„(Fast) Alles Einfach Erklärt“: Mit Niklas Kolorz vom Ursprung des Universums bis zur Marsmission

Ody: Bist du dann in all diesen Themen auch selbst bewandert oder hast du dir da Hilfe bei einigen Sachen geholt?

Niklas: Ich bin Autodidakt, habe mir das alles also auch selbst durch das Lesen von Büchern und Studien angeeignet. Ich habe auch mal ein wissenschaftliches Studium angefangen, aber keinen Abschluss darin gemacht (lacht). Ich habe mich da also überall reingearbeitet, habe aber auch Physiker*innen im Freundeskreis, die ich ab und zu mal frage, wenn es irgendwas gibt, wo ich selber stecken bleibe. Durch meinen Content und meine Arbeit als Journalist bin ich im meisten aber schon relativ gut bewandt. Chemie war für mich ein harter Knochen, weil ich einfach auch in der Schule schon Chemie immer schlimm fand (lacht) aber das hat dann doch ganz gut funktioniert und wenn man sich dann bisschen reingefuchst hat und auch so ein physikalisches Grundverständnis hat, dann geht das schon klar.

Ody: Beim Lesen deines Buchs fiel mir auf, dass vieles davon schon irgendwie in einem Schulbuch drinnen stand oder zumindest angeschnitten wurde. Meinst du, die Schulbildung, wie wir sie aktuell haben, reicht nicht aus und ist das ein Grund für dein Buch?

Niklas: Also ich glaube auf der einen Seite lernen wir Sachen in der Schule, die gar nicht so wichtig sind und dann halt einfach „um des Lernens Willen“ beigebracht werden. Wovon ich aber gerade in den Naturwissenschaften vom Schulsystem enttäuscht worden bin, ist, wie und in welcher Reihenfolge die Inhalte angefangen worden sind. Ich kann mich noch an meine erste Physikunterrichtsstunde erinnern, da ging es um Schaltkreise, Widerstände, Volt und Ohm und das fand ich von der ersten Sekunde an schnarchlangweilig.

Dabei könnte man junge Leute direkt mit etwas catchen, was sie begeistert, wenn man etwa sagen würde, man unterhält sich einfach mal über Astrophysik, den Weltraum, Satelliten und die Mondmission – irgendetwas, was wirklich mindblowing ist. Das ist es ja, was in der Wissenschaft drinsteckt und den Zauber ausmacht, wir können irgendwelche Roboter quer durch das Sonnensystem auf Asteroiden draufschießen, mit Formeln genau berechnen, wo das alles landet, und es funktioniert. Würde man die Inhalte ein wenig dahingehend umstellen zu sagen, wir begeistern die Leute zuerst, dann könnte man danach auch mal grundlegendes ansprechen wie „ja was ist denn nun mit Widerständen und Stromleitungssystemen?“. Was fehlt ist glaube ich eine Begeisterung, die einfach vermittelt werden muss und das ist so ein bisschen das Problem vom Curriculum.

Ody: Was auf jeden Fall ansprechend war ist dein Video zur maßstabgetreuen Nachstellung der Entfernung zwischen Erde und Mars – woher kam eigentlich die Idee?

Niklas: Die besten Ideen kommen mir irgendwie nachts um drei, wenn ich nicht einschlafen kann, habe ich das Gefühl (lacht). Da lag ich im Bett und dachte mir „Hm, wäre eigentlich cool zu wissen, was passiert, wenn ich jetzt so eine Globuserde habe und die misst so 30 oder 35 cm im Durchmesser. Dann ist mir erst aufgefallen, dass die ISS in diesem Maßstab nur 1 cm von der Erde entfernt wäre und das fand ich spannend. Da habe ich mich einfach mal hingesetzt und durchgerechnet, wo denn jetzt andere Sachen im Universum wie das James-Webb-Teleskop sind und wie man das im Maßstab setzen kann.

Und ich fand es wahnsinnig witzig zu sagen, ich fange auf einem Fußballfeld an und man denkt „ah ja cool, am Ende des Fußballfelds ist vielleicht der Mars“ aber nein, er ist einfach über sechs Kilometer entfernt. Das durchzurechnen fand ich einfach toll und dass das Olympiastadion da mitgemacht hat und wir da drehen durften, war natürlich auch eine großartige Erfahrung.

Ody: War das dann auch der einzige Grund, warum deine Wahl aufs Olympiastadion als Referenz gefallen ist oder gab es da noch was anderes?

Niklas: Ich hab eigentlich auf Google Earth einfach angefangen, so ein bisschen Luftlinien von Fußballplätzen zu zeichnen. Für das Video war es mir irgendwie auch wichtig, dass ich ein Stück Wasser überquere – ich fand das sieht cool aus, wenn ich zwischendurch so mir nichts dir nichts auf ein Stand-Up-Paddle-Board steige und dann noch zwischen zwei kleinen Inseln umherfahre oder so.

Dann hab ich mich gefragt, was denn das Größte ist, was man in Berlin machen könnte und dann hab ich eben ans Olympiastadion gedacht und von da die Linie gezogen. Dabei ist mir auch noch aufgefallen, dass der Mars dann ziemlich genau ein paar hundert Meter vor der Stadtgrenze liegen würde und es ist schon cool, sagen zu können, dass man sogar die Stadt verlassen müsste, um bei diesem Maßstab den Mars zu finden. Das hat dann alles perfekt gepasst und die Havel ist auch noch im Weg, also durfte ich dabei auch aufs Stand-Up-Paddle-Board steigen.