Gendergerechte Sprache und Diskrimination

Ein Kommentar zum Gender-Dilemma

Ich bin Feministin!

Dass Betroffene sich also diesen Begriff angeeignet haben, ist wie bei „bitch“, „schwul“ und „fett“ aus der Intension entstanden, den Begriff selbst zu neutralisieren, indem man ihn selbstbezeichnend verwendet und somit positiv besetzt (z. B.: Ja, ich bin eine bitch, denn ich habe gerne und oft Sex!). Ob dadurch Vorurteile weniger werden, ist eine andere Frage. Ich denke nicht, dass Sprache alleine Vorurteile verhindern oder aus dem Weg schaffen kann, aber einen Teil dazu beiträgt, unsere Assoziationen zu Gesagtem (positiv) zu beeinflussen. Wer vehement meint, Sprache hätte keinen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, weil es dafür keine Studien gebe, der spielt nur denen in die Karten, die auch weiterhin das N-Wort, Z*geunerschnitzel und M*hrenkopf sagen wollen – weil man das halt schon immer so gesagt hat und das ja nicht böse oder gar rassistisch gemeint sei. Guess what, es ist trotzdem rassistisch.

Sprache ist Macht

Diskriminierende Begriffe wurden schon immer von der Mehrheitsgesellschaft genutzt und durch die vermeintlich nicht vorhandene schlechte Absicht gerechtfertigt. Dass Begriffe und Bezeichnungen nicht rassistisch oder sexistisch sind (weil man es nicht so meint), liegt de facto einfach nicht in der Intension, die dahinter steht. Dass ich einem Freund, der „ist das schwul“ sagt, vielleicht eher mit Verständnis begegne, weil ich weiß, dass er (eigentlich) nicht homophob ist, macht seine Aussage nicht weniger schwulenfeindlich. Der Kontext ist dennoch ein anderer, weil ich den Freund auf die Auswirkungen solch einer Bezeichnung aufmerksam machen kann, sodass er selbst merkt, dass seine Aussagen und seine Absicht nicht die gleiche sind und sein Verhalten überdenkt und bestenfalls verändert, als wenn ein AfD-Politiker Neuers Kapitänbinde als „Schwuchtelbinde“ bezeichnet, in der eine klare Ablehnung von Homosexualität und somit Homofeindlichkeit zum Ausdruck kommt.

Ich kann Sashka lediglich dahingehend zustimmen, dass allein unser Sprachgebrauch selbst Ungerechtigkeiten nicht ausradiert und es wissenschaftliche Beweise für einen positiven Effekt benötigt, warum wir Sprache diskriminierungsfrei gestalten sollten. Doch dazu bedarf es zugleich auch eine politische Dringlichkeit, die die Finanzierung einer solchen Studie möglich machen würde und Ergebnisse hervorbringen könnte, die aufschlussreich sind. Da jedoch der Fachbereich Gender Studies geringere Fördermittel für Forschungszwecke erhält als andere Fächer, kann man sich bisher eben nur auf die vereinzelten Kleinstudien und geisteswissenschaftlichen Theorien beziehen, die die positive Auswirkung im Zuge eines gesamtgesellschaftlichen Wandels aber durchaus vorhersehbar machen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir aber auch schon erlebt haben, wie sehr unsere Gesellschaft nicht dazu bereit ist, wissenschaftlichen Erkenntnissen grundlegend Vertrauen und Expert*innen Glauben zu schenken.