Costa Rica

„Gestrandet“ in Costa Rica: Ein Reisetagebuch

Die Reihe „Gestrandet“ widmet sich einer Welt irgendwo zwischen Karibik und Pazifik, die reich ist an Passion und Sabor; reich an Piña und Granadilla. „Gestrandet“ ist eine Liebeserklärung an das Orange-Rot-Rosa-Lila des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs am Meer, und an all die Tage, die zwischendurch ins Land ziehen.

In dieser Ausgabe von „Gestrandet“ dreht sich alles um Costa Rica – ein Land der Leichtigkeit, der Natur und der Abenteuer, die man findet, wenn man nur danach sucht.

Ich habe vor ein paar Jahren einmal aufgeschnappt, dass die Menschen in Costa Rica wohl die glücklichsten Menschen der Welt sein sollen. Das war eines meiner Hauptmotive dafür, dass ich unbedingt nach Costa Rica wollte. Die am Pazifik gelegene Nicoya-Halbinsel ist sogar eine der fünf blauen Zonen der Welt. Das sind Regionen, in denen die Menschen deutlich länger leben als im Durchschnitt. Irgendetwas scheinen die Menschen insbesondere auf der Nicoya-Halbinsel, aber auch im Rest von Costa Rica, also verdammt richtig zu machen.

Pura vida – Die costa-ricanische Mentalität

Auf der Landessprache nennt sich das Geheimrezept pura vida. Wörtlich übersetzt bedeutet das „pures Leben“. Nette Floskel, könnte man jetzt denken. Aber so ist es nicht. Ticos und Ticas – wie Costa Ricaner beziehungsweise Costa Ricanerinnen sich selbst bezeichnen – leben dieses Motto tatsächlich. Alle in Costa Rica sagen ständig „pura vida“. Je nach Betonung kann es „Hallo“ oder „Tschüss“ bedeuten, „Wie geht es dir?“ oder „Mir geht es gut, und dir?“. Es kann bedeuten, dass etwas ganz großartig ist, oder es kann ironisch gemeint sein und heißen, dass eine Sache nun wirklich nicht gerade dem entspricht, wofür Costa Rica mit pura vida eigentlich steht. Einerseits ist pura vida also so stark im Sprachgebrauch verankert, dass es nicht wegzudenken ist. Andererseits ist es aber tatsächlich auch die Art, wie die Menschen in Costa Rica leben.

Das Leben, das ich hier fünf Wochen lang miterleben durfte, ist wirklich pur. Es bestand aus Mopedfahrten ohne Helm am Meer entlang, aus Freestyle-Rapbattles zwischen Jugendlichen und nächtlichen Reggae-Partys am Strand. Es bestand aus rasanten Autofahrten ohne Gurt – denn man schnallt sich in Costa Rica prinzipiell nicht an – und aus Linienbussen, die stets mit offenen Türen fahren. Es bestand aus Surfen, aus Meditation am Meer und aus Gras, das hier übrigens meistens in Pfeifen geraucht wird.

Die Straßen werden geziert von sogenannten Sodas. Das sind günstige Restaurants mit klassisch costa-ricanischen Gerichten, die sich zum Beispiel Gallo Pinto oder Casado nennen. Gallo Pinto bedeutet „bemalter Hahn“, Casado heißt so viel wie „verheirateter Mann“. Letzteres war übrigens mein Lieblingsessen – sehr appetitlich.

Das grüne Land

Überall wachsen Bäume, an denen wiederum tropische Früchte wachsen, die allesamt so viel besser schmecken, als man es aus Deutschland kennt (meine Favoriten: Granadilla, Ananas und Mango).

Ich hatte vor meiner Reise schon öfter gehört, dass das menschliche Auge mehr Nuancen von Grün unterscheiden kann als von jeder anderen Farbe. Aber während meiner ersten Tage in Costa Rica habe ich das zum ersten Mal richtig verstanden, weil ich es hier selbst erlebt habe. Es ist unglaublich, wie viele verschiedene Grüntöne man in diesem Land zu sehen bekommt.

Generell hat Costa Rica landschaftlich fast alles zu bieten, was man sich so vorstellen kann: Meer, Dschungel, Vulkane, Berge, Wasserfälle, heiße Quellen. Tropischer Regen folgt auf strahlenden Sonnenschein; Strandgewitter folgen auf zuvor so friedliche Sonnenuntergänge.

Affen laufen auf den Leitungen entlang, die die Strommasten an den Straßenrändern miteinander verbinden. Krokodile schlummern in den Flüssen, Faultiere hängen in den Ästen herum, Waschbären schauen vorsichtig hinter Baumstämmen hervor. Papageien sitzen in den Wipfeln und Delfine springen durch die Meere. Die Tierwelt in Costa Rica ist einfach unglaublich – auch, was kleinere Zeitgenossen wie Schnecken, Krabben oder Geckos angeht.

Übrigens findet sich die Tierwelt auch in den costa-ricanischen Geldscheinen wieder. Während in den meisten Ländern irgendwelche Gebäude oder Präsidenten auf den Banknoten sind, werden die Scheine in Costa Rica von Rehen, Orcas, Vögeln, Affen und Faultieren geziert.

Pazifik und Karibik: Montezuma und Puerto Viejo

Costa Rica hat eine Karibik- und eine Pazifikküste. An der Karibikküste ist der Sand weiß und das Meer klar, an der Pazifikküste ist der Sand schwarz, das Meer dunkel und die Wellen wild. In der Karibik sieht man die schöneren Sonnenaufgänge, am Pazifik die schöneren Sonnenuntergänge. An der jamaikanisch geprägten Karibikküste kann man sich mit ein bisschen Gras zu Reggae-Songs treiben lassen, während die Pazifikküste eher US-amerikanisch geprägt ist. Beide Küsten sind sehr unterschiedlich, aber jeweils auf ihre eigene Art wunderschön (wobei mir die Karibik dann doch nochmal ein deutliches Stück besser gefallen hat).

Ein besonderes Plätzchen in diesem Artikel möchte ich den malerischen Orten Montezuma und Puerto Viejo widmen. Montezuma liegt an der Pazifik-, Puerto Viejo an der Karibikküste. Beides sind zwei winzige Flecken auf der costa-ricanischen Landkarte, für die es in meiner Wetter-App noch nicht einmal eine Wettervorhersage gab.

Vor allem Puerto Viejo hat es mir angetan. Auf Deutsch bedeutet der Name „Alter Hafen“, und genauso hat sich dieser Ort mitten in der Karibik auch angefühlt – wie ein Ort, der mich auffängt, und an dem ich meinen Anker werfen kann. Puerto Viejo hat mir so viel Nähe mitten in der Ferne geschenkt, und dafür werde ich dem Ort auf ewig dankbar sein.