdem bewarf er einen anderen mit einem Backstein und beleidigte die Polizisten. Es war nicht das erste Mal, dass der YouTuber, mit bürgerlichem Namen Rainer Winkler, aufgrund von Körperverletzung vor Gericht stand. Nach einer Pfefferspray-Attacke wurde er im September 2019 zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt, doch bereits während seiner Bewährungszeit beging er neue Straftaten. 

Wegen sieben Fällen von Beleidigung, Verleumdung und Körperverletzung stand der YouTuber kürzlich erneut vor Gericht. Diesmal lautet das Urteil zwei Jahre Gefängnis. Der YouTuber geht mit seinem Anwalt gegen sein Urteil in Berufung. In einem Video sagte er, er empfinde die Strafe als „ungerecht“, weil er „sich verteidige, nichts anderes“. Auch die Staatsanwaltschaft geht in Berufung – fordert allerdings eine noch höhere Strafe. Der Journalist, Autor und Internetexperte Sascha Lobo hingegen nennt den Fall in seiner Kolumne ein katastrophales Versagen von Justiz, Medien und Gesellschaft.