Durchgesuchtet: Warum wir süchtig nach Stern Crime-Stories sind

Keine Lügen. Keine Fiktion. Keine erfundenen Details. Einmal aufgeschlagen kann ich die Stern-Crime-Zeitschrift nicht mehr aus der Hand legen. Alle zwei Monate erscheint eine neue Ausgabe am Kiosk, mittlerweile gibt es 23. Ich habe keine einzige verpasst. Die Geschichten behandeln wahre Verbrechen von überall auf der Welt. So spannend und eindringlich erzählt, dass sie mir jedes Mal Gänsehaut bereiten. Wie ein Sog ziehen die Geschichten über die Abgründe der Menschheit den Leser in ihren Bann, von grausamen Serienmorden über nie aufgeklärte Mordfälle bis zu tödlich endenden Familientragödien. Die Suchtgefahr verstärkt sich auch noch durch das visuell ansprechende Layout: Zu jeder einzelnen Story gibt es wirkungsvolle Fotostrecken, alte Fotografien aus dem Besitz der Opfer oder Täter und Abbildungen von polizeilichen Dokumenten oder Beweisstücken. Das Layout schafft eine kühle, schauderhafte Atmosphäre zwischen Neugier und Gänsehaut, der man sich als leidenschaftlicher Krimi-Fan einfach nicht entziehen kann. Kein Wunder also, dass die Zeitschrift schon einmal den Axel Springer Preis gewonnen hat.

Wie wird ein Mensch zum Serienkiller?

Es gibt keine vergleichbare Zeitschrift, die so faszinierende Einblicke in die Psyche von Mördern liefert. Was geht im Kopf eines Mörders vor sich? Was ist es, das einen Menschen zum Töten bewegt, mehrmals? Familienverhältnisse, Freundschaften, Beziehungen und die Kindheit der Mörder werden unter die Lupe genommen. Charakter, Gewohnheiten und Verhaltensmuster kritisch durchleuchtet. Hinter jeder Geschichte steckt langwierige, gründliche Recherchearbeit. Immer verbunden mit dem Anspruch, nichts anderes als die Wahrheit zu schreiben. Denn auch wenn sich die Texte wie Erzählungen lesen, ist an ihnen rein gar nichts erfunden. Wenn ein Mädchen in einer der Geschichten eine Katze streichelt, dann muss der Redakteur belegen, woher er das weiß. „Der Moment ist damals von einer Zeugin beobachtet worden“, wie Crime-Redaktionsleiter Guiseppe di Grazia in der neuesten Ausgabe schreibt. Die Crime-Redakteure sind monatelang damit beschäftigt, alles über die Tat selbst und über die Persönlichkeit der Mörder und Opfer herauszufinden. Sie führen Gespräche mit dem sozialen Umfeld ihrer Protagonisten, besuchen deren Heimatorte, Arbeitsplätze und private Rückzugsorte. So lange bis ein Gesamtbild entsteht, bis sich die persönliche Geschichte eines Mörders erzählen lässt – so, wie sie in Wahrheit passiert ist. Wie sieht er also aus, der perfekte Fall für die Stern Crime? „Das ist ganz einfach – und doch so schwierig. Der Fall sollte einen sofort packen. Der Fall darf uns erschrecken, sollte uns nachdenklich machen, zornig, einsichtig, und er darf uns auch unterhalten. Und dann braucht der Autor, der die Geschichte dazu aufschreibt, eine Dramaturgie, die den Leser bis zum Schluss fesselt“, so Guiseppe di Grazia.

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Sind Serienmörder auch nur Menschen? 

Menschen wollen für alles eine Erklärung. Sie wollen eine Erklärung dafür, wie ein Mensch zum Serienkiller wird. In den Texten lernen die Leser den Menschen hinter den blutigen Taten kennen. Zum Beispiel den Serienmörder und Vergewaltiger Robert Hansen aus Alaska, der 1984 für die Morde an vier jungen Frauen verurteilt wurde. Zu einer Freiheitsstrafe von 461 Jahren und lebenslänglich. Heute geht man davon aus, dass er damals noch mindestens 30 Frauen vergewaltigt und 13 weitere Frauen getötet und im Wald verscharrt hat. Nach außen hin wirkte er wie ein ganz normaler Ehemann und Vater von zwei Kindern, dem man seine Taten lange nicht nachweisen konnte. In Wirklichkeit war er ein Psychopath, der sich Jahre später an Frauen rächen wollte. Niemand wusste, dass er als Kind unter der Erziehung seines Vaters litt und aufgrund seiner Akne und seines Sprachfehlers von den Mädchen auf seiner Schule gemobbt wurde. Hansens Geschichte wird auf über zehn Seiten erzählt, sein Leben und das ganze Ausmaß seiner brutalen Morde detailliert aufgeschrieben. Am Ende erfährt der Leser, dass der Killer bis an sein Lebensende keine Reue gezeigt hat.

Genau das macht die Crime für mich so einzigartig spannend – und schockierend zugleich. Es ist dieses Hin-und-hergerissen-Sein zwischen Sympathie und Abscheu für die Mörder, schließlich sind sie ja nicht als „Monster“ auf die Welt gekommen, sondern erst im Laufe ihres Leben dazu geworden. Eine Geschichte ist spannender als die andere, jede Seite macht Lust auf mehr. Das geht nicht nur mir so. Völlig zurecht hatte die Zeitschrift schon nach einem Jahr über 10.000 Abonnenten und eine treue Fan-Community auf Facebook und Instagram.

Verbrechen und True-Crime-Stories sind voll im Trend

Crime-Fans wie ich sind fasziniert von Serienmördern. Kein anderes Genre ist derzeit so beliebt, wie Verbrechen und True-Crime-Stories. Als Beweis dafür reicht ein einziger Blick auf die Top-Vorschläge bei Netflix. Crime, Crime und noch mehr Crime. Angefangen hat alles mit der vor kurzem neu erschienen Serie „You – Du wirst mich lieben“, die auf Netflix eingeschlagen hat wie eine Bombe, vor allem bei den weiblichen Fans. Penn Badgley selbst musste seine Fans vor seinem Serien-Ich, einem besessenen Stalker und Mörder, warnen. Ähnlich lief es mit der kurz darauf veröffentlichten Netflix-Doku-Serie über den Serienmörder Ted Bundy, der in den U.S.A in den 1970er Jahren über 30 junge Frauen auf brutalste Weise getötet hat. Eine Tatsache, die Bundys weibliche Fans nicht davon abhalten konnte, ihn wegen seines attraktiven Äußeren anzuhimmeln. Wir können nicht genug bekommen, von den Grausamkeiten und der Brutalität, mit der Serienmörder unschuldige Opfer töten – obwohl wir das oft nicht wahrhaben wollen. Es ist ein bisschen so wie bei einem Unfall, man will weggucken, aber es geht nicht.

Nach jeder Geschichte aus der Crime brauche ich ein paar Minuten, bis ich wieder in der Realität angekommen bin. Was bleibt ist diese Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit darüber, zu welchen grausamen Taten Serienmörder wie Robert Hansen fähig sind. Faszination hin oder her, zu wissen, dass die Geschichten real sind, hinterlässt ein mulmiges Gefühl.

SHOPPING-TIPP: Kannst du die Stern Crime auch nicht aus der Hand legen? Dann hol dir gleich die aktuelle Ausgabe*.

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