Liebeserklärung an: Das Dschungelbuch

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

 

Von Wölfen großgezogen, von einem Tiger verfolgt und von einem Bären beschützt, Mogli wächst im tiefsten Dschungel auf. Und seitdem die Geschichte das erste mal über die Leinwand lief, macht sie aus uns allen einen kleinen oder großen Abenteurer und auch mich hat sie längst in ihren Bann gezogen.

 

Liebes Dschungelbuch,

 

du bist ein Stück meiner Kindheit und mindestens genau so spannend wie jeder Zoobesuch. Dank dir kenne ich die Stimme des Dschungels und deine Bewohner habe ich bereits beim ersten Anblick ins Herz geschlossen. Obwohl ich dein Ende längst kenne, sitze ich jedes Mal gespannt vor dem Bildschirm, eingewickelt in meine Kuscheldecke, mit einer Tasse Kakao in der Hand.

Mittlerweile bin ich zwar älter und sehe den Film mit anderen Augen, doch genau deswegen kann ich jetzt in den einzelnen Charakteren Parallelen zum wirklichen Leben entdecken: Die Wölfe, die Mogli großziehen, sind für mich wie meine Großeltern, bei denen ich sehr viel Zeit verbracht habe, aber trotzdem nie ganz zuhause war. Baghira ist der strenge Vater und die fürsorgliche Mutter in einem, Balu ist der beste Freund, bei dem sich jeder einfach wohlfühlen muss.

Der Tiger Shir Kan ist ein personifizierter Albtraum, wie etwa die schlimmste Klausurenphase deines Lebens und Kaa, die hypnotisierende Schlange, ist der Barkeeper, der einem während dieser vom Lernen abhält.

Und jede Einzelne von diesen Figuren, weckt mein dringendes Bedürfnis, den Dschungel höchstpersönlich zu erkunden und meine eigenen Begegnungen mit ihnen zu machen. (Ja, ich weiß, dass Bären, Tiger, Panther und Schlangen in freier Wildbahn nicht gerade
der Traum jedes Backpackers sind…)

 

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

 

Wer hätte aber nicht gerne einen Bären, der all unsere Probleme mit einem einzigen Lied verschwinden lässt? Balu hat mir beigebracht, dass ich mit Ruhe und Gemütlichkeit meinen Alltag und die Sorgen über Bord werfen kann. Dieses Prinzip habe ich bis heute verinnerlicht. Die Liebe des Bären zur Welt ist faszinierend und wenn jeder ein bisschen mehr wie Balu wäre, wäre diese Welt ein bisschen besser, davon bin ich überzeugt.

Wenn wir alle, anstatt unseren Frust in uns zu verdrängen, einfach mal chillen würden und das essen würden, was uns in die Finger kommt, das wäre doch was? Wir sind schließlich nicht wir, wenn wir hungrig sind…

Meine Stimmung kennt nur diese zwei Einstellungen: Entweder bin ich so gechilled wie Balu, oder so genervt wie Baghira, dazwischen gibt es nichts. Ich kann es dem Panther auch nicht verübeln, schließlich ist er der einzige, der in Mogli nicht seinen eigenen Vorteil sieht, sondern nur das Beste für ihn will: die Menschensiedlung.

Trotzdem bringt es mich jedes Mal auf 180, wenn er sagt, dass Mogli sich von Balu trennen soll. Wieso sollte so eine Freundschaft nicht bestehen bleiben? Wie er so einfach über ihn bestimmen kann! Da kommen direkt die Erinnerungen hoch, als mich meine Eltern früher ins Bett geschickt haben, obwohl ich ÜBERHAUPT NICHT MÜDE WAR. Klar, ich  bin spätestens nach fünf Minuten eingeschlafen, das war so sicher wie die Tatsache, dass Mogli am Ende in der Menschensiedlung lebt. Wie auch meine Eltern weiß es Baghira eben einfach immer besser. 

 

Emotionale Achterbahnfahrt im Dschungel

 

Spätestens wenn Mogli sich mit Baghira auf den Weg zur Siedlung macht, sitze ich mit Spannung und freudiger Erwartung da. Wenn die Elefantenpatrouille durch den Dschungel streift, marschiere ich (früher wirklich, heute nur noch gedanklich) mit. Wenn King Louie zu tanzen beginnt, stehe auch ich auf und singe „Ich wär‘ so gern wie duuu. Schubiduuu.“ Die Schlange Kaa versetzt mich in einen Trance-Zustand, aus dem mich Balu schnell wieder herausholt – gerade noch rechtzeitig.

Es ist kein einziges Mal vorgekommen, dass Mogli den vorgetäuschten Tod von Balu betrauert und meine Augen dabei trocken geblieben sind. Und sobald Baghira mit seinem wundervollen Gedicht über die Freundschaft ansetzt, bin ich mir immer sicher, dass der Bär diesmal wirklich gestorben ist und der Kampf mit dem Tiger Shir Kan ausgerechnet dieses Mal wirklich nicht gut ausgegangen ist. Erst als er seine Augen wieder öffnet, wage ich es weiter zu atmen. Doch ganz mag die Erleichterung noch nicht einsetzen, selbst dann nicht, als Mogli tatsächlich in die Siedlung geht. Ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Ein bisschen Wehmut bleibt jedes Mal, vor allem, seitdem ich weiß, wie seltsam Menschen sein können.

 

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: ©Disney