4 Kultserien, die schlecht gealtert sind
Der 27. Mai 2021 ist ein besonderer Tag für alle Fans der Kultserie „Friends“. Das langersehnte Reunion-Special läuft auf HBO Max an und präsentiert sich als aufgezeichnetes, aber ungescriptes Format, in welchem die sechs Freund*innen über ihre Zeit am Set der Serie sprechen. Anlässlich dessen nehme ich die weltweit verehrte Kultserie genauer unter die Lupe. Viele Shows aus früheren Zeiten prägten generationenübergreifend den Modegeschmack, das Lebensgefühl und den Humor der Zuschauer*innen – aber entsprechen die Serien noch dem heutigen Zeitgeist?
Um eines klar zu stellen: Alle nachfolgenden Serien liebe und gucke ich selber. Trotzdem ist es wichtig, Inhalte nicht einfach unreflektiert zu konsumieren. Sexistische, homophobe oder rassistische Aussagen und Handlungen sind keineswegs vorbildhaft oder sollten zur Nachahmung aufrufen. In diesen Bereichen sind die Serien Opfer einer unaufgeklärten Zeit.
1. F.R.I.E.N.D.S
Diskussion über „WE WERE ON A BREAK!“ (Ja, waren sie – Ross und Rachel haben einfach ein gehöriges Kommunikationsproblem) oder Zitate wie „How you doin‘?“ sind in den Köpfen von eingefleischten Fans der Serie „Friends“ tief verankert. Die Sitcom über die Freundesgruppe aus New York wurde ab 1994 weltweit zum Hit. Bis heute erfreut sich die Serie großer Beliebtheit und hat absoluten Kultstatus erreicht. Trotzdem ist die Sitcom an vielen Stellen ziemlich problematisch, und wenn sie heute produziert werden würde, wäre sie wahrscheinlich nicht mehr so erfolgreich. Ein Punkt, der den Zuschauer*innen direkt ins Auge springt: Die Serie ist weiß. Bis auf ganz wenige (wirklich kaum der Rede werte) Ausnahmen herrscht ein großes Diversitätsproblem bei den Haupt- und Nebendarsteller*innen, was in den 90er-Jahren leider häufig die Norm war. Unterstützt wird die fehlende Diversität durch Trans- und Homophobie. Chandler hat einen transsexuellen Vater, was erst mal sehr positiv ist, denn in der Zeit von „Friends“ wurden transsexuelle Menschen wenig bis gar nicht in Fernsehproduktionen repräsentiert. Trotzdem hat die Sache einen unschönen Beigeschmack, denn die Figur wird stark stereotypisiert und negativ dargestellt. So wird Charles Bing als Mann inszeniert, der sich gerne als Frau in schillernden Klamotten verkleidet und trägt damit eher zum Amüsement aller Beteiligten bei. Die Belustigung über vermeintlich feminine Eigenschaften bei den männlichen Darstellern zieht sich durch die komplette Serie. Laut der Sitcom dürfen Männer weder offen sensibel sein, weinen oder sich Gesichtsmasken auftragen, weil sie dann entweder als homosexuell oder als „Mädels“ bezeichnet werden. Diese toxische Männlichkeit wird besonders deutlich, als Ross und Rachel ein Kindermädchen für ihre Tochter Emma suchen. Als sich ein Mann für den Job bewirbt, geht Ross davon aus, dass derjenige homosexuell ist. Einfühlsam und ein Mann sein? Passt für Ross nicht zusammen und er feuert ihn mit den Worten: „Was ist das für ein Mann, der Kindermädchen wird?“.
Last but not least: das „Fat-shaming„. Immer wieder werden die Zuschauer*innen durch Rückblicke darüber aufgeklärt, dass Monica in ihrer Jugendzeit übergewichtig war. In diesen Rückblenden wird Monica durch klischeehafte Darstellung als ungeliebter und lachhafter Charakter inszeniert, der ständig nur über Essen nachdenkt. Den Betrachter*innen wird also vermittelt: Du bist nur begehrenswert und beliebt, wenn du dünn bist. Diese Schönheitsideale sind heutzutage sehr überholt und in modernen Film- und Serienproduktionen meistens nicht mehr zu finden.