Hinter verschlossenen Türen: Auch deine Nachbarin könnte eine Escortdame sein

Wie viele Frauen in Deutschland sogenannte „sexuelle Dienstleistungen“ anbieten, liegt im Dunkeln. Lediglich Schätzungen liegen vor und werden auch bei Berichten verwendet. Klein aber dürfte die Zahl derer, die sich im intimen Gewerbe Geld dazuverdienen, nicht sein. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es auch im persönlichen Umfeld Menschen gibt, die sich für diesen Weg entscheiden. Hinzu kommt, dass „Escort“ als Schlagwort von weiteren Bereichen abgegrenzt werden muss. Wo also liegen die Unterschiede und was muss eine Escortdame tun?

 

Zehntausende Escorts in Deutschland?

 

Wie bereits erwähnt: Es gibt weder konkrete Zahlen zur Prostitution in Deutschland allgemein, noch zum Escort-Gewerbe. Daher ist es schwierig, genaue Prozentzahlen zu nennen, da auch seriöse Agenturen nicht mit ihrer Tätigkeit hausieren gehen. Ein wenig Aufschluss hinsichtlich der Situation liefern Zahlen, die investigativ.welt.de veröffentlicht hat. So soll es in Deutschland etwa 400.000 Menschen geben, die sexuelle Dienstleistungen anbieten. Wie wichtig eine Unterscheidung ist, zeigen die weiteren Werte. Bei Hostessendiensten arbeiten der Schätzung nach 60.000 Personen. Somit ist dieser Teilbereich des Gewerbes „kleiner“ als beispielsweise der, in dem sich Bordelle oder auch Straßenprostitution finden.

Die 60.000 als potenzielle Zahl liefert nur einen Hinweis darauf, wie wahrscheinlich es ist, eine Escortlady persönlich zu kennen. Ein etwaiger Prozentsatz lässt sich ebenfalls schwierig ermitteln. Wer von rund 22 Millionen Deutschen zwischen 18 und 39 Jahren ausgeht – so die Statistik aus 2017 – kommt immerhin auf einen Anteil an Hostessen von etwa 0,27 Prozent. Alleine in Berlin mit seinen 3,6 Millionen Einwohnern könnten also 9.720 Escort Ladies oder auch Escort Herren arbeiten. Das aber ist nur ein Zahlenspiel, denn sicherlich hängen auch regionale Faktoren davon ab, wie aktiv sich die Branche vor Ort zeigt. Fest stehen dürfte aber, dass Escort vor allem in Großstädten oder deren näherem Umkreis funktioniert, denn dort gibt es nicht nur viele Menschen, sondern auch eine recht hohe Anzahl an Geschäftsreisenden, die gelegentlich ebenfalls erotische Dienste in Anspruch nehmen.

 

Escort: Abgrenzung vom „Schmuddelgewerbe“

 

Zahlen hin oder her: Es ist durchaus möglich, dass die eigene Nachbarin tagsüber studiert oder arbeiten geht und in den Abend- und Nachstunden als Escortlady unterwegs ist. Dieses Branchensegment ist dabei sehr darauf bedacht, sich von anderen Bereichen der „Sexarbeit“ zu unterscheiden. Bei Escort nämlich geht es nicht einfach nur um Sex, wie es in Bordellen oder bei der Straßenprostitution der Fall ist. Seriöse Agenturen, die die Damen und seltener auch Herren vermitteln, setzen auf hochwertige Auftritte, tendenziell teure Angebote und informieren über die Grundsätze der Escort-Tätigkeit. Unter escortmodelle.de wird darauf hingewiesen, dass der Kunde bestimmen kann, was er mit seinem gebuchten Escort-Date erleben möchte. Hier zeigt sich, dass auch gemeinsames Essengehen, Theaterbesuche oder sogar Urlaubsbegleitung Teil der Tätigkeit einer Escortdame sein können.

Dennoch – und das sollte nicht verschwiegen werden – geht es bei Escort durchaus auch um Sex. Das geht auch aus einem persönlichen Bericht hervor, den abendzeitung-muenchen.de zeigt. Hier erläutert eine Escortdame, welche zentralen Aufgaben oder auch Gedanken mit ihrem Beruf verbunden sind. Spannend ist, dass sie „Zuhören“ als wichtigen Bestandteil beschreibt. Escortlady zu sein, bedeutet offenbar nicht nur, körperlich aktiv zu werden, sondern auch Konversation zu betreiben, den Kunden zu begleiten und ihm Gesellschaft zu leisten.

Damit ist das Escort Gewerbe etwas facettenreicher und durchaus auch anspruchsvoller als andere Zweige sexueller Dienstleistungen. Aus diesem Grund werden Frauen und Männer, die künftig in diesem Bereich arbeiten möchten, vorab genau unter die Lupe genommen. Sie müssen nicht nur attraktiv, sondern zeitgleich auch intelligent, eloquent und höflich sein, um den potenziellen Ansprüchen von Kunden gerecht zu werden. Ob das ein Grund dafür ist, dass die Zahl der Escorts in Deutschland geringer ausfällt als die der Prostituierten in Bordellen, steht in den Sternen.

 

Wer entscheidet sich für diesen Weg?

 

Es gibt viele verschiedene Gründe für Frauen und Männer, sich für die Tätigkeit als Escort zu entscheiden. Nicht selten dürfte Geldmangel die Ursache sein, denn Escorts in Deutschland verdienen bei seriösen und renommierten Agenturen nicht wenig Geld. Verbunden hiermit ist allerdings auch die Pflicht, sich konsequent um das eigene Erscheinungsbild zu kümmern und zeitlich ganz besonders flexibel zu sein. Eine Hausfrau mit Kindern dürfte daher weniger wahrscheinlich als Escortlady tätig sein als eine Studentin, die nur wenigen Verpflichtungen nachkommen muss.

Was die Voraussetzungen betrifft, ist dieser Weg sicherlich nichts für jedermann. Oft wird beschrieben, dass sich vor allem jene als Escort betätigen, die gerne erotische Erfahrungen sammeln, keine Scheu vor fremden Menschen haben und auch vor intimen Situationen nicht zurückschrecken. Das Leben als Escort kann daher durchaus fordern und sich sicherlich nicht leicht mit ganz gewöhnlicher Alltagsgestaltung vereinbar. Auch verbunden ist hiermit häufig Schweigsamkeit gegenüber der eigenen Familie oder dem Freundeskreis, denn viele Menschen reagieren tendenziell abwehrend, wenn es um den Escort-Job geht. Und entscheiden sich Escorts später im Leben für den Ausstieg und wollen eine feste Partnerschaft mit Kindern eingehen, stellt sich die Frage, wie ehrlich der Umgang mit der erotischen Vergangenheit ausfallen sollte.

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Titelbild: Free-Photos CC0-Lizenz über pixabay.com