Katja Lewina. Bild: Lucas Hasselmann

Katja Lewina hat Bock, Männer zu entschlüsseln

Männer sind dauergeil und ihr einziger Lebenszweck ist es, ihren Samen so weit wie möglich über die Erde zu verteilen. Oder? Katja Lewina ist sich sicher, da muss noch mehr dahinterstecken und hat sich für ihr neuestes Buch in den Sumpf aus Potenzdruck, Lobhudelei und Übergriffigkeit gewagt, den wir als Männlichkeit kennen.

Bock – Männer und Sex*“ – das Ergebnis ihrer Recherche erscheint heute, am 13. August 2021. Nachdem Katja in ihrem ersten Buch – „Sie hat Bock“ – über weibliches Verlangen schrieb und nichts weniger als eine Revolution unserer Sexualität forderte, macht sie sich in ihrem neuesten Buch gewohnt witzig und ausgerüstet mit knallharten Fakten daran herauszufinden, was Männer eigentlich wollen – im Bett und anderswo. Dafür hat sie mit verschiedensten Männern über ihre Gefühle, Druck und geheimste Wünsche gesprochen – ob nun Priester, Urologe oder der ganz normale Mann von nebenan. Wir durften „Bock – Männer und Sex“ schon vorab lesen und Katja dazu ausfragen.

ZEITjUNG: Das letzte Jahr war ja ein ziemlich anstrengendes, nicht nur für dich, sondern für die ganze Welt. Wie hast du denn in so einer Zeit auch noch ein Buch geschrieben?

Katja Lewina: Das schwierige an der Corona-Zeit war für mich vor allem die Tatsache, dass ich ja ein Buch geschrieben habe, das von Begegnungen und Gesprächen handelt. Das lebt natürlich davon, dass man diese Begegnungen und Gespräche auch live erlebt. Es war etwas schade, dass das verloren gegangen ist. Ich musste viel auf Zoom und andere Kanäle ausweichen, was es mir zum Beispiel besonders schwer gemacht hat mit älteren Personen in Kontakt zu kommen. In der Zeit gab es noch keine Impfungen und getestet wurde man nur in Ausnahmefällen. Viele Gespräche konnte ich aber trotzdem persönlich führen, mit gefühlt tausend Metern Abstand und Socken über dem Mikrofon, die man dann später waschen konnte. Es war auf jeden Fall auch ein bisschen abenteuerlich.

ZEITjUNG: Erst letztes Jahr kam dein erstes Buch „Sie hat Bock“ raus. Darin geht es um weibliches Verlangen. Ist „Bock – Männer und Sex“ jetzt der nächste logische Schritt? Gehören die beiden Bücher zusammen?

Katja Lewina: Tatsächlich kann man das nicht unabhängig voneinander betrachten. Das war auch im ersten Buch schon Thema, denn wann immer wir von heterosexuellem Sex sprechen, kann es nicht nur den Sex der Frauen oder den Sex der Männer geben. Die existieren zusammen, bedingen sich gegenseitig, die machen was miteinander. Das muss zusammen gedacht werden und ich hatte auch das Gefühl, dass es sowas auf dem deutschen Buchmarkt noch nicht gibt. Es gibt zwar Bücher, die sich kritisch mit Männlichkeit befassen, aber eben nichts, was sich explizit mit Männern im Bett beschäftigt, und das auf einer persönlichen Ebene. Außer natürlich diese ganzen Sex- und Dating-Ratgeber, von wegen „wie mache ich sie alle glücklich“, wovon niemand wirklich etwas hat.

ZEITjUNG: Hast du das Gefühl, du eignest dir da als Frau ein Thema an, das Männer lieber selbst behandeln würden? Denkst du, die Männerwelt wird da etwas rumzicken?

Katja Lewina: Zicken wäre dumm, denn es gibt einfach wahnsinnig wenige Männer, die offen über ihre Sexualität schreiben oder sich exponieren. Das ist in den letzten Jahren tatsächlich eher Frauensache geworden, etwas rauszuholen und auf den Tisch zu packen, was vorher noch nicht da war. Männer tun sich damit unglaublich schwer. Darum geht es auch im Buch, dass diese Offenlegung einen Gesichtsverlust bedeutet und eine Entmännlichung, wenn ich anfange über Unsicherheiten, Ängste, Schwierigkeiten, Druck zu reden. So etwas anzuerkennen ist zutiefst unmännlich und deshalb trauen sich das auch nur sehr wenige Männer. Was ich versucht habe, war ja auch nicht über die Männer, sondern mit ihnen zusammen zu schreiben. Ich habe mich komplett auf männliche Gesprächspartner fokussiert, sowohl bei den Experten als auch bei den normalen Männern, die mir da ihre Geschichten erzählt haben. Diese Männer haben in gewisser Weise alle Einfluss auf dieses Buch genommen und es war mir wichtig, sie sprechen zu lassen.