Liebe und Sex

Eine Idee Liebe: Über manche Menschen kommt man niemals gänzlich hinweg

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Als ich ihm ein Jahr nach unserem Kuss begegnete, ist mir eines klargeworden:

Es ist nicht wirklich er, den ich mochte, als vielmehr das Bild, dass ich von ihm hatte. Sicher hatte es einen gewissen Auslöser dafür gegeben, vielleicht hat seine Art oder sein Aussehen etwas in mir getriggert, weil er diese Grübchen hat und diese funkelnd blauen Augen. Aber schließlich war es vor allem diese idealisierte Vorstellung, die mich um den Verstand gebracht hatte. All die Jahre ist er meine Projektionsfläche gewesen. Als ich nun mit ihm sprach, merkte ich, dass meine Vorstellung von dem Original merklich abwich, dass ich einiges dazu und weggedichtet hatte und dass mir die reale Person in Wahrheit gar nicht so gut gefällt. Diese Tatsache tat fast mehr weh als der Kontaktabbruch. Ich fühlte mich plötzlich desillusioniert und meiner Gefühle beraubt, die meistens auf paradoxe Art und Weise schön gewesen sind.

Vermutlich liegt darin der Grund, warum wir Kryptonit-Menschen verfallen, und zwar nicht, weil sie von Natur aus solche sind, sondern weil wir sie als solche ernennen. Sich in eine Vorstellung zu verlieben, bewahrt einen schließlich davor, eine ernsthafte Bindung einzugehen. Vielleicht suchen wir uns Kryptonit-Menschen, damit der glanzvolle Schein einer Vorstellung niemals zerstört wird, weil die nüchterne Realität ihn nicht einzuholen vermag. Die Fantasie schwebt über der fahlen Wirklichkeit, wie ein Regenbogen, der sich über einer dichten Wolkenfront erstreckt.

Natürlich gibt es bestimmte toxische Verhaltensmuster, die die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen, dass man schwer über jemanden hinwegkommt. Ghosting ist eine solche Sache, emotionale Abhängigkeit auch, unrealistische Erwartungen und Vorstellungen ebenso. Letzten Endes wird die Zeit zeigen, wie gut man mit der Situation klarkommt. Wenn man darunter leidet, ist es nicht hilfreich, den Kontakt bestehen zu lassen. Hier sollte lieber ein klarer Schlussstrich gezogen werden, denn lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und sollten die Gefühle dennoch einmal wieder auftauchen, weil man sich beim REWE an der Kasse begegnet, oder die Gedanken umherschweifen, dann ist das auch okay. Die meisten von uns haben einen Kryptonit-Menschen in ihrem Leben und nicht immer muss das etwas Schlechtes bedeuten.

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Bildquelle: Kristina Paukshtite von Pexels; CC0-Lizenz

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