Orlando Homophobie Reaktionen

Homophobie: Die abstoßenden Reaktionen auf das Orlando-Attentat

 

4. Das Verbieten von Empathie für Homosexuelle

 

Nicht so schockierend wie die Reaktion der„Allpolnischen Jugend“, aber fast noch schlimmer, ist ein anderes (osteuropäisches) Reaktionsmuster: Dieses ist besonders perfide, weil es nie öffentlich zugeben würde, homophob zu sein – sondern die Ablehnung viel subtiler äußert. Es handelt sich dabei um das Unterbinden von jeglichen Solidaritätsbekundungen für Schwule.

Dieses Phänomen findet sich auffälligerweise in vielen osteuropäischen Medien wieder. Sowohl die ungarischen, als auch die polnischen Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verschwiegen kurzerhand, dass es sich beim Anschlag um ein Attentat auf Homosexuelle handelte. In den Nachrichten wurde kommuniziert, dass es ein Attentat mit so-und-so-vielen Toten von einem Täter mit muslimischen Hintergrund (muslimisch ist wichtig! Verbindungen zum IS werden mehrfach wiederholt!) gegeben hatte. Dabei wurde aber verschwiegen, dass es eine gezielte Opfergruppe gab, die so gar nicht zum katholischen Ideal der heterosexuellen Ehe passt.

Eine ähnliche Reaktion war auch in Russland festzustellen, wo die russische Polizei Menschen, die Blumen vor der US-amerikanischen Botschaft zu Ehren der Opfer niedergelegt hatten, verhaftete. Die Denkweise hinter diesen Reaktionen ist das Verschweigen der Tatsache, dass Homosexuelle angegriffen wurden – und ein vitaler Teil westlicher Gesellschaften sind.

 

Geschmacklose Ausfälle und politische Instrumentalisierung

 

Angesichts der Tatsache, dass verharmlosende und verschweigende Reaktionen oft einen ideologischen Hintergrund haben, mögen sie verständlich sein. Gleichwohl braucht man sich nicht vorzumachen, dass sie akzeptabel seien. Gerade aus Sicht von Homosexuellen war die Tat ein beispielloser Gräuel. Die homophoben Reaktionen auf die Tat sind aus der Sicht eines Außenstehenden bedrückend und teils gar schockierend. Dabei lässt sich aus meiner Perspektive nur spekulieren, wie sich Schwule und Lesben, die theoretisch selbst unter den Feiernden gewesen sein hätten können, sich dabei fühlen müssen. Glücklicherweise gab es auch Beispiele für einen gelungenen Umgang mit der Tat: Frank Ocean schrieb einen Brief, der jedem, egal welcher sexuellen Orientierung, Tränen der Anteilnahme in die Augen treibt. Und der CNN-Reporter Anderson Cooper nahm sich die Zeit, die Getöteten persönlich mitsamt Lebensgeschichten vorzustellen. Denn eines sollte man nicht vergessen: Die 49 Toten waren Individuen, deren Leben wesentlich mehr Beachtung verdienen, als die fanatische Tat eines Verrückten, welche im Nachhinein für geschmacklose Ausfälle und politische Instrumentalisierung verwendet wird.

 

https://www.youtube.com/watch?v=F9tWYfHhJac