Lea arbeitet als Aktmodel Kunst Model stehen Ton Figur Körper Nackt

Lea, 20, arbeitet als Aktmodel

Ein natürlicher Umgang mit Körper und Nacktheit

Es interessiert mich natürlich brennend, wie Lea ihren Abend im Akthof meistert, wenn sie ihre Tage hat. Gelassen erzählt sie davon, wie ihr von einer Dozentin versichert wurde, dass das kein Problem darstellt: „einen Bändel habe jeder schon mal gesehen.“ Lea ist begeistert von der Selbstverständlichkeit, die dahinter steckt. Der natürliche Umgang mit Körper und Nacktheit (und den dazugehörigen Ausscheidungen) macht schnell klar, dass allgemein viel zu viel Aufruhr um Banalitäten gemacht wird.

„Meine Mama musste lachen, aber die kennt mich ja“

Bei all der Schönheit ist es sehr wichtig, Ästhetik und Sexualität zu trennen. Mit Erotik hat ihr Job wenig zu tun. „Im Akthof würden sie dich nie in eine pornographische Pose pressen.“ Außerdem mache sie das nicht um andere mit ihrer Nacktheit zu betören, diese diene einzig und allein der Kunst.

Eltern und Freunde haben mit einem Schmunzeln auf Leas neuen Nebenverdienst reagiert. Wirklich schockiert hat sie damit aber niemanden. „Vor allem meine Mama musste lachen, aber die kennt mich ja.“

Eine philosophische Grenze zwischen Körper und Herz

Eins wird schnell klar, Lea weiß, wer sie ist und was sie will. Dem Modellstehen geht kein riesiges Beautyprogramm vorweg, Beine rasieren hält sie für sinnlos. „Ich habe irgendwann aufgehört mich auf die Wünsche anderer einzustellen und rasiere mich, wie ich das möchte.“ Jetzt ist sie am Höhepunkt in der Beziehung zu ihrem Körper angekommen. „(Heute) stehe ich dazu, was mir die Natur gegeben hat. Das war als Teeny natürlich anders.“ Generell führt Lea ein sehr offenes Leben, mit verschiedenen Partnern und da gehört eben auch der Körper dazu. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – zieht sie eine philosophische Grenze zwischen Körper und Herz: „Das eine ist Materie, das andere die Wirklichkeit.“

Alles wird akzeptiert, alles gilt als schön

Aktstehen kann sie sich bis ins hohe Alter hin vorstellen. Für Lea ist Altern ein ganz natürlicher Prozess und vor allem im Akthof gelten keine „normalen“ Schönheitsideale, dort wird alles akzeptiert und alles gilt als schön. Vermutlich wird ihr aber bald das sehr zeitintensive Studium einen Strich durch die Rechnung machen. Im nächsten Jahr wird sie beim Aktmalen auf der anderen Seite stehen, wofür ihr die Stunden als Modell eine Große Hilfe sein könnten. „Man bekommt ja mit, was von den Dozenten korrigiert wird und worauf man bei den Proportionen zu achten hat.“

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Die Begegnung mit Lea war im wahrsten Sinne des Wortes schön. Und nichts anderes ist Schönheit im Endeffekt: eine Empfindung, ein Gefühl, welches keinen Idealen oder Kriterien entspricht, sondern zwischen realen Menschen auf unterschiedlichste Arten ausgelöst wird.