Frau sitzt alleine am Wasser.

Qual oder Wahl: Einsamkeit vs. Alleinsein

Zwischen Einsamkeit und Alleinsein liegt die große Kluft der Entscheidung. Oftmals werden die beiden Dinge allerdings gleichgesetzt, obwohl es eindeutige Unterschiede zwischen den zwei Zuständen gibt.

Zunächst zur Einsamkeit. Sie ist nie selbst gewählt, aber immer negativ und kann sich auf die Gesundheit auswirken. Sie beschreibt das Fehlen befriedigender sozialer Kontakte und hat ein soziales Defizit als Auslöser. Einsamkeit ist schwer messbar, da sie ein subjektives Gefühl ist und keine eindeutigen universellen Symptome aufweist.

Einsamkeit ist evolutionär bedingt und erinnert uns Menschen an den Fakt, dass wir als soziale Wesen auf die Gesellschaft anderer angewiesen sind. Zwar kann diese Gesellschaft anstrengend und ermüdend sein und oftmals ist es zeitaufwändig und mühsam soziale Kontakte zu pflegen, wenn man diese Menschen nicht zufällig eh jeder Tag sieht, jedoch verwandeln wir uns ohne sie in Einzelgänger:innen.

Der Zustand der Einsamkeit verleitet Menschen zu mehr Selbstbezogenheit, was natürlich etwas Positives sein kann und für Menschen, die lernen müssen auch mal an sich selbst zu denken etwas sehr Wichtiges. Allerdings kann diese, der Einsamkeit geschuldete, verstärkte Selbstbezogenheit wiederum dazu führen, dass wir uns einsam fühlen und bei Mitmenschen auf Distanz gehen.

Natürlich heißt es nicht automatisch, wenn ein Mensch wenig soziale Kontakte hat, dass er auch einsam ist und im Gegenzug bedeutet eine riesige Freundesgruppe auch nicht, dass sich ein Mitglied nicht trotzdem einsam fühlt. Diese Form der Einsamkeit nennt man subjektive Einsamkeit.

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Einsamkeit. Der sozialen und der emotionalen Einsamkeit. Erstere beschreibt das Fehlen einer Bezugsperson, einem Menschen dem man sich anvertrauen kann. Diese Einsamkeit entsteht meist durch den Verlust eines geliebten Menschen oder Trennungen. Die soziale Einsamkeit steht für den Mangel an sozialen Kontakten und Beziehungen.  

Trotz Social Media und der Möglichkeit 24/7 mit jemandem in Kontakt zu treten, fühlen wir uns heute einsamer als früher. Wenn dieser Zustand zu einem Dauerzustand wird, entsteht die sogenannte chronische Einsamkeit. Von ihr sind häufig ältere Menschen betroffen. Aufgrund von Todesfällen oder körperlichen Einschränkungen verlieren alte Menschen den Draht zu ihrem sozialen Umfeld und werden einsam.

Und wo liegt jetzt der Unterschied zum Alleinsein?

Alleinsein ist an Wahl gekoppelt. Dieser Zustand ist immer selbst gewählt und hat eine positive Konnotation. Er wir mit Selbstfindung und dem zur Ruhe kommen in Verbindung gebracht und eröffnet uns die Möglichkeit Nachzudenken, uns selbst besser kennenzulernen und unsere Batterien wieder aufzuladen.

Der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein liegt also in der Entscheidung begründet. Ich kann mich heute aktiv dazu entscheiden einfach für mich zu allein sein und erst ab morgen wieder Menschen zu treffen und etwas gemeinsam zu unternehmen. Wenn die Menschen oder die Möglichkeit auf soziale Kontakte allerdings fehlen, ist es keine aktive Entscheidung mehr, sondern ein Zustand der mit Leid verbunden ist.

Mehr Themen

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Keenance Constance von pexels, CC0-Lizenz