Mädchen beim Shoppen

Immer neue Klamotten, aber nie was zum Anziehen

Wir haben sie alle. Die Kleiderschrank-Leichen.
Klamotten, die wir zu klein bestellt und trotzdem behalten haben. Kleidung der letzten Saison, die jetzt so gar nicht mehr geht. Klamotten von denen wir dachten wir ziehen sie an, tun wir aber nicht. Kleider für einen ganz bestimmten Anlass, der
schon drei Jahre her ist.

Unsere Kleiderschränke platzen aus allen Nähten. Sie sind bis oben gefüllt mit Fehlkäufen, Kleidung die schon wieder aus dem Trend ist oder Kleidung die uns nicht mehr passt.

Und obwohl wir natürlich trotzdem ziemlich viel Kleidung haben, die wir anziehen, die uns passt und die wir mögen, haben wir NIE etwas zum Anziehen.

Schuld ist die sogenannte Fast Fashion. Sie verleitet uns mit günstigen Preisen, Rabattangeboten und bequemem Internetshopping zu spontanen Käufen, die wir entweder bereuen oder die nach drei Monaten im Müll landen, weil sie kaputt oder schon wieder aus der Mode sind.

Die Dynamik in der Modeindustrie ist enorm schnelllebig mit verheerenden Folgen für ihre Arbeiter:innen und die Umwelt. Unsere verlockend günstigen T-shirts werden auf der anderen Seite der Welt unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt und beschleunigen währenddessen den Klimawandel.

Und was kann ich dagegen tun?

Wahrscheinlich klopft jetzt das schlechte Gewissen an und der Tatendrang ruft, etwas zu verändern. Dabei sollten wir erstmal bei uns selbst anfangen.
Es ist doch erstaunlich einfach bei seinem eigenen Kaufverhalten auf Nachhaltigkeit zu achten und seinen Kleiderschrank so zu gestalten, dass er nicht alle zwei Monate ausgewechselt werden muss.

Slow Fashion statt Fast Fashion

Slow Fashion ist das Gegenteil von Fast Fashion. Hier werden schonend hegestellte und recyclebare Materialen verwendet und auf eine längere Lebenszeit der Kleidung gesetzt. Die Designs sind zeitlos, sodass sie nicht direkt wieder aus der Mode fallen und viele Jahre getragen werden können. Sie folgen keinen Trends und setzten auf zwei Saisons pro Jahr. Diese Mode hat zwar einen höheren Preis, der sich aber dadurch auszahlt, das Kleidung durch ihre hochwertigen Materialen länger gut aussieht und getragen werden kann.

0815 war gestern

Durch Fast Fashion sehen Alle, die sie kaufen gleich aus. Individuelle Styles sieht man nur noch selten. Aber ist es nicht viel schöner einen Wiedererkennungswert zu haben? Einen eigenen ganz persönlichen Style, der zeitlos ist und uns über viele Jahre hinweg gefällt? Dadurch wird nicht nur eine eigene Identität geschaffen, sondern auch die Umwelt geschützt.

Durch den Kauf von schlichteren und mehrfach kombinierbaren Kleidungsstücken wird die Outfitauswahl am Morgen verkürzt und sorgt dafür, dass wenige Klamotten im Kleiderschrank viele verschiedene Outfits hergeben. Man benötigt nämlich eigentlich doch weniger Kleidung als man denkt, um schick, elegant oder einfach nur stylisch auszusehen.

Lieber Trocknen statt Trockner

Der schonende Umgang mit der eigenen Kleidung verlängert ihre Lebenszeit und die Abstände in denen neue Stücke gekauft werden müssen. Oftmals können Klamotten einfach ausgelüftet werden, anstatt sie zu waschen. Sie sollte auf niedrigen Temperaturen gewaschen und anschließend nicht im Trockner, sondern auf dem Wäscheständer getrocknet werden.

Wenn dann doch mal etwas kaputt gehen sollte, muss das Teil nicht gleich weggeschmissen werden. Die meisten Gebrauchsspuren lassen sich ganz einfach reparieren. Und wer nicht selbst nähen kann, kann dies für kleines Geld in einer Änderungsschneiderei in Auftrag geben.

Secondhand als günstige Alternative

Wenn dann doch mal was Neues gebraucht wird oder einfach gewollt ist, gibt es andere Möglichkeiten als die Fast Fashion-Produkte. Secondhandshops geben gebrauchten Kleidungsstücken neue Besitzer:innen. Es ist günstig und noch dazu mittlerweile wieder voll im Trend. Die Produktionsmenge wird verkleinert und durch die fehlenden Neukäufe wird der eigene CO2-Fußabdruck verringert. Wem Secondhandshops zu seltsam riechen, zu unübersichtlich wirken und einfach zu anstrengend sind, kann ins Internet gehen und dort auf zahlreichen Portalen Secondhandshopping betreiben. Vinted ist nur eine der vielen Plattformen. Hier werden Sachen in allen Formen und Farben zu fairen Preisen verkauft. Es geht schnell und einfach und die Leute sind sehr freundlich.

Upcycling ist ein weiterer Punkt auf der Liste der Optionen für mehr Nachhaltigkeit. Dabei wird Kleidungstücken ein neues Design verpasst, sodass sie für weitere Zeit tragbar sind, ohne langweilig zu werden. Wem seine Kleidung zu eintönig wird, kann dieser auch einfach mit umweltfreundlicher Textilfarbe einen neuen Look verpassen.

Das große Glück, das die meisten von uns haben ist, dass wir Freunde und Familie haben, die ebenfalls nicht nackt rumlaufen. Einfach mal den Kleiderschrank von Mama oder Papa, dem bestem Freund oder der besten Freundin plündern und gucken was sich dort so Schönes zum Ausleihen findet. Kleidung tauschen ist auch eine tolle Möglichkeit an neue Klamotten zu kommen, ohne Geld auszugeben, und dabei noch seinen eigenen Kleiderschrank auszumisten.

Für besondere Anlässe bei denen Kleidung getragen werden muss, die danach dann irgendwie doch nicht so gut zum Einkaufen oder zum auf der Couch rumliegen geeignet ist, gibt es Geschäfte, die Anzüge oder Abendkleider vermieten. So musst du kein neues Outfit kaufen, das nur einmal getragen wird und sparst dazu noch Geld.

Altkleiderkontainer als letzter Ausweg

Wenn weder die kleine Schwester, die Cousinen oder die Nachbarskinder die Klamotten haben möchten, die zwar noch super aussehen, aber einfach nicht mehr getragen werden, kommt der Altkleiderkontainer zum Einsatz. Es gibt sie fast überall und durch sie kannst du ganz einfach etwas Gutes tun. Die Spenden gehen an Wohltätigkeitsorganisationen, die die Kleidung an Menschen verteilen, die sie dringender brauchen, als dein oberstes Regalbrett. Du schaffst Platz in deinem Kleiderschrank und andere Menschen freuen sich über deine abgelegten Teile.

Natürlich müssen wir von diesen Möglichkeiten nicht alle umsetzen, aber sie im Hinterkopf zu haben, wenn das nächste Mal aus Langeweile wieder Internetshopping betrieben und für das nächste unnötige Teil Geld ausgegeben wird, schadet nicht. Ganz im Gegenteil.

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Bildquelle: RODNAE Productions von pexels; CC0-Lizenz