Weihnachtstraditionen sind von Land zu Land verschieden

Von Baumstämmen und Trollen: 3 kuriose Weihnachtsbräuche

Kuriose Weihnachtsbräuche machen Heiligabend interessanter. Die meisten Menschen in Deutschland feiern Weihnachten mehr oder weniger gleich. Aber wie ist es eigentlich in anderen Ländern?

An Weihnachten kommt bei mir zu Hause das Christkind. Wenn es da war, wird eine Glocke geläutet und der Tannenbaum leuchtet. Davor dürfen die Lichter nicht angezündet werden. Zu essen gab es in prävegetarischen Zeiten immer Sauerkraut mit Würstchen. In den letzten Jahren wurden sie durch Raclette ersetzt. Viel mehr Traditionen gibt es bei uns eigentlich nicht. Ganz schön langweilig, wenn ich sie so mit denen der folgenden Länder vergleiche.

Island – Wenn die Trolle kommen

Auf Island gibt es die Bescherung nicht nur an einem Abend, sondern gleich an 13. Denn ab der Nacht vom 11. Dezember verteilen die Jólasveinar (deutsch: Weihnachtsgesellen) Geschenke in den Schuhen braver Kinder. Bei den 13 Weihnachtsgesellen handelt es sich streng genommen um Trolle, die Söhne der Hexe Grýla. Sie ist eine grausame Köchin, immer schlecht gelaunt und zurückgezogen. Sie lässt ihre 13 Söhne nur selten aus der Höhle, in der sie leben. Denn bei Sonnenlicht werden sie zu Stein. Nur zur Weihnachtszeit, wenn es auf Island gerade mal vier Stunden hell wird, schickt sie die Trolle, einen nach dem anderen, in die Städte der Menschen. Der Auftrag der Jólasveinar: Menschenkinder stehlen, die Grýla dann in ihrem Kochtopf verarbeiten kann. Ihre Söhne haben jedoch ein gutes und harmloses Wesen und tricksen ihre Mutter immer wieder aus, um die isländischen Kinder vor dem Kochtopf zu bewahren.

Aufgrund der miserablen Kochkünste Grýlas stibitzen die Trolle in der Weihnachtszeit immer wieder das Essen der Menschen. Als Entschädigung hinterlassen sie kleine Geschenke für die Menschen. Nach dem 24. Dezember verlassen die Trolle die Städte nach und nach wieder, bis der letzte von ihnen am 6. Januar in die Höhle Grýlas zurückgekehrt ist. Jetzt ist die Weihnachtszeit offiziell vorbei. Beendet wird sie an jenem Tag oft mit großen Lagerfeuern.

An Heiligabend gibt es in Island ebenfalls ein Festessen, oft wird geräuchertes Lamm („Hangikjöt„) serviert. Traditionell wird das Fleisch mit Pferdemist geräuchert, um für einen salzigen und kräftigen Geschmack zu sorgen. Dazu gibt es ein alkoholfreies Weihnachtsgetränk namens „Jólaöl“, eine Mischung aus Malz und einer sprudeligen Orangenlimonade.

Polen – Ein zusätzliches Gedeck

In Polen zählt es zu den wichtigsten Weihnachtstraditionen, ein zusätzliches Gedeck auf den Tisch zu stellen. Ursprünglich machte man das vor allem, um den Verstorbenen zu gedenken. Heute steht es aber auch für unerwarteten Besuch bereit und erinnert damit an die biblische Reise von Maria und Josef sowie an das Jesuskind. So ist man bereit, eine einsame Person oder einen streunenden Wanderer angemessen unterzubringen.

Dem jüngsten Kind der Familie kommt in Polen außerdem eine verantwortungsvolle Aufgabe zu: Es muss nach dem ersten Stern am Himmel Ausschau halten. Erst dann gibt es die Geschenke, die vom Sternenmann und seinen Helfern gebracht werden.

Katalonien – Der Scheißer in der Krippe

In den Krippen Kataloniens steht eine ganz besondere Figur. Der „Caganer“, was so viel wie „Scheißer“ bedeutet, wird an den Rad der Krippe gestellt. Der Caganer, dessen Hose heruntergelassen ist und der sein Geschäft verrichtet, soll Glück bringen.

Die Geschenke bringt Tió de Nadal, ein Weihnachtsbaumstamm mit einem Gesicht, zwei kleinen Beinen und einer roten Kappe. Am 8. Dezember zieht Tió bei den Familien ein, um die Weihnachtszeit bei ihnen zu verbringen. Der kleine Baumstamm wird dann mit einer Decke zugedeckt, damit ihm nicht kalt wird. Bis zu Heiligabend legen die Kinder jetzt Essen zu Tió, das er dann nachts verspeisen kann. An Weihnachten legen die Eltern, wenn die Kinder abgelenkt sind, Geschenke unter die Decke. Jedes Kind bekommt dann einen Holzstock, mit dem sie auf Tió schlagen, um ihm beim „Ausscheiden“ der Geschenke zu helfen. Dabei singen sie ein Lied, nach welchem die Decke angehoben wird. Es sieht jetzt tatsächlich so aus, als ob Tió sie gerade ausgeschieden hätte. Man nennt ihn deswegen umgangssprachlich auch Caga Tió („Kacke Holzklotz“).

In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!

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Bildquelle: Gary Spears von Pexels; CC0-Lizenz