Genre Guide: Was ist eigentlich Pop?

Wenn der Beat in unseren Ohren dröhnt, sich Gänsehaut ankündigt und unsere Füße anfangen zu zappeln, dann möchten wir sie am liebsten auf ewig hören – diese Musik. Aber was hören wir da eigentlich? Unser Genre Guide hilft dir weiter. Alle zwei Wochen erklären wir dir einen anderen Musikstil. Dieses Mal gibt es Pop auf die Ohren.

Kreischende Teenager, ausverkaufte Stadion-Konzerte und Verkaufszahlen in Millionenhöhe – wenn ein Song die vorderen Chartränge erreicht, dann ist er nicht nur in aller Munde, sondern auch einiges wert. Kurzum, er ist populär. Er ist ein Stück Popmusik. Aber…was ist Pop überhaupt?

Pop: die Definition

Das Phänomen Pop zu definieren (nicht nur im musikalischen Sinne, sondern beispielsweise auch in Bezug auf Kunst und Mode), haben schon viele Menschen versucht. Zu den Bekanntesten zählen vermutlich Susan Sontag und Umberto Eco. Wenn sie vom Unterschied zwischen high und low culture sprechen, dann fällt Popmusik in die zweite Kategorie. Demnach ist Popmusik also etwas vergleichsweise „Anspruchloses“. Etwas, das sich leicht konsumieren lässt und somit den Hörer nicht „überfrachtet“, wie es beispielsweise ein klassisches und komplexes Konzertstück vermag.

Wir wollen hier nicht zu wissenschaftlich werden und belassen es daher bei einer allgemeinen Definition: Popmusik ist Musik, die von einem Großteil der Menschen gern gehört wird. Nicht zuletzt, weil sie sich durch eingängige Melodien und „angenehme“ Akkordabfolgen auszeichnet. Es gibt Forschungen dazu, dass uns bestimmte Akkordabfolgen einerseits dazu animieren, uns zu bewegen, andererseits auch unser sogenanntes „Belohnungssystem“ sehr stark aktivieren. Kurzum: Wenn wir Popmusik hören, wollen wir mehr davon, und zwar sofort.

Verwandt und verschwägert

Die Tochter von: Blues

Beste Freundin: Rock

Hassliebe: EDM

Die kleine Cousine von: Rock’n’Roll

Können sich nicht ausstehen: –

Verwechslungsgefahr mit: Beatmusik

Pop: der Ursprung

Die Wurzeln des Pop liegen, wie auch die des Rock, im Blues. Der Blues erwies sich als ein „fruchtbarer Nährboden“ für Genres wie Jazz, Swing und Rhythm’n’Blues, die sich quasi als erste „low culture“-Inkarnationen der Musik dazu aufschwangen, die breite Masse für Musik zu begeistern, ohne dass es sich bei dieser Musik um klassische Konzertmusik handelte. Klassische Musik ist ein opulentes Mahl, für das man sich Zeit nimmt bzw. Zeit nehmen muss. Popmusik ist ein musikalischer Snack, nicht zuletzt daran erkennbar, dass die meisten Popsongs nicht länger als drei bis vier Minuten dauern.

Auffällig und interessant an der Popmusik ist, dass sie im Verlauf der Zeit alle möglichen Phasen durchlebt und somit in den unterschiedlichsten Farben schillern kann. Wie oben beschrieben, war Pop zunächst etwas, das nach Swing und Jazz klang. In den 1950ern und 1960ern war dann der junge Rock, der Rock’n’Roll, die treibende Kraft des Pop. Elvis Presley, Chuck Berry, die Beatles und die Rolling Stones waren und sind Ikonen des Rock/Pop-Geschäfts. Es lassen sich zahlreiche Beispiele anführen, welche Art von Musik Pop sich anschließend einverleibte. In den 1970ern stieß Country- bzw. Southern-Rock durch Interpreten wie die Eagles und Lynyrd Skynrd in den erlauchten Kreis des Pop, wenig später Disco (Bee Gees, Hot Chocolate etc.) und New-Wave (The Cure, The Police etc.) und in den 1990ern Boybands wie die Backstreet Boys und Take That, die Mädchenherzen zum Schmelzen brachten.

Diese nur kleine Auswahl unterstreicht, dass Pop viele Gesichter hat und nur schwer zu fassen ist. Je nach Zeitgeist und aktuellem Geschmack zeigt er sich von den unterschiedlichsten Seiten. Allen gemeinsam ist, dass sie bei der breiten Masse auf Gegenliebe stoßen – mal etwas länger, manchmal aber auch nur ganz kurz.

Pop: heute

In jüngster Vergangenheit stechen zwei Musikrichtungen heraus, die sich mehr und mehr das Pop-Kostüm überstreifen. Zum einen ist dies Rap. Es sind nicht mehr nur Songs, in denen ein kurzer Rap-Part enthalten ist (Paradebeispiel: California Gurls von Katy Perry mit Rap-Part von Snoop Dogg), sondern „echte“ Rap-Songs, die bei der Masse ankommen. Wer in Deutschland mehr Nummer-Eins-Hits besitzt als die Beatles, die Rede ist von Rapper Capital Bra, der ist schlichtweg Pop.

Zum anderen zeigt sich Pop immer mehr von elektronischer Musik beeinflusst. Sei es die „Aufbereitung“ von bereits bekannten Pop-Nummern wie „Ain’t Nobody“ von Felix Jaehn, oder gänzlich neue Songs von DJs wie Robin Schulz und David Guetta – die Popmusik war vielleicht noch nie so sehr von elektronischer (Tanz-)Musik durchsetzt, wie es in der jüngeren Vergangenheit der Fall ist.

Pop: auf die Ohren, fertig, los

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Rupert ist ein Illustrator und Designer aus München. Er arbeitet seit seinem Designstudium als freischaffender Illustrator und Designer, national und international hauptsächlich in der Musikbranche und im Editorial Bereich. Mehr findet ihr unter: www.rupertgruber.com.

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Bildquelle: Rupert Gruber