Das Handy ist fester Bestandteil im Leben vieler junger Menschen. © Pexels

Generationenkonflikt Social Media: Die einen wollen nicht ohne, die anderen nicht mit

Social Media nehmen nun schon seit Jahren einen großen Teil im Leben von mehreren Millionen Menschen ein. Nur bei der Frage, ob das gut ist, sind sich die Generationen uneins: Jugendliche sehen viel Positives, Erwachsene wünschen sich eine Welt ohne Social Media – ein klassischer Generationenkonflikt also.

Dies zeigt das ifo Bildungsbarometer 2025, das vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. erstellt wurde. Während sich die Ansichten von Jugendlichen und Erwachsenen zum Thema Social Media in vielen Punkten unterscheiden, zeigt der Report gleichzeitig überraschende Überschneidungen zwischen den beiden demografischen Gruppen.

Für viele junge Leute ist Social Media Dauerprogramm

Die Unterschiede zwischen den Generationen fangen schon bei der Dauer der Nutzung an: Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres Tages in sozialen Netzwerken. 96 Prozent sind werktags aktiv, viele mehrere Stunden. Bei den Erwachsenen sind es zwar 90 Prozent, doch ihre Onlinezeit fällt im Schnitt geringer aus.

Jugendliche nutzen Social Media häufiger zum Austausch mit Gleichaltrigen, für Unterhaltung und Information. Erwachsene greifen seltener, aber gezielter darauf zurück.

Am Wochenende wächst die Diskrepanz dann deutlich. 55 Prozent der Jugendlichen verbringen über drei Stunden täglich auf Social Media. Bei Erwachsenen sind es nur 11 Prozent. Für rund 9 Prozent der Jugendlichen sind soziale Medien ein Dauerbegleiter: Sie verbringen samstags oder sonntags mehr als sieben Stunden online.

Quelle: ifo Bildungsbarometer 2025

Jugendliche sehen Chancen, Erwachsene vor allem Risiken

Auch darin, wie sie die digitale Welt wahrnehmen, unterscheiden sich Anhänger älterer Generationen von denen jüngerer:

  • 47 Prozent der Erwachsenen möchten lieber in einer Welt ohne Social Media leben, nur 40 Prozent würden sie lieber behalten.

Jugendliche sehen das völlig anders:

Erwachsene nehmen Social Media häufiger als ein Risiko wahr, Jugendliche betonen hingegen Chancen wie den erleichterten Zugang zu Informationen oder die allgemeine Vernetzung mit anderen Menschen. Die Erfahrungen Jugendlicher mit Social Media stehen also der vorsichtigeren Haltung der Erwachsenen gegenüber.

Gesundheitsrisiken? Ja schon, aber …

Geht es um die gesundheitlichen Risiken sozialer Medien, so sehen Erwachsene stärkere negative Auswirkungen als Jugendliche:

  • 77 Prozent der Erwachsenen glauben, dass soziale Medien einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit junger Menschen haben. Risiken für die körperliche Gesundheit nennen 73 Prozent.
  • 72 Prozent sehen eine Belastung der Aufmerksamkeit durch Social Media und 69 Prozent sehen einen negativen Einfluss auf schulische Leistungen.

Nun ist es aber nicht so, dass Jugendliche keinerlei psychische oder physische Belastung durch Social Media sehen. Vielmehr bewerten sie diese weniger stark.

  • 61 Prozent der Jugendlichen sehen einen eher/ sehr negativen Einfluss durch Social Media auf die psychische Gesundheit, 20 Prozent sehen sogar einen positiven Einfluss (bei den erwachsenen sind es 13 Prozent)
Quelle: ifo Bildungsbarometer 2025

Fast die Hälfte der Erwachsenen hat noch nie KI genutzt

Künstliche Intelligenz und Chatbots wie ChatGPT sind bei Jugendlichen sehr beliebt. Dies gilt sowohl für schulische und berufliche Zwecke (82 Prozent), als auch für private (81 Prozent). Im Gegensatz dazu gibt rund die Hälfte der befragten Erwachsenen an, selbst nie KI zu nutzen.

Viele wünschen sich eine systematische Vermittlung künstlicher Intelligenz in der Schule. So fordern 66 Prozent der Jugendlichen und 46 Prozent der Erwachsenen, KI im Unterricht zu lehren. Gleichzeitig wünscht man sich klare Prüfungsformen:

  • 50 Prozent der Erwachsenen möchten Hausarbeiten durch Prüfungen ersetzen, bei denen KI nicht helfen kann.
  • Zudem befürworten 57 Prozent den Einsatz intelligenter Lernsysteme, die den Stoff an Tempo und Niveau der Schüler*innen anpassen.

Eine überraschende Gemeinsamkeit

Auf die Frage, ob es ein Mindestalter für die Nutzung von Social Media geben sollte, reagieren die Generationen erneut unterschiedlich. Allerdings liegen sie hier nicht so weit auseinander, wie man vielleicht denkt:

  • 85 Prozent der Erwachsenen sprechen sich für ein Verbot von Social-Media für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aus, nur 9 Prozent wären dagegen
  • Jugendliche sind zwiegespalten, was das angeht – ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige befürwortet rund die Hälfte der Jugendlichen (47 Prozent), sehr viele von ihnen sind aber dagegen (42 Prozent)

Einem Handyverbot an Schulen sind Jugendliche ebenfalls nicht so stark abgeneigt, wie man es vermuten würde. Erwachsene und Jugendliche sind sich relativ einig, dass ein Handyverbot dort sinnvoll wäre. Dies gilt besonders an Grundschulen und während des Unterrichts.

Bild: Jessica Ticozzelli auf Pexels unter CC0-Lizenz