Schleifen lassen

Einstellungssache: Schleifen lassen — darf ich das beim Sport oder im Büro?

Dieser Text stammt von @hanjokoch, Autor von „Working on a new me“ und „Mindset nine-eleven“.

Sport ist Mord — oder doch nicht?! Wie du Job-Routinen verbessern und dir Neues vom Sport abschauen kannst. 

seidieveränderung #blicknachvorn #disziplin #mindset

Bevor ich zu viel vorweg nehme: Was meine ich eigentlich mit „schleifen lassen“? Aus eigenem aktuellem Anlass geht’s bei mir um die Zeit des Sommer-Urlaubs sowie die Wochen danach: Von gechillt zu gegrillt (werden).

2 Wochen Urlaub, Sonne, Meer, Hitze, Abkühlung im Pool … die Verlockung war groß, mein reguläres Sport-Pensum komplett auf null runterzufahren. Nix mit Besuch des Fitnessraums im Ferienhotel, keine Sit-ups im Hotelzimmer a la Home Gym. Einfach mal den Sport sausen lassen.

Und nach den sehr erholsamen Wochen zurück im Büro? Lege ich jetzt Doppelschichten ein, um der Flut der E-Mails Herr zu werden? Um alle Mails sorgfältig zu durchzulesen und in die entsprechenden Ordner abzulegen? Ist mein innerer Monk erst dann zufrieden und für nen Feierabend bereit, wenn der Posteingang tipptopp perfekt ist?

Ich sagte ganz bewusst NEIN!

NIX MIT GYM: Mein Kopf wusste, dass 2 Wochen Urlaubs-Pause vom Sport mich nicht komplett zurückwerfen würden. Dafür gehe ich doch längst zu regelmäßig in die Muckibude.

Mein Bauch sagte „Und selbst wenn! Du weißt doch mittlerweile, wie du danach wieder zurück in die alte Spur kommen kannst!“

Die Routinen habe ich mir ja wirklich über Jahre angewöhnt. Was würde es ausmachen, wenn 2 von 52 Wochen keinen Fitness-Fokus von mir bekämen? Wenn meine Körper und meine Muskeln regenerieren dürften, ganz ohne „ich muss noch …“ und „ich war seit x Tagen nicht …“?

UND IM JOB, wie sieht’s dann da aus? „Aber Hanjo, du kannst doch nicht so lange benötigen, um deinen Posteingang fertig zu bekommen?“ wirst du dich vielleicht gerade fragen. „Wie kannst du das so schleifen lassen?!“

Völlig berechtigt.

Aber in der heutigen Zeit kann man das andererseits ja gar nicht pauschalisieren, nicht auf alle Branchen und Positionen. Jede*r von uns ist doch in einer anderen Situation.

Schau mal, in meinen 1:1-Coachings schaue ich mir genau diese Arbeitsabläufe auch mit meinen Teilnehmer*innen an. Immer Schritt-für-Schritt und auf zwei wesentlichen Fragen:

  • Was von alledem ist so wichtig, dass Umsatz für die Firma unmittelbar daran hängt, von der direkten Bearbeitung abhängt?
  • Und was im Gegensatz dazu ist eher von informativer Natur und damit bei mir im unteren Drittel auf meiner Prioritäten-Skala eingeordnet?

Als Vertriebler bin ich beispielsweise in 40-50 % der Emails „nur“ als cc einkopiert — also schon von Anfang an ohne direkte Aktionsforderung eingeordnet worden. Wichtig: ja. Dringende Priorität: nein.

Genau diese Emails dürfen daher gerne noch ein paar Tage länger unsortiert und als ungelesen im Posteingang oder einem separaten cc-Unterordner verbleiben, bis ich sie (Achtung Hack!) in der letzten halben Stunde des Tages gezielt und fokussiert wegsortiere. Stück für Stück, einen Tag nach dem anderen.

Vom Chef ein „Well done“?

Jede*r, der/die im Job ebenfalls Umsatz-Ziele hat, wird mir hier zustimmen: Für einen tipptopp  Posteingang werden wir nunmal kein Fleiß-Bienchen vom CEO erhalten! Und auch keine „Good Job!“-Auszeichnung von unserem Vorgesetzten. Umsatz sticht Perfektion — ganz einfache Formel.

Umso mehr wird mir daher gerade wieder bewusst, dass regelmäßiger Sport UND ein erfolgreicher Job nicht von den Ausnahmen abhängen, die man sich auf der Strecke seiner Zielerreichung gönnt — sondern dass dies vielmehr mit den geschaffenen Prozessen, Gewohnheiten und Regeln zusammenhängt, die man sich genau dafür aufgebaut hat. Ein Aktienkurs, der langfristig gestiegen war, hat bei Detail-Betrachtung auch keine lineare Form gehabt, sondern unterlag jeder Menge Schwankungen.

DESHALB: JA, für mich gehört ein schleifen-lassen-können an den richtigen Stellen und auf bewusster Basis im Alltag definitiv und ganz bewusst dazu! Wie sieht’s bei dir aus?

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Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz