Sebastian Schramm Krebs Kolumne

Fürs Erste Krebs: Episode #11

0Nur fünf Buchstaben. Sie reichen aus, um ein Leben für immer zu verändern. Was aber, wenn das Leben noch gar nicht richtig begonnen hat? Sebastian Schramm ist 26 Jahre alt – und leidet an Krebs. Von nun an teilt er auf ZEITjUNG seine Gedanken, Erlebnisse und Anekdoten über die Zeit mit einer Krankheit, die in Deutschland jährlich eine Großstadt auslöscht.  Teil 12 , 3, 456 7 , 8 , 9 und 10 findet ihr hier. Heute: Folge 11  –  Dem Krebs ein Gesicht geben.

 

Es war der Morgen danach. Geschlafen hatte ich nicht viel, trotz der Tablette. Schon als sich die Diagnose abzeichnete, erholte mich der Schlaf nicht länger – keine Freude mehr über Ruhe nach einem anstrengenden Tag. Die Nächte verkamen zur Pause, ein vorübergehender Schutz für die eigenen Gedanken, die nur noch von Angst bestimmt waren. Mit dem Aufwachen setzte es wieder ein, nach wenigen Sekunden, schwer wie Blei: Du hast Krebs.

Im Nachhinein wundere ich mich. Dass nach der ersten Nacht im Krankenhaus nicht nur die Last der Krankheit an mir zehrte, sondern ich etwas Verschwundenes wiederentdeckte: einen Anflug von Zuversicht, vielleicht sogar Tatendrang. Naivität hilft. Alleine aß ich das Frühstück am Tisch in Zimmer 9.5.27, ein trockenes Weizenbrötchen mit Marmelade, dazu einen Kaffee. Nebenbei tippte ich in mein Handy. Alles sei gut, schrieb ich meinen Freunden in der Whats-App-Gruppe „Hoffnung“. Ich würde essen, nach sieben verschwundenen Kilos ein Erfolg. Und ich sprach einen Wunsch aus. Sie mögen sich bitte einen Namen für den Krebs ausdenken. Meine Mutter hätte Kobold vorgeschlagen. Die Antworten kamen schnell. Glückwünsche zu meinem Hunger, die Freude über meinen Optimismus, und ja, die Sache mit dem Kobold sei in Ordnung.