Frau stützt Gesicht in ihre Hände

„Kann bitte ein Erwachsener kommen und das für mich regeln?“ 

Ich habe immer gedacht, wenn ich 20 bin, dann weiß ich wie der Hase läuft. Eine Ahnung was das Leben für mich bereithält. Eine Beziehung, einen Plan wie und was ich beruflich machen will, keine Angst mehr vor irgendwas. Alles läuft, alles gut. 

Jetzt bin ich 20 und weiß immer noch nicht, wie der Hase läuft. Für ein Studium habe ich mich mittlerweile entschieden, aber wo es so endgültig hingeht, steht noch offen. Die perfekte Beziehung lässt ebenfalls auf sich warten. Eine Pandemie, die sowieso nochmal alle Pläne durcheinandergeworfen hat und der Zukunft einen düsteren Touch verleiht. Und auch in meinem Umfeld sind alle dabei, noch auszutüfteln wie das Leben funktioniert. Jetzt, wo einem keiner mehr sagt was man zu tun oder zu lernen hat. Plötzlich muss man sich mit so Dingen wie Steuererklärungen, Vermietern, Geld anlegen und Versicherungen beschäftigen. Man hat einen ganzen Katalog von Berufen, aus denen man sich einen aussuchen kann. Was macht dich glücklich? Wer willst du sein? Was willst du machen? Alles Fragen, auf die man eine Antwort haben muss und die sollte am besten nicht „Keine Ahnung“ lauten.

„Erwachsenwerden ist so eine barbarische Angelegenheit… voller Unannehmlichkeiten und Pickel.“

Peter PAn

Felix Lobrecht und Tommi Schmitt haben es in ihrem Podcast ,Gemischtes Hack´ gut gesagt: „Das Nervige am Erwachsenleben ist, dass jetzt keiner außer dir dieses Problem lösen wird.“ Und das fasst die Realität ziemlich gut zusammen. Angefangen bei kleinen Dingen: Wenn du den Kaffee verschüttest, dann macht ihn keiner außer dir weg. Wenn du das Geschirr nicht spülst, dann hast du bald kein sauberes mehr. Bis hin zu großen Dingen: Wenn du Geld ausgeben willst, dann musst du auch was dafür tun. Oder wenn man plötzlich Streit mit dem Vermieter hat. Da denkt man sich: „Kann bitte ein Erwachsener kommen und das für mich regeln?“ Und ich glaube selbst die, von denen wir denken sie haben den Laden im Griff, wissen auch nicht was sie da eigentlich tun. Denn wenn wir mal ehrlich sind, sind wir alle dabei auszutüfteln, wie das mit dem Erwachsensein richtig funktioniert. 

Oft traut man sich nicht zu fragen oder um Hilfe zu bitten, weil man nicht dumm rüber kommen will. Aber wenn ich höre, wie vielen meiner Freunde es genauso geht, gibt mir das wieder Zuversicht: Ich bin nicht alleine mit diesen Struggels. Es sollte normalisiert werden, dass man auch als Erwachsener einfach mal keine Ahnung hat. Außerdem ist doch das genau der Spaß an der ganzen Sache. Dass wir uns Ausprobieren können, auf die Nase fallen dürfen und wieder von vorn beginnen. Wie viel langweiliger wäre doch das Leben, wenn alles genau vorgegeben wäre und wir uns nicht austoben könnten? – An diesen Gedanken halte ich mich fest, während ich versuche die Unterlagen von meinem Bankberater zu verstehen…

Was war dein Moment, wo du so richtig gestruggelt hast, und dir dachtest: „Kann bitte ein Erwachsener kommen und das für mich regeln?“ 

Schicke uns gerne deine Geschichte an charlotte.huendgen@zeitjung.de

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Bildquelle:  Monstera von Pexels, CC0 Lizenz