Hosen mit Preisschildern

Game of Fashion: Das Lied von Ausbeutung und Kapitalismus

Die Modeindustrie war in den letzten Jahren immer häufiger starker Kritik ausgesetzt. Insbesondere die Fast Fashion Industrie wurde an den Pranger gestellt, wegen der Ausbeutung von Arbeiter*innen, der umweltbelastenden Produktion und häufigem Schwindel über Nachhaltigkeit. Der Mangel an Transparenz macht es Kund*innen oft unmöglich nachzuvollziehen, wo und wie ihre Kleidung produziert wird. Konsum und Kapitalismus treiben die Unternehmer*innen an, gleichzeitig sind Modemarken oft wenig inklusiv oder müssen sich sogar Rassismusvorwürfe entgegenhalten lassen. Hat sich inzwischen etwas geändert?

Wird Mode nachhaltiger?

Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist kein rechtlich geschützter Begriff. Das bedeutet, dass ein Produkt keine bestimmten rechtlichen Voraussetzungen erfüllen muss, um diese Bezeichnung zu führen. Damit stellt sich die Frage, was eigentlich unter „Nachhaltigkeit“ zu verstehen ist. Jedoch ist der Begriff ebenso nicht eindeutig definiert, das heißt, was ein/e Kund*in unter Nachhaltigkeit versteht, muss nicht unbedingt vom Unternehmen so umgesetzt worden sein. Es gibt verschiedene Voraussetzungen, die ein Produkt nachhaltig machen, zum Beispiel die Schonung von Ressourcen. Wenn jedes Unternehmen seine eigenen Standards festlegt, wann ein Produkt „nachhaltig“ (genug) ist, wird der Begriff schnell mehrdeutig und intransparent. Außerdem wird die Bezeichnung je nach Kontext unterschiedlich verwendet. Dies bedeutet also: Zwar verwenden immer mehr Modemarken das Label „nachhaltig“, jedoch weiß man als Kund*in dadurch noch nicht, wie ein Kleidungsstück genau produziert wurde und was es beinhaltet.

Polyester

Polyester ist eine Kunstfaser, die in etwa 60% unserer Kleidung enthalten ist. Die Faser wird aus nicht erneuerbarem Erdöl hergestellt, ist damit also nicht ressourcenschonend und ebensowenig biologisch abbaubar. Die CO2-Emissionen sind dreimal so hoch wie für Baumwolle. Zusätzlich bestehen weitere Gefahren für die Umwelt, indem synthetische Mikrofasern der Stoffe in Flüssen und Meeren landen. Diese werden von Tieren aufgenommen und können Schadstoffe in die Nahrungskette übertragen.

Made in Europe

Viele Luxusmarken vermeiden eine Produktion in Bangladesch und lassen ihre Kleidung in Türkei und Osteuropa herstellen, um das Label „Made in Europe“ verwenden zu können. Dadurch gehen die Kund*innen davon aus, dass die Qualität der Kleidung hochwertig ist und die Löhne der Arbeiter*innen fair sind. In den meisten europäischen Ländern gibt es zwar einen Mindestlohn, gerade aber in Osteuropa ist dieser sehr niedrig und variiert etwa zwischen 0,88 € und 3,60 € pro Stunde. Diese Löhne sind auch vor Ort unter dem Existenzminimum. Angeblich wird der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn trotzdem nicht immer bezahlt. Aber selbst wenn eine Marke verspricht, den vor Ort gültigen Mindestlohn zu bezahlen, heißt das nicht, dass Arbeiter*innen fair bezahlt werden.

Erwähnenswert ist auch, dass ein Produkt schon dann das „Made in Europe“ Label tragen darf, wenn die letzte „substanzielle Umbildung“ in einem europäischen Land stattgefunden hat. Es muss also in einem europäischen Land ein „neues“ Produkt entstehen. Das bedeutet ein Kleidungsstück ist auch „Made in Europe“, wenn dort „nur“ die Teile zusammengenäht wurden. Werden noch kleinere Teile zugefügt, wie Knöpfe oder Schnürsenkel, liegt keine substanzielle Umwandlung vor, auch das kann also außerhalb von Europa stattfinden. Ebenso darf die Baumwolle eines T-Shirts in Indien geerntet werden, solange der Stoff in einem europäischen Land vernäht wird. So können Textilunternehmen wiederum Kosten sparen und trotzdem das Label „Made in Europe“ verwenden.

Inklusivität

Modemarken werben immer häufiger mit verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln oder unterschiedlichen Körpertypen und zeigen sich dadurch inklusiv. In den letzten Jahren wurde darauf hingearbeitet, dass Diversitätsquoten erfüllt werden und sich jeder Mensch vertreten fühlt. Diese Quoten werden aber eher nach außen beworben und nicht so sehr in Führungspositionen der Unternehmen erfüllt. Damit kann man durchaus hinterfragen, ob eine echte Inklusion gegeben ist, oder ob eben nur der Schein gewahrt wird ohne echte Veränderungen anzupacken, gegen die sich die Modeindustrie so sehr sträubt.

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!

Bildquelle: Pexels, CCO-Lizenz