Bild: Foto von Sergi Ferrete auf Unsplash

Herero und Nama: Deutschlands vergessene Verbrechen im heutigen Namibia

Im Jahr 2006 forderte die namibische Nationalversammlung ihre Regierung auf, sich für die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama einzusetzen. Es vergingen jedoch weitere neun Jahre, bis Regierungsgespräche zur Anerkennung und Aufarbeitung des Völkermords begannen. Noch im Jahr 2012 weigerte sich die deutsche Regierung, die Tötung der Herero und Nama durch deutsche Kolonialtruppen als Völkermord gemäß den aktuellen Regeln des humanitären Völkerrechts anzuerkennen. Erst 2015 begann der offizielle Dialog zwischen Deutschland und Namibia über die Kolonialverbrechen Deutschlands. Viele Vertreter*innen der namibischen Bevölkerung fühlten sich während des Dialogprozesses unverstanden und ignoriert. Ein wiederkehrendes Thema in den Gesprächen waren Forderungen nach Reparationszahlungen, die von Deutschland geleistet werden sollten.

Immer noch nicht am Ziel

Am 28. Mai 2021 gab das Auswärtige Amt bekannt, dass Deutschland die Verfolgung und Tötung zahlreicher Herero und Nama nun offiziell als Völkermord anerkennt. Zusätzlich dazu wird Deutschland im Rahmen eines 30-jährigen Programms zur „Wiederaufbau- und Entwicklungsunterstützung“ insgesamt 1,1 Milliarden Euro an Namibia zahlen.

Einige Kritiker*innen fordern weitere Verhandlungen, um den zugesagten Betrag zu erhöhen und die Zahlungsfrist zu verkürzen. Zudem wird bemängelt, dass die am stärksten betroffenen Gruppen, nämlich die Herero und Nama, nicht an den Verhandlungen beteiligt waren. Deutschland argumentiert jedoch, dass es keine rechtliche Grundlage für individuelle oder kollektive Reparationszahlungen an die Nachkommen der Herero und Nama gebe und daher keine weiteren Verhandlungen notwendig seien.

Gleich weiterlesen:

Bildquelle: Sergi Ferrete via Unsplash; CC0-Lizenz