Hassobjekt: Aufgelegte Lachspuren in Sitcoms

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autor*innen nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Die obligatorischen Lachspuren in Sitcoms

Sie sind zu einer nervtötenden Selbstverständlichkeit in Sitcoms geworden – die auf Kommando eingespielten Lacher, die auf jeden Witz folgen müssen. Damit auch ja alle wissen, was witzig ist und was nicht.

Weißt du, was hingegen wirklich lustig ist? Vor ein paar Jahren hat mich das noch gar nicht gestört. Im Gegenteil, für mich gehörte das einfach zur Sitcom dazu. Wer das anders sah, der hatte entweder keinen Humor oder war überempfindlich. So richtig verstanden hatte ich den Hass auf das drübergelegte Lachen erst dann, als ich mir mehr Gedanken darüber gemacht habe.

Gruppenzwang

Irgendwann habe ich mir nämlich folgende Frage gestellt: „Lache ich an dieser Stelle wirklich, weil ich das lustig finde, was da gerade vor sich geht? Oder lache ich vielleicht nur, weil ich das Gefühl habe, lachen zu müssen? Für eine Sitcom ist es natürlich ideal, wenn die Zuschauer*innen viel lachen – je mehr wir lachen, desto glücklicher sind wir und desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass wir bei der nächsten Episode wieder einschalten, weil wir uns eine fröhliche Zeit davon versprechen. Aber ob eine Serie uns zum Lachen bringt, weil sie unseren Humor trifft oder sie uns „hineinmobben“ will, ist für den anfänglichen Erfolg irrelevant.

Gelächter ist eine Art Gütesiegel für Humor – wenn gelacht wird, dann muss etwas Lustiges passiert sein. Das kannst du auch selbst ausprobieren, schau dir dazu einfach eine Sitcom in einer Sprache an, die du nicht verstehst. Früher oder später nimmst du höchstwahrscheinlich einfach an, dass es lustig ist und lachst mit. Ob ich den Witz im Endeffekt also verstanden habe oder lustig fand, spielt keine große Rolle mehr. Mein Kopf hat nämlich zu dem Zeitpunkt, an dem es das Gelächter einsetzt, bereits entschieden, dass wir zumindest schmunzeln müssen – wenn auch nur, um nicht als Spaßbremse dazustehen.