Körperhaltung Psyche Zusammenhang Forschung

9 Fragen, 9 Antworten: Wie beeinflusst die Körperhaltung unsere Psyche?

  • Körperhaltung Psyche Zusammenhang Forschung

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    Können Sie erkären, welchen Zusammenhang es zwischen Körperhaltung und Psyche gibt?

    Prof. Dr. Dipl-Psych. Johannes Michalak: Wir haben eine Untersuchung bei Depressiven gemacht, während der wir sie einmal in eine zusammengesunkene und einmal in eine aufrechte Körperhaltung gebracht haben. Wir haben ihnen gesagt, dass wir unterschiedliche Entspannungshaltungen untersuchen. Wichtig ist ja, dass die Versuchspersonen nicht wissen, worum es in dem Experiment geht, damit sie die Ergebnisse nicht bewusst beeinflussen können. Deswegen haben wir gesagt, dass das zusammengesunkene Sitzen eine Entspannungshaltung ist, wie sie im autogenen Training vorgenommen wird, beziehungsweise dass das aufrechte Sitzen im Rahmen von Meditation praktiziert wird. Dann haben wir ihnen 16 positive und 16 negative Wörter vorgegeben und sie sollten zu diesen Wörter eine autobiographische Erinnerung erzählen. Dann haben wir nach einer weiteren Ablenkungsaufgabe, während der sie weiterhin in dieser Sitzhaltung geblieben sind, geguckt, was sie von den Wörtern behalten haben. Der Effekt, den wir in der Gruppe mit zusammengesunkener Sitzhaltung gefunden haben, ist typischerweise, was man bei Depressiven beobachtet. Sie haben sich von den 16 positiven und 16 negativen Wörtern schwerpunktmäßig an die negativen Wörter erinnert. In der aufrechten Sitzhaltung hingegen war das ausgeglichener und ging in Richtung einer Normalisierung. Nicht-Depressive erinnern sich eher an positives Material. Auch gibt es eine Metaanalyse, also eine Übersichtsarbeit über viele Studien in diesem Bereich, die in diesem Jahr herausgekommen ist, die gezeigt hat, dass sich auch bei Nicht-Depressiven die Körperhaltung auf psychische Prozesse auswirkt.

    Bildquelle: Pexels unter CC0 Lizenz