In KITZ treffen Welten aufeinander. © Walter Wehner

KITZ – mehr Sein als Schein

Interview mit Sofie Eifertinger und Bless Amada

ZEITjUNG: Wer soll KITZ und eure Darstellung unbedingt sehen?

Sofie: Einerseits freue ich mich, wenn Regisseur*innen und Schauspielkolleg*innen KITZ gucken, und uns handwerkliches Feedback geben. Andererseits finde ich auch, dass Lisi eine Inspiration für Personen ist, die verunsichert sind und selbst das Gefühl haben, ihr Leben nicht im Griff zu haben. Eine Figur eben, die sagt: Ja, ich habe, was ich habe, und mache das Beste aus Allem, was mir zur Verfügung steht.

Sofie Eifertinger als Lisi. © Walter Wehner

Bless: Ich fände es schön, wenn KITZ vor allem von Menschen angeschaut wird, die sich für die Themen der Altersgruppe interessieren. Toll wäre natürlich auch, wenn die Serie ein internationales Publikum findet.

ZEITjUNG: Wer sind denn eure schauspielerischen Vorbilder?

Bless: Mich inspirieren Denzel Washington und Al Pacino besonders. Sie beherrschen beide das schauspielerische Handwerk sehr gut. Al Pacino war wohl auch als Theaterschauspieler sehr gefragt.

Sofie: Bei mir ist es Carey Mulligan, vor allem ihre Performance in Drive, weil sie etwas ganz Zartes, Vereinnahmendes hat und gleichzeitig sehr aus ihrer Essenz heraus spielt. Sie spielt verschiedene Figuren, aber wir spüren Carey, und das mag ich sehr gerne. Im deutschen Raum hat meiner Meinung nach Paula Beer auch diese Qualität. Ich finde, dass wir wirklich sehr besondere Schauspielerinnen – Charakterdarstellerinnen – in Deutschland haben. Da gibt es allein in meiner Agentur schon eine ganze Reihe Menschen, mit denen ich unglaublich gerne mal zusammen vor der Kamera spielen will.

ZEITjUNG: Sofie, wie ging es dir damit, zu wissen, dass deine Hautunebenheiten nicht nachträglich retuschiert werden?

Sofie: Erstmal ist es stark, dass wir die Geschichte auch auf visueller Ebene authentisch erzählen. Das nimmt nichts am Glamour der Show!

Ganz am Anfang, als wir im Kitzhof in Kitzbühel waren, habe ich eine Präsentation gemacht, die Flawsome Lisi heißt. So habe ich mich darauf vorbereitet, mit den beiden Showrunnern ins Gespräch zu gehen, um Gefühle der Unsicherheit mit dem Aspekt Haut zu besprechen.

Aber ehrlich: das ist pur. Mir ist es wichtig, nicht als retuschierte Version von mir selbst – mit einem Porzellangesicht – wahrgenommen zu werden. Auch nicht als Lisi. Meine Natürlichkeit ist eine Erweiterung dieser Figur und unterstreicht ihre Zerrissenheit, ihr permanentes Gefesseltsein von Umständen. Sie schaut in den Spiegel und denkt sich manchmal ‚you go, girl‘ und manchmal so ‚hm‘. Ich selbst erinnere mich, dass es für mich herausfordernd war, mich auf der Leinwand so ungesehen zu fühlen. Ich finde es empowernd, reale Körperbilder zu zeigen. Mir ist wichtig, dass das auch bei Zuschauer*innen das Selbstbewusstsein stärkt.

ZEITjUNG: Was glaubt ihr braucht es, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und die eigenen Träume zu erfüllen, vor allem wenn Druck von außen da ist, vielleicht keine Unterstützung, kein Verständnis?

Bless: In meiner Rolle als Dominik stehe ich im Schatten meiner Eltern. Sie üben Druck auf mich aus, wollen meine Zukunft planen. Und ich als Dominik zweifle an mir, frage ständig, wie ich sie glücklich machen kann. Im richtigen Leben waren die Bezugspersonen für mich wichtig, die mir und meinen Träumen vertraut haben, die mir Mut gemacht haben, meinen Weg zu gehen. Zweifler sind schon wichtig, um sich selber zu überprüfen. Aber am Ende gilt es sich nichts überstülpen zu lassen, sondern sich treu zu bleiben. Das ist eine wichtige Botschaft, denke ich.

Bless Amada als Dominik. © Walter Wehner

Sofie: Es gibt einen Ort, den jeder Mensch für sich hat, den keine Person, kein Umstand, niemand, ihm oder ihr wegnehmen kann. Und das ist die eigene Fantasie. Das ist die Fantasie, sich unabhängig von dem Punkt, an dem ich gerade bin, an dem Ort zu fühlen, wo ich sein will. Letzten Endes streben wir alle nach dem Gefühl, mit etwas erfüllt zu sein, uns selbst ausdrücken zu können, und darin gesehen zu werden. Ich glaube, dass das ein ganz zentraler Punkt ist, zu sagen: die Gedanken sind frei.

ZEITjUNG: Was hat den Cast ausgemacht, eure Zusammenarbeit so harmonisch?

Sofie: Bless und ich hatten tatsächlich viele Deep Talks. Sonst wirkte unsere Situation häufig skurril. Coronabedingt stand die Welt still – ein Stillstand, der gleichzeitig überall Beben ausgelöst hatte. Und wir waren da in Kitzbühel und Berchtesgaden im Hotel, ein kleiner Kreis Menschen, die daran arbeiteten, dieses Buch für KITZ umzusetzen, die Themen durchzugehen und die Figuren zum Leben zu erwecken. Wir haben uns einen Raum geschaffen, in dem wir einander vertrauen konnten, das hat einfach gematcht. Wir sind eben auch außerhalb unserer Rollen einzigartige und starke Charaktere. Da gab es nichts, was einer dem anderen hätte nehmen können, eben weil wir so unterschiedlich sind.

Bless: Ja, voll! So habe ich das auch erlebt, man konnte einfach mit jedem kommunizieren. Die Bereitschaft, sich jederzeit zu helfen, war beeindruckend. Und, dass jeder andere Qualitäten mitbrachte, war spannend. Ben zum Beispiel ist Rapper, er macht Musik und kann tanzen. Wenn wir mit ihm in einem Raum sind, grooven irgendwann alle mit. Mit Zoran (Rolle Kosh) habe ich oft im Hotelflur trainiert (lacht). Dabei hatten wir so viel Spaß, dass die, die zufällig vorbeikamen, dachten, wir feiern ’ne Hotelflur-Party. Ich glaube, dieses besondere Miteinander hat es so schön und harmonisch für alle gemacht.

Sofie: Wir hatten ja auch keine Möglichkeit live zu proben. Lea und Maurice (die beiden Regisseur*innen, Anm. d. Red.) zum Beispiel haben die Szenen und Handlunsstränge vorbereitet und wir haben das abends vom Zimmer aus in Videocalls nochmal durchgesprochen. Das war eine ganz eigene Erfahrung. Das Smartphone ist ja sowieso immer unser Begleiter, aber es war nochmal ein größerer Teil der Vorbereitung, sich so intim über diese Videokacheln auszutauschen. Trotzdem konnten wir auch mal als Gruppe wandern gehen. Ich habe ja beispielsweise keine Schauspielschule durchlaufen, da haben mir meine werten Kollegen an einer Lichtung am Hang Gesangsübungen gezeigt (lacht). Also standen wir in den Alpen und haben Berchtesgaden angesungen.

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Bildquelle: © Walter Wehner