Kleines Mädchen mit Kuscheltier

Kinder auf Sozialen Netzwerken: Ausbeutung und Pädokriminalität

Immer häufiger machen sogenannte „Family Channels“ verschiedener Social-Media-Kanäle Schlagzeilen. Hier werden oft Fotos und Videos von Kindern gezeigt und kommerzialisiert, die selbst gar nicht wissen, was Soziale Medien überhaupt sind. Auf TikTok scheint dieser Trend aktuell immer größere Ausmaße anzunehmen. Hier hat der gerade mal 3-jährige TikTok-Liebling Wren Eleanor bereits 17,3 Millionen Follower. Ihre Mutter hat einen eigenen Account für Wren erstellt und postet regelmäßig Fotos und Videos von ihrer Tochter. Die zunehmend unangemessenen Kommentare verschiedener Nutzer*innen bereiten einigen Sorgen.  

Lebensunterhalt durch Kindervideos

Kinder können in die Verbreitung von Fotos und Videos weder einwilligen, noch können sie verstehen, dass Millionen Menschen einen Einblick in private Kindheitsmomente erhalten. Hier sind sie auf das Verantwortungsbewusstsein des, beziehungsweise der Erziehungsberechtigten angewiesen. Doch was, wenn die Kommerzialisierung des eigenen Kindes den Lebensunterhalt erwirtschaftet und zu weltweiter Berühmtheit führt? Nicht nur, dass sich über Persönlichkeitsrechte und das Recht am eigenen Bild hinweggesetzt wird – das Kind wird auch auf grenzwertige Weise ausgebeutet.   

Wir erinnern uns an sogenannte „Kinderstars“, die als Goldesel der Eltern das große Geld einbrachten und anschließend bereits in jungen Jahren verbraucht waren, vergessen wurden, ausrasteten und sich irgendeiner Sucht hingaben. Jetzt müssen wir nur noch warten, bis die Generation der Kinder auf den Sozialen Netzwerken etwas älter wird, um zu sehen, ob der Fluch der Kinderstars auch sie trifft. Nichtsdestotrotz muss es eine schwere Realisation sein, dass Millionen von Menschen die privaten (!) Kindheitsmomente live verfolgten. Aber auch die Kindheit selbst scheint nicht normal zu sein, wenn man in jeder möglichen Gefühlslage eine Kamera in sein Gesicht gedrückt bekommt, um „süßen“ Content zu erzeugen.  

Gefahren des Internets: pädophile Nutzer

Nicht nur die Ausbeutung privater Momente zum eigenen Profit ist kritikwürdig. Ein weiteres Problem: Das Bild- und Videomaterial wird von offen pädophilen Nutzer*innen gespeichert, geteilt, aber auch kommentiert. Dass unschuldige Kindheitsmomente ohne das Wissen des Kindes zu kinderpornographischen Zwecken weitergegeben werden, ist eine traurige Tatsache. Auch im Fall der kleinen Wren Eleanor nehmen pädophile Follower*innen überhand und kommentieren ganz offen ihre Beiträge. Dies hat zwar eine Welle der Entrüstung ausgelöst, Wren´s Mutter scheint jedoch nicht abgeschreckt ihre Inhalte weiter zu teilen und zu posten. Dies gibt Pädophilen nicht nur Material, sondern auch eine Plattform und Anreize, um sich auszutauschen, anstatt Hilfe zu suchen. Das zunehmende Problem der Kinderpornographie wird so nicht eingedämmt. Durch die weltweite Verbreitung sind Kinder dauerhafte Opfer: „das Internet vergisst nicht“. Allein im letzten Jahr haben sich die Fälle von Kinderpornografie in Deutschland mehr als verdoppelt. Die Datenmenge ist so enorm, dass die zuständigen Polizeistellen kaum hinterherkommen. Natürlich kann man den Eltern zwar nicht die Schuld dafür geben, wie andere Leute unschuldige Inhalte verwenden, die vielleicht nur dafür gedacht waren, den Viewer*innen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Jedoch sollten die Tatsachen dazu verleiten, sehr vorsichtig mit Bildern und Videos von Kindern umzugehen.

Auch teilen Kinder und Jugendliche immer öfter selbst problematische Inhalte über ihre Smartphones, ohne dies richtig wahrzunehmen. Hier müssen gerade die Eltern als Vorbild agieren und ihren Kindern die nötige Medienkompetenz vermitteln. Auch an Schulen muss Kindern und Jugendlichen gezeigt werden, wie sie mit sozialen Medien besser umgehen können.

Gleichzeitig gibt es verschiedene Möglichkeiten private Momente zu veröffentlichen, die man gerne mit Freunden teilen möchte, ohne die Rechte des Kindes zu verletzen, oder zur Zielscheibe pädophiler Nutzer*innen zu machen. Beispielsweise kann man auf Bildern und Videos einen „Sticker“ über das Gesicht des Kindes legen oder einfach das Kind so fotografieren, dass die Identität geschützt bleibt. Ansonsten muss man sich den Risiken des Internets bewusst sein und sollte private Inhalte mit größter Sorgfalt und Vorsicht behandeln.

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Bildquelle: Pexels, CCO-Lizenz