Wir erzählen von unseren #Flirtpannen

Rahel (26)

Das mit dem Flirten ist so eine Sache. Ich für meinen Teil habe das Gefühl, dass es mit dem Flirten ist, wie mit allen anderen Dingen auch, die man entweder nur sehr selten oder einfach noch nicht sehr lange macht. Wenn wir das erste Mal versuchen Gitarre zu spielen, dann hört sich das Gezupfe an den Saiten einfach nur schrecklich an. Und auch der heißersehnte Tangokurs wird uns zu Anfang sicher auch weniger heiße Nächte und mehr schmerzende Füße bescheren.

Naja, und so kann auch ich heute mit Stolz sagen, dass sich meine Flirtversuche in den vergangenen Jahren massiv gebessert haben, doch dafür musste mein 18 bis 23-jähriges Ich auch ganz schön leiden. Die meisten meiner verunglückten Flirtversuche habe ich mittlerweile zum Glück erfolgreich verdrängt und doch gibt es einige Momente, die mir noch heute einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen, sodass ich mich erstmal physisch Schütteln muss, um die Erinnerung schnell wieder loszuwerden.

So möchte ich mich hiermit förmlich bei dem jungen Herren aus meiner Einführungsvorlesung in Soziologie entschuldigen, welchen ich durch pures Anstarren und – meiner Meinung nach – schüchterne Augenaufschläge, dazu bewegen wollte, voll auf mich abzufahren. Dieser Versuch ging jedoch nur halb auf, denn der freundliche Kerl kam nach der Vorlesung tatsächlich zu mir rüber, jedoch lediglich, um sein Mitleid zu bekunden. Er hätte auch länger gebraucht, um sich an seine Kontaktlinsen zu gewöhnen.

Ja, richtig. Mein erotischer Augenaufschlag sah für ihn offensichtlich eher nach verrutschter Kontaktlinse aus. Mit hochrotem Kopf und entsetzt über sein Unvermögen meinen Flirtversuch als solchen anzuerkennen, stand ich auf und rannte Hals über Kopf aus dem Hörsaal.

Sorry nochmal, ich fand dich echt süß!

Hannes (22)

Die schlimmsten Flirt-Situationen sind doch die, bei denen man erst viel, viel später erkennt, dass es überhaupt welche waren. So ist es leider eine meiner Fähigkeiten (so wie der Kontaktlinsen-Typ von Rahel) es überhaupt nicht zu blicken, wenn mit mir geflirtet wird. 

Eines Tages lernte ich ein Mädchen kennen und wir verstanden uns gut. Sie bot mir an, zusammen bei ihr zu Hause Hummus zu machen. Das war natürlich ein Vorwand, wer lädt einen schon so casual zum Hummus machen ein? Aber diese Erkenntnis blieb meinem damaligen Ich leider fern. Ich dachte mir nur: “Hä, nein? Ich hab doch keine Lust Hummus zu machen. Was für eine komische Frage ist das denn?” Also sagte ich ihr ab und wir trafen uns danach auch nicht mehr. 

Und ja, da saß ich dann, Monate später, und plötzlich viel der Groschen. “Du IDIOT!” dachte ich mir, “Sie wollte doch keinen verdammten Hummus machen! Und selbst wenn, sie brauchte einfach einen Grund, um mich zu ihr einzuladen!”

Nun, in diesem Moment der Erkenntnis ist dann alles schon zu lange her, sodass man seine Dummheit einfach akzeptieren muss. Gelernt daraus habe ich, dass nicht immer alles so ist wie es scheint, und selbst banale Dinge wie Hummus weitaus mehr Bedeutungen haben können, als man zuerst denkt. Das nächste Mal werde ich zweimal nachdenken.

Sophie (22)

Da ich Zeit meines Erwachsenenlebens länger in Beziehungen als Single war, beschränken sich meine Erfahrungen in diesem Bereich auf ein paar komische Anmachsprüche von irgendwelchen Typen, die bei der Unterrichtsstunde Flirten wohl Kreide holen waren.

Ich war mit meiner besten Freundin im Club und habe schon von weitem den penetranten Blick eines jungen Mannes gespürt. Als meine Freundin kurz auf die Toilette gegangen ist, kam Bewegung in ihn. Er war einer der Jungs, die sich extrem attraktiv und unwiderstehlich fühlten. Er kam auf mich zu, schmieriges Grinsen, breiter Gang.

Ich: bereit für jeden dummen Anmachspruch.

Er: „Du bist aber nicht aus Deutschland, oder?“

Ich: Verwirrt.

Er: „Schon so asiatischer Raum, oder?“

Ich: Deutscher als deutsch, extrem verwirrt.

Danach redete er noch mindestens fünf Minuten auf mich ein, wieso ich ja eindeutig aus dem asiatischen Raum käme und dass man mir das ja wohl ansehe. Ich habe nach ein paar Verneinungen einfach nichts mehr gesagt. Wieso musste ich jetzt irgendeinen Fremden davon überzeugen, dass ich nicht aus Asien komme? I mean: Was interessiert es ihn? Oder inwiefern bringt es uns hier irgendwie weiter? Da hab ich dann doch lieber eine billige Anmache, die nach einem Kopfschütteln wieder verschwindet. Irgendwann hat er dann gefragt, ob er nicht meine Nummer haben könne. Als ich meinte, dass ich einen Freund habe, habe ich darauf immerhin meinen dummen Anmachspruch des Abends bekommen: „Er ist ja aber nicht hier.“ Amen.

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Bildquelle: Foto von Ron Lach von Pexels; CC0-Lizenz