Du willst was ändern? Diese Vereine kämpfen gegen Rassismus

Gurlz with Curlz

Aus einem Kunstprojekt heraus hat Linda Nübling den Verein Gurlz with Curlz gegründet. Dieser versucht Schwarze Frauen in all ihren Facetten darzustellen.

ZEITjUNG: Wie kam es zu Gurlz with Curlz?

Linda Nübling: „Entstanden ist das Ganze, als mein Kumpel Ozias 2017 eine Kunstausstellung in München vorbereitete und meinte, ich solle doch auch etwas beitragen. Was mich schon mein ganzes Leben lang begleitet, ist die Frage: „Hey, darf ich mal deine Haare anfassen?“. Ich weiß, ich bin nicht die einzige, der es so geht und das wollte ich zeigen. Für das Projekt hat meine Freundin Meklit Fekadu Tsige, 12 Frauen fotografiert. Ich habe aus diesen so unterschiedlichen Haarstrukturen das Bild eines, einzigen großen Afros zusammengestellt. Wenn man vor dem Schaufenster der Galerie steht, erkennt man nur einen einzigen Afro. Wenn man dann aber den Ausstellungsraum betritt, sieht man wie unterschiedlich und wie divers dieser Afro ist. Ich wollte die Leute ein bisschen vorführen, weil PoC ja anscheinend alle ach so gleich aussehen.“

Und wie geht Dein Projekt jetzt weiter?

„Mittlerweile sind wir ein eingetragener Verein und Ziel ist es, dass der Afro immer weiter wächst. 2019 hatten wir eine Ausstellung in Berlin – da waren sogar Frauen wie Joy Denalane, Hadnet Tesfai und Aminata Belli dabei. Wir mussten wegen Corona leider unsere Veranstaltung in Hamburg absagen, aber die Idee ist, dass der Afro durch Deutschland tourt und dabei in jeder Stadt immer mehr Frauen aufnimmt. Wenn er dann wieder in München ankommt, besteht er nicht mehr nur aus 12, sondern vielleicht aus tausenden kleinen Afros.“

Wie kann man ein Teil von diesem Afro werden?

Tatsächlich suchen wir uns die Frauen bewusst aus. Nicht, weil wir nur wunderschöne Models ablichten wollen, sondern weil uns die Diversität wichtig ist. Wir achten zum Beispiel darauf, dass möglichst viele unterschiedliche Hauttöne vertreten sind und ich würde mir auch wünschen, mehr ältere Frauen dabei zu haben. Natürlich passiert im Moment auch noch viel über den eigenen Bekanntenkreis.

Was können Schwarze Frauen von Gurlz with Curlz mitnehmen?

„Sie sehen Frauen mit denen sie sich identifizieren können, die die gleichen Probleme haben und die ihre Interessen teilen. Ich glaube es ist wichtig, sich selbst in der Gesellschaft sehen zu können und da versuchen wir unseren Teil beizutragen. Bei unseren Ausstellungen trifft man ja auch andere Leute. Es geht viel um Vernetzung mit der Community und Information. Wie pflege ich meine Haare, wo finde ich einen guten Friseur, wie schminke ich mich?

Wir veröffentlichen auch ein Magazin (Anm. d. Red.: die neue Ausgabe soll im November erscheinen), in dem wir verschiedenste Frauen vorstellen. Zum Beispiel eine Frau mit einem FoodBlog oder eine die „Braiding“ macht, also Haare flechtet. Es ist mir einfach wichtig PoC in ihrem ganzen Wesen vorzustellen. Wir sind mehr als nur die Rassismusdebatte. Wir sind zum Beispiel auch Businessleute mit Träumen und Wünschen.“

Können auch weiße Menschen etwas lernen?

„Absolut! Gurlz with Curlz soll ja inklusiv und nicht exklusiv sein. Es wäre schwierig, die Leute, die in der Mehrheit sind und auch wirklich helfen können auszuschließen und es wäre auch nicht repräsentativ – meine besten Freundinnen sind auch fast alle weiß. Wir schaffen hier eine Plattform für PoC und einen Safespace bei unseren Shootings bei denen PoC sich untereinander austauschen können. Später muss es aber auch eine Mischung von Betroffenen, Beobachter*innen, und Täter*innen geben, in der dann ein Austausch stattfinden kann. So kommen vielleicht auch Leute an Kontakte und Jobs, die sie sonst nicht bekommen würden.“

Wie kann man euch unterstützen oder mitmachen?

„Ich habe am Anfang alles aus eigener Tasche bezahlt und das geht jetzt einfach nicht mehr. Deshalb freuen wir uns über jede Spende und natürlich, wenn Leute unser Magazin kaufen. Aber auch Menschen, die in Stiftungen sitzen oder Menschen, die Galerien haben und uns ihre Räume zur Verfügung stellen können, sind eine große Hilfe.“