Festivalbericht zum „Stadt ohne Meer“ Festival 2022
Als ich die Einladung zum Stadt ohne Meer Festival bekommen habe, war ich zuerst sehr überrascht, dass ich bisher nicht davon gehört hatte. Das Line-up war ein guter Mix aus aufstrebenden und bereits bekannten Hip-Hop, Rock und Pop Künstlern und Künstlerinnen. Also nichts wie hin!
Je länger ich das Line-up betachtete, desto besser wurde es. Für Lugatti&9ine hab ich sogar noch Konzertkarten von April 2020. Muss eines der ersten Konzerte gewesen sein, die abgesagt wurden. Disarstar, Layla, Schmyt und Cashmiri kannte ich auch schon. Alle 6 sind eher neu auf der Hip-Hop Bühne. OK Kid, die das Festival ins Leben gerufen haben, sind bereits länger dabei und hatten mit dem neuen Album „DREI“ gerade erst den Sommersoundtrack 2022 auf den Markt gebracht. Mit Edwin Rosen und Die Nerven waren 2 Punk-Bands dabei. Edwin Rosen hatte erst 2020 seine Debütsingle veröffentlicht. Doch auch der Indie-Pop-Bereich war mit Von wegen Lisbeth stark vertreten.
Dieses Jahr dauerte das Festival zum ersten Mal 2 Tage. Das hieß für mich: Wurfzelt und Schlafsack in den Rucksack, ein paar Klamotten obendrauf und mit 9-€-Ticket in die Regionalbahn. Gießen, der Veranstaltungsort und die Heimatstadt von OK Kid, ist zum Glück nicht weit von meinem Zuhause entfernt und so dauerte die Fahrt nicht all zu lang. Der Einlass zum Campingplatz und Festivalgelände verlief komplett problemlos und war vom Veranstalter sehr gut organisiert. Der Campingplatz war für ein Festival mit diesem Line-up nahezu überschaubar und die Atmosphäre locker und entspannt.
Keine 10 Minuten nach meiner Ankunft hatte ich bereits Bekanntschaft mit meinen Zeltnachbarn geschlossen und mit Vorfreude gingen wir gemeinsam noch einmal die anwesenden Künstler und Künstlerinnen durch. Schließlich wollte man niemanden verpassen. Ein Problem, welches sich schnell in Luft auflöste, denn die Artists traten stets nacheinander auf und so konnte man jeden Act, den man besuchen wollte, auch komplett sehen.
Am ersten Tag machten auf der Main Stage nach „So Soon“ und „Rote Mütze Raphi“ (Eingesprungen für Nina Chuba), Betterov den Einstieg in das Festivalwochenende. „A Black Rainbow“, „Apsilon“ und „Horsegirl“ sorgten auf der 2nd Stage für die Nachmittagsunterhaltung. Der sehr gut besuchte Auftritt von „Schmyt“ auf der Hauptbühne war dann der Startschuss für den ersten Abend. Die Crowd war extrem begeistert und wollte ihn wahrscheinlich für immer behalten, was zu einem fast nahtlosen Übergang zum Auftritt von meinem persönlichen Highlight „Lugatti&9ine“ führte.
Die beiden Jungs aus Köln sind durchaus bekannt für ihre energetische Bühnenpräsenz und enttäuschten auch an diesem Abend nicht. Die Songauswahl war großartig und der Moshpit hielt sich praktisch konstant über die gesamte Stunde Spielzeit. Jungs, es hat mega Spaß gemacht!
Den eigentlichen Tagesabschluss setzten die Headliner „Von wegen Lisbeth“, die noch mal einen drauflegten, bevor die Musikjournalistin „Cashmiri“ als DJ die Nacht mit einem entspannten Hip-Hop-House Mix ausklingen ließ.
Zurück auf dem Campingplatz ließen meine Zeltnachbarn und ich den ersten Tag Revue passieren, bevor wir happy auf unsere Isomatten fielen. Man musste schließlich noch ein bisschen fit für morgen sein!
Day 2
Der zweite Tag hatte ebenfalls einiges zu bieten und mit „Layla“, einer jungen Rapperin, wurde ein perfekter, entspannter Abend eingeleitet. Weiter ging es dann etwas lauter mit ein bisschen Punk von „Die Nerven“. Kurz darauf stand ein weiterer (Post-)Punk Künstler auf der Bühne: „Edwin Rosen“. Im Gegensatz zu „Die Nerven“ ist er ein eher neuer, noch nicht so bekannter Künstler und hat daher auch ein vorwiegend junges Publikum.
Ein wichtiges Stichwort für Disarstar, einen marxistischen Rapper, der viel Unterstützung von Fridays for Future dabei hatte. Diese waren nicht nur vor der Bühne, sondern auch auf dem Festivalgelände mit eigenem Großzelt und Tombola vertreten. „Jeremias“ war schließlich der Supporting Act für die Veranstalter selbst, die natürlich, gemäß „Das Beste kommt zum Schluss“ am Ende des zweiten Tages noch einmal alles und jeden für sich mobiliserten und einen wirklich sehr energiegeladenen Auftritt inklusive Stage Dive lieferten. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an OK Kid für das tolle Festival!
Doch auch abseits von der Bühne war die Stimmung auf dem Festival zwischen den Leuten großartig. Vor und nach den Gigs wurde viel Volley-oder auch Flunky-Ball gespielt und sich ausgetauscht. Es gab keinerlei größeren Probleme und anscheinend hat wohl auch jeder seinen Müll mitgenommen.Vorbildlich!
Der einzige Punkt, der mich spätestens am zweiten Tag und bei den derzeit steigenden Temperaturen irritierte, war die Wasserversorgung. Denn gerade bei gut besuchten Auftritten war es für die Zuschauer häufig schwierig an Wasser zu kommen. Hier könnte man sich eventuell noch ein besseres Konzept überlegen.
Dieser wirklich kleine Kritikpunkt hat dem Gesamteindruck allerdings kein bisschen geschadet und ich werde das Wochenende mehr als positiv in Erinnerung behalten. Vielleicht komme ich ja nächstes Jahr wieder.