Lukas Graham

Weißt du Papa, ich bin ein Fan von dir! Im Interview mit Lukas Graham

Er ist ein weltbekannter Singer-Songwriter, er ist Vater und er hat gerade einen neuen Song released.

Der Däne Lukas Graham singt in seinem neuen Song „All of it all“ über die weniger schönen Dinge in einer Beziehung. Wir haben ihn getroffen und mit ihm über seinen neuen Song, seine Karriere und seinen größten Fan – seine Tochter – geredet.

Viele seiner Songs beginnen in seinem eigenen Leben und werden von den Menschen, mit denen er Songs schreibt und ihren Erfahrungen inspiriert.

„We’re yelling and screaming
It’s off the wall Words that we’re gonna regret
Then you kiss me and love me to sleep Pause, rewind, and reset“

Eine Botschaft die er mit dem Song verbreiten will ist, dass man nicht wütend ins Bett gehen sollte.

ZEITjUNG: Wovon handelt dein neuer Song „All of it all“?

Lukas: In dem Song geht es um Streit in einer Beziehung. Lange Beziehungen sind nicht immer einfach und Uneinigkeiten oder Streits gehören einfach zum Leben dazu. Die Art, wie man sie dann aber löst und sich wieder verträgt, macht aus, wie glücklich man in einer Beziehung ist. Es geht darum, diese Schwierigkeiten zu akzeptieren.

ZEITjUNG: In deinem Musikvideo zum Song passiert alles in ein und demselben Raum. Was war die Idee dahinter?

Lukas: Manchmal bewegen sich Beziehungen im Kreis. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, aus diesem Kreis auszubrechen und zu verstehen, dass man all die Probleme, die man in seiner aktuellen Beziehung hat, wahrscheinlich auch in der nächsten Beziehung haben wird. Die meisten Probleme haben mit einem selbst tun und nicht mit seinem Partner.

ZEITjUNG: Gibt’s du manchmal Beziehungstipps?

Lukas: Ich möchte niemandem Beziehungstipps geben. Also, wenn du schlecht behandelt wirst- geh! Aber mein Leben unterscheidet sich einfach viel zu sehr von dem Leben, das meine Freunde führen. Wenn ich nicht reise und arbeite, bin ich ganz viel zu Hause. Mein Leben kann man nicht mit dem von meinen Freunden vergleichen. Sie arbeiten als Anwälte oder als Grafik-Designer und haben den typischen Nine-to-Five-Job. Wenn ich weg bin, bin ich wirklich weg und wenn ich da bin, bin ich es die ganze Zeit.

ZEITjUNG: Du schreibst sehr emotionale Songs. Was inspiriert dich dazu? Was motiviert dich?

Lukas: Ich probiere zuerst immer selbst etwas zu fühlen und mich selbst mit dem Song zu berühren. Denn wenn ich mich selbst berühre, dann schaffe ich es vielleicht auch bei anderen Menschen. Ich glaube, was mich am meisten motiviert, ist das Geschichtenerzählen und meine Geschichten zu teilen.

Seit ich klein bin, habe ich gesungen. Ich liebe es zu Singen, beim Aufnehmen und wenn ich auf der Bühne stehe. Und ich liebe es, wenn ein Song fertig wird. Bei manchen Songs ist man richtig glücklich, wenn sie fertig sind und andere hört man sich nie wieder an und veröffentlicht sie auch nicht. Aber es ist trotzdem ein cooles Gefühl bei null anzufangen und am Ende etwas erschaffen zu haben, was vorher nicht da war.

ZEITjUNG: Was gefällt dir beim Songs schreiben am meisten?

Lukas: Ich glaube, dass man etwas kreiert, dass es vorher nicht gab. Und es ermöglicht mir meine Gefühle auszudrücken. Es ist fast wie eine Therapiestunde.

Wenn ich zum Beispiel einen Song darüber schreibe, wie es ist, Vater zu sein, setze ich mich wirklich mit meinen Gedanken, Gefühlen und der Motivation dahinter auseinander. Ich denke über meinen eigenen Vater nach, der vor neuneinhalb Jahren gestorben ist. Und wie es ist, dass ich jetzt selbst Vater bin. Das ist wirklich cool!

ZEITjUNG: Wolltest du schon immer Musik machen und berühmt werden?

Lukas: Ich habe nie wirklich über Ruhm nachgedacht. Ich habe nicht wirklich das Verlangen, berühmt zu sein. Ich habe das Verlangen, Songs zu singen und zu schreiben. Und es ist ein Privileg, dass ich das machen kann. Manchmal ist es schwer in der Öffentlichkeit zu sein, wenn ich zum Beispiel mit meinen Kindern unterwegs bin. Aber in den meisten Fällen bin ich ziemlich unauffällig.

Natürlich ist es manchmal schwer, aber ich wusste immer, dass ich ein Performer bin. Seit ich 12 Jahre alt bin, schreibe ich Rap-Texte und Songs schreibe ich, seit ich 20 bin. Ich war im Knabenchor in Kopenhagen und habe Theater gespielt. Musik, auf der Bühne stehen und Schauspielern war immer ein Teil von mir.

ZEITjUNG: Glaubst du deine Kinder wissen, dass du berühmt bist?

Lukas: Meine älteste Tochter ist fünfeinhalb. Letztens meinte sie zu mir: „Papa weißt du was, ich bin ein Fan von dir! Ich bin ein Fan von deinen Liedern. Weißt du, nicht jedes Mädchen hat einen weltberühmten Papa.“ Es ist total lustig, dass sie versteht, was es heißt, berühmt zu sein. Manchmal, wenn wir in einem Geschäft oder einem Restaurant sind und einer meiner Songs gespielt wird, sagt sie: „Papa das ist dein Lied und du singst das. Das bist du.“

ZEITjUNG: Findest du das gut?

Lukas: Ich weiß nicht. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Bis ich sechs Jahre alt war, haben wir in einem Haus ohne Toilette oder Badezimmer gewohnt.

Es ist wichtig, dass sie versteht, dass man ein normaler Mensch sein kann, obwohl man berühmt oder reich ist.

Das ist auch der Grund, warum wir ziemlich nah an dem Ort wohnen, wo ich aufgewachsen bin. Sie wird auf eine normale Schule gehen ohne Privatunterricht.

Eltern müssen sich immer bewusst sein, welchen Einfluss sie und ihr Umfeld auf ihre Kinder haben. Egal, ob arm oder reich. Aber ich denke, sie macht das ziemlich gut. Sie ist gut im Umgang mit Kindern mit verschiedenen Hintergründen und darin, zwischen LA und Kopenhagen zu pendeln. Sie lernt in ihrer eigenen Weise damit umzugehen und wenn sie älter wird, werden wir sehen, welchen Schaden wir angerichtet haben. Alle Eltern verursachen einen Schaden bei ihren Kindern. Das ist unvermeidbar. Egal, wie gut man in seiner Elternrolle ist, man wird Schaden anrichten.

ZEITjUNG: Wann war der erste Moment, wo du gemerkt hast, dass du es geschafft hast, Sänger zu werden?

Lukas: Als ich 2012 eine Wohnung gekauft habe, habe ich gemerkt, dass es funktioniert, was wir machen. Aber ich glaube, ich wusste es schon ungefähr ein Jahr davor. Wir haben ein paar Konzerte in Kopenhagen gespielt, ohne Tickets zu verkaufen. 1000 Leute sind gekommen, obwohl es nur für 400 Platz gab. Die vielen Menschen haben die Straße verstopft, das war schon wirklich cool. Es ist komisch und ich weiß nicht, ob es einen besonderen Moment gab, aber wenn Menschen ihr hart verdientes Geld ausgeben und im Regen warten, um dich Singen zu sehen, dann hast du es auf jeden Fall geschafft.

ZEITjUNG: Ist es immer noch etwas Besonderes für dich in anderen Städten aufzutreten?

Lukas: Ich versuche es zu etwas Besonderem zu machen, indem ich mir die Städte und ihre Sehenswürdigkeiten anschaue. Ich versuche in ein Fitnessstudio zu gehen und Sport zu machen und einheimisches Essen zu finden. Ich versuche in Restaurants statt in der Venue oder im Tourbus zu essen. Wenn wir in München sind, gehen wir zum Beispiel in ein richtiges Brauhaus. Ich denke bei Reisen ist es wichtig, dass man Sachen macht, an die man sich erinnert. Und eine dieser Sachen ist für mich Essen.

Ich vermisse die Zeit, wo keiner bei den Konzerten die Lieder kannte und man das Publikum von sich überzeugen musste. Es ist einfach etwas anderes, ob man seine Karriere gerade aufbaut oder bereits angekommen ist.

ZEITjUNG: Hast du irgendwelche Ziele, die du erreichen möchtest?

Lukas: Ich setze nicht so wirklich Ziele. Ich möchte weiter das machen, was ich liebe und davon leben können. Ich möchte Menschen mit meinen Liedern berühren. Und ich glaube mein Hauptziel ist, eine Work-Life-Balance zu finden. Damit meine Kinder einen coolen Papa haben, der da ist und nicht immer unterwegs. Ich hatte einen sehr tollen Papa, der da war und ich als Vater bin nicht so oft da, wie ich es gerne wäre. Wenn du Kinder hast, geht es mehr um sie als um dich.

Hier geht es zum Video:

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Bildquelle: Mathias Haugaard