Gendergerechte Sprache und Diskrimination

Ein Kommentar zum Gender-Dilemma

Mitgedacht ist nicht gleich mitgemeint

Zahlreiche Studien belegen jedoch, dass Menschen bei der Benutzung des generischen Maskulinum tatsächlich eher an einen Mann bzw. Männer denken. Die in den letzten 40 Jahren erhobenen Studien aus den verschiedensten Ländern weisen nach, dass das generische Maskulinum (also, dass „männliche“ Begriffe auf geschlechtsneutrale Weise genutzt werden), nicht generisch, sondern überwiegend als männlich interpretiert wird (vgl. Caroline Criado-Perez, Unsichtbare Frauen, S. 21, S. 426). Dass Sashka selbst, Tomas Kubelik sowie zahlreiche andere also behaupten, dass das generische Maskulinum geschlechtsneutral sei, stimmt eben nur in der grammatikalischen Theorie, jedoch nicht in Praxis, in der sich die Interpretation des grammatikalischen Geschlechts bewiesenermaßen dennoch auf das biologische Geschlecht übertragen lässt. Für mich bleibt daher dieses Argument nicht haltbar.

Kommen wir zu einem weiteren Argument, das Sashka angibt: „Wenn es Vorurteile gibt, dann werden sie bleiben, egal ob man das Wort ändert oder nicht“, denn Wörter seien an sich vorurteilsfrei und der Sprecher für die Intension dahinter verantwortlich. Das ist zunächst eine schöne Vorstellung, aber der Wirklichkeit nicht entsprechend. Sprache ist nun mal von Menschen geschaffen und auch Begriffe sind nicht grundsätzlich neutral und wertfrei. Auch wenn das für allerlei Begriffe der Fall sein mag (z. B. die Toilette, der Tisch, das Buch), gibt es immer auch einen kulturellen Hintergrund, wie ein Begriff gemeint ist und in welchem Kontext er genutzt wird. Das N-Wort ist noch nie ein wertfreier Begriff gewesen (könnte man aber natürlich behaupten), denn die negative Konnotation und Abgrenzung zur „überlegenen weißen Rasse“ spielten sehr wohl eine Rolle, die durch zahlreiche rassistische Strukturen – unabhängig von der Sprache – auch heute noch aufrechterhalten werden.