Pandemie-Erasmus: Das etwas andere Auslandssemester

Paulina (26) studiert Politikwissenschaften und Sicherheit in Stockholm und war ein Semester lang in Grenoble

Du bist trotz der Unsicherheit, die die Pandemie mit sich bringt, ins Auslandssemester gegangen. Hattest du keine Zweifel?

Doch, ich hatte Zweifel, aber die waren nicht groß genug, um mich vom gehen abzuhalten. Ich machte mir Sorgen um einen zweiten Lockdown und um strengere Einschränkungen, die dann auch tatsächlich eintraten. Aber so schlimm war es dann schlussendlich doch nicht.

Wie ist dein Semester verlaufen? Konntest du trotz der Umstände Land und Leute kennenlernen?

Das Semester ist trotz der Umstellung auf Online-Uni und hohen Covid-Zahlen gut verlaufen. Vor allem zu Beginn des Semesters konnten wir in der Uni, als diese noch in Präsenz stattfand, neue Freunde finden. Dafür bin ich sehr dankbar, denn jetzt, wo alles online ist, muss es für neue Austausch-Studierende sehr schwer sein, Leute kennenzulernen. Im September war noch viel möglich, Bars und Restuarants waren geöffnet, Reisen und Ausflüge waren kein Problem, sogar Partys fanden statt. Als dann Bars und Restaurants schlossen, die Sperrstunde und schließlich der komplette Lockdown eingeführt wurden, habe ich es geschafft, die sozialen Kontakte weiterhin aufrecht zu erhalten. Wir haben zusammen im Wohnheim gekocht und gefeiert. Der Lockdown hat uns näher zusammengebracht und ich habe neue Freunde in einer Zeit gefunden, in der man eigentlich niemanden treffen sollte.

Hast du irgendwann während des Semesters überlegt abzubrechen?

Ja, kurz bevor der Lockdown im Herbst begann. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, so etwas habe ich davor noch nie erlebt. Ich bin allerdings froh, hiergeblieben zu sein.“

Hat dir etwas Bestimmtes gefehlt, auf das du wegen der Pandemie verzichten musstest?

Ich denke, Feiern und dabei neue Leute kennenlernen hat vielen hier gefehlt. Sicher, wir haben gefeiert, aber ich rede von Partys, auf denen man sich keine Gedanken um Corona machen muss. Oder um die Campus-Security, die die Party auflöst und um Mitternacht die Polizei ruft. Jetzt, wo auf den Bergen Schnee liegt, aber die Lifte geschlossen sind, vermisse ich das Snowboarden. Das war einer der Gründe, warum ich hier eigentlich hergekommen bin.“

Grenoble ist bekannt für die umliegenden Ski-Gebiete in den französischen Alpen

Was ist dein Fazit zu deinem Erasmus-Semester?

Ich bin sehr glücklich, dass ich trotz der Umstände, die mir ein sehr außergewöhnliches Auslandssemester beschert haben, hergekommen bin. Ich habe neue Freunde gefunden, viel Spaß gehabt und habe mein Französisch verbessert. Ich habe die französische Kultur genossen und habe mich in die Berge um Grenoble verliebt.“

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Bildquelle: Privat & zur Verfügung gestellt