Orlando Homophobie Reaktionen

Homophobie: Die abstoßenden Reaktionen auf das Orlando-Attentat

2. Suche nach Sündenböcken

Donald Trump geht in seiner Argumentation noch einen Schritt weiter: Unmittelbar nach dem Anschlag benennt er einen Schuldigen und schiebt den Schwarzen Peter einer ganzen Bevölkerungsgruppe zu: den Muslimen. Damit stigmatisiert Trump bewusst; mit dem Vorsatz, einen Keil zwischen die Inner Group (die Amerikaner) und eine Outer Group (die Muslime) zu treiben. Trumps Argumentation ist nichts anderes als die Instrumentalisierung des Attentats eines Einzelnen, um eine ganze Religionsgemeinschaft zu diskriminieren.

Dies ist besonders gefährlich, weil sich schon kurz nach dem Anschlag eine Vielzahl von Muslimen von der Tat distanzierten. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek schrieb am Morgen der Tat: „Verurteile diese scheußliche Wahnsinnstat. Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen von ‪#‎orlando.” Zurecht kreidete er die „religiöse Kontextualisierung“ an, die von Trump – wie auch von vielen anderen – im Zusammenhang mit dem Attentat getroffen wurde.

Es ist natürlich leicht, von der Herkunft des Täters und der Tatsache, dass sein Vater ein hochrangiger Funktionär der Taliban war, auf die Gesinnung der Gesamtheit einer religiösen Minderheit zu schließen. Dabei schafft man aber unzutreffende Stereotype und insinuiert, dass alle Menschen einer Religionsgemeinschaft von einem Schlag seien. Man braucht hier nicht groß um den heißen Brei zu reden: Trumps Argumentation ist rassistisch und typisch für seine Denke: Stets gibt es ein „uns“ und ein „sie“ – in diesem Fall Muslime, in anderen Fällen aber gerne auch Mexikaner, Demokraten oder die Lügenpresse.

 

3. Die offenkundige Legitimierung der Tat

 

Die „Allpolnische Jugend“, eine Jugendorganisation der polnischen Rechtsextremen, war sich nicht zu schade, kurz nach dem Attentat einen Screenshot der CNN-Berichterstattung mit einem Zitat des dritten Buch Mose  zu vermengen. Dem Bibelzitat zufolge soll ein Mann, der mit einem anderen Mann verkehrt, mit dem Tod bestraft werden.



Diese Reaktion ist nicht nur verharmlosend (wie im Falle der britischen Journalisten) und populistisch hetzend (wie im Fall Donald Trumps), sondern schlichtweg legitimierend. Sie bejaht implizit die Tötung von Schwulen, indem sie eine Gewalttat in den Zusammenhang mit einem Bibelzitat setzt. Dem Gedankengang der „Allpolnischen Jugend“ folgend, haben die Opfer den Tod regelrecht verdient, weil sie schwul waren. Im Kontext der polnischen Flüchtlingspolitik und des dort vorherrschenden Rassismus gegenüber Muslimen ist dies besonders absurd. Hier machen sich selbsternannte Patrioten mit einem Täter gemein, der eigentlich zu ihren Feindbildern zählt. Weil er aber ein anderes Feindbild – nämlich Schwule – abschlachtete, steht er wieder auf der gleichen Seite wie die polnischen Patrioten selbst.