Interview mit Theo Carow: Von Indie-Musik und Trauma Dumping

Realness und Trauma Dumping auf Social Media

ZEITjUNG: Themawechsel: Was bedeutet dir Authentizität und Realness auf Social Media? Wie wichtig findest du es zum Beispiel, über Tabuthemen wie Mental Health zu reden?

Theo Carow: Ich finde es nicht schlimm, wenn man nicht authentisch ist auf Social Media. Früher war das mal anders. Mittlerweile find ich das nicht schlimm, weil bestimmte Sachen, glaube ich, auch einfach voll ins Privatleben gehören. Ich finde es manchmal ein bisschen anstrengend, dass Creator da so hingepusht werden, dass sie alles zu allem sagen müssen. Aber natürlich bewundere ich Influencer, die eben Tabuthemen ansprechen, sei das Mental Health oder Queer Love. Gerade wenn man von bestimmten Themen betroffen ist, finde ich es super mutig, auch über seine eigenen Schwächen zu reden. Ich hab’s auch mal eine Zeit lang gemacht, jetzt grad weniger – mal so, mal so.

ZEITjUNG: Wie hast du dich damit gefühlt, als du das gemacht hast? 

Theo Carow: Gut, weil ich glaube ich echt vielen Leuten Halt gegeben hab, beziehungsweise war das auf jeden Fall das Feedback. Andererseits macht man sich auch super angreifbar damit. Es gibt immer Kommentare, die dann nicht so richtig in dein Bild reinpassen. Plus, es kann manchmal ziemlich herausfordernd sein, wenn man sich öffnet und über Themen im Zusammenhang mit Mental Health spricht, insbesondere wenn es um Depressionen geht. Oftmals bekommt man Nachrichten, die selbst sehr triggernd sein können. Also wo man dann so reingezogen wird in die Welt von anderen Leuten. Manchmal fühlt sich das ein bisschen wie Trauma Dumping an. Das ist dann schon ein bisschen krass, weil ich ja kein Psychologe bin oder Therapeut, der anderen wirklich helfen kann.

ZEITjUNG: Wie gehst du damit um, wenn Leute sich dir gegenüber so öffnen? 

Theo Carow: Ich versuche so viel wie möglich zu beantworten. Ich habe leider keinen Community Manager oder so, der das macht. Andererseits ist es, glaube ich, schön, wenn du auch Feedback bekommst für Nachrichten, die du sendest. Ich glaube, ich haue da schon auch mal den einen oder anderen Tipp raus, aber die sind immer ohne Gewähr. Ich bin halt kein ausgebildeter Therapeut.