Oldtimer in Havanna

„Gestrandet“ in Kuba: ein Reisetagebuch

Karibik, Zigarren und Mojitos

Wenn man die Natur betrachtet, ist Kuba aber natürlich trotz der sozialen und politischen Zustände ein absolutes Paradies. Kuba war auf meiner Reise einer der wenigen Orte, an denen es wirklich dieses extrem hellblaue Meerwasser gibt, das man früher in Reisekatalogen gesehen hat und das man heute auf Instagram sieht, wenn man nach „Karibik“ sucht. Und das Wasser sieht nicht nur vom Strand aus traumhaft schön aus – unterhalb der Oberfläche ist es noch viel schöner. Ich war in Kuba jeweils zum ersten Mal in meinem Leben schnorcheln und tauchen, deswegen habe ich keinen Vergleich – aber die Korallenriffe, die ich dort gesehen habe, zählen wohl zu den ästhetischsten und perfektesten Dingen, die ich überhaupt jemals zu Gesicht bekommen habe.

Abgesehen davon ist Kuba ziemlich lecker – zwar nicht, was das Essen angeht, aber dafür umso mehr, was Zigarren und Cocktails betrifft. Der Mojito ist mein absoluter Lieblingscocktail, und ich habe wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so viele davon in so kurzer Zeit getrunken wie in Kuba.

Dass Mojitos in Kuba so geläufig sind, liegt daran, dass Rum die Basis des Getränks ist. Havanna Club kennt natürlich jeder. Aber auch abgesehen von dieser weltberühmten Marke gibt es in Kuba eine unfassbar große Auswahl an Rum. Genau genommen ist Rum – neben Zigarren natürlich – in Kuba das Einzige, was einfach immer verfügbar zu sein scheint. Das liegt daran, dass Kuba vor allem früher berühmt für den Anbau von Zuckerrohr war – der Hauptbestandteil der allermeisten Rumsorten. Die Plantagen liegen vor allem in der Nähe des Ortes Trinidad.

Und das mit den Zigarren lässt sich darauf zurückführen, dass Kuba noch immer bekannt für seine Tabakplantagen ist. Die wohl wichtigste Region für den Tabakanbau befindet sich in der Nähe des Dörfchens Viñales – wahrscheinlich mein Lieblingsort in Kuba.

Sowohl die Tabak- als auch die Zuckerrohrfelder kann man besuchen. Ich weiß nicht genau, weswegen, aber aus irgendeinem Grund kann ich solchen Touren durch Felder, auf denen eine für mich wesentliche Pflanze angebaut wird – sei es Zuckerrohr, Tabak oder Kaffee – extrem viel abgewinnen. Inmitten dieser Felder und umgeben von an Bäume gebundenen Pferden mit kubanischen Männern eine Zigarre zu rauchen und Rum zu trinken, fühlt sich an, als wäre man unter Cowboys auf einer Ranch.

Kuba – eine Reise wert?

Ich bin ehrlich: Wenn man noch nie vorher weit gereist ist, sollte Kuba nicht das erste Land sein, in das man sich wagt. Viele Dinge sind viel komplizierter als in vielen anderen Ländern. Das Internet und das Essen sind schlecht, es ist vergleichsweise schwierig, sich im Vorfeld um Unterkünfte und Transport zu kümmern – und die Mentalität ist wirklich vollkommen anders.

Dennoch war es von den vier Ländern, die ich auf meiner Reise durch die lateinamerikanische Welt besucht habe – Costa Rica, Mexiko, Kolumbien und Kuba – aus der Perspektive einer Reisenden eines meiner Lieblingsländer, und zwar eben weil es so vollkommen anders und darum interessant war.

Manu Chao singt in Me gustas tú: „12 de la noche en La Habana, Cuba“. Und ich bin wirklich froh, dass ich die Erfahrung sammeln durfte, um Mitternacht durch die Straßen Havannas zu laufen und die Menschen dabei zu beobachten, wie sie in der nächtlichen Hitze auf alten Schaukelstühlen auf ihren Balkons sitzen; wie sie auf alten Rollern ihre Freund*innen abholen; wie sie auf der Straße sitzen und Karten spielen. Dabei, wie sie ihr Leben leben; und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Aber ich bin noch viel dankbarer dafür, dass ich nicht das Leben dieser Menschen leben muss.

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Bildquelle: Yuting Gao on Pexels; CC0-Lizenz