Costa Rica

„Gestrandet“ in Costa Rica: Ein Reisetagebuch

Ein „Gefühlsland“ – über Erlebnisse, Spontaneität und Bauchgefühl

Costa Rica ist warm – nicht nur, was das Klima, sondern vor allem, was die Menschen betrifft. Ich werde wohl nie vergessen, wie ich einmal eigentlich nur um die Ecke gehen und eine Pizza essen wollte, aber den Abend dann letztendlich damit verbracht habe, mit dem Inhaber der Pizzeria eine ganze Flasche Guaro zu trinken (ein viel zu starker Schnaps hier in Lateinamerika) und über Gott und die Welt zu reden.

Oder der Mopedausflug zu einem abgelegenen Strand mit einem Costa Ricaner, den ich am Abend zuvor auf einer spontanen Strandparty kennengelernt hatte.

Auch die rasante Sonnenuntergangs-Tour durchs Hinterland im kaputten Jeep mit ein paar costa-ricanischen Jugendlichen bleibt unvergessen.

Genauso wie das junge Pärchen, das am Tag, an dem ich es kennengelernt habe, gerade erst in diesen Ort gezogen ist und so hoffnungsvoll und verliebt gewirkt hat.

Ich bin aber nicht nur dankbar für diese außergewöhnlichen Erlebnisse und Begegnungen, sondern auch für all die Gespräche, die ich mit Costa Ricaner*innen geführt habe, die ich zufällig am Strand beim Sonnenuntergang kennengelernt habe. Und für all die, die mich auf ihren Mopeds mitgenommen haben, als ich per Anhalter von A nach B fahren wollte. Meine schönsten Erlebnisse und Erfahrungen in Costa Rica waren nie geplant. Und so habe ich unter anderem gelernt, noch spontaner zu sein als vorher.

Genauso wie es Kopfmenschen und Gefühlsmenschen gibt, glaube ich, dass es auch „Kopfländer“ und „Gefühlsländer“ gibt. Was ich damit meine, kann ich nicht genau in Worte fassen – aber dieser Begriff „Gefühlsland“ schwirrt in Bezug auf Costa Rica seit einiger Zeit in meinem Kopf herum. In Costa Rica geht es nicht in erster Linie darum, Sehenswürdigkeiten abzuklappern oder sich geschichtliches und kulturelles Wissen anzueignen. Es geht in erster Linie darum, die Menschen und die Natur zu erfahren und zu fühlen.

Ich glaube, dass ich hier auch gelernt habe, mehr nach der Natur zu leben, noch stärker auf mein Bauchgefühl zu hören und mich dem Lebensgefühl voller Entspannung und Leichtigkeit hinzugeben. Ich glaube, ich habe in Costa Rica gelernt, zur Ruhe zu kommen.

Andererseits hat Costa Rica für mich auch ein Erwachen aus dem gewohnten Dahin-Plätschern der Dinge bedeutet, weil hier alles so intensiv ist. Costa Rica hat mich geerdet, aber es hat mich auch abheben lassen und mir den Mut erlaubt, an einem Bungee-Seil in ein Tal zwischen den Bergen oder an einer Liane wortwörtlich ins kalte Wasser zu springen.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich bereits im Flugzeug und reise weiter. Costa Rica zu verlassen, fühlt sich seltsam an. Vor allem, weil es mir während der fünf Wochen, die ich dort verbracht habe, ein neues, kleines Zuhause geschenkt hat. Danke, Costa Rica, dass du so gut zu mir warst!

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Bildquelle: Pexels, CC0-Liznez