Festivalstimmung

Liebeserklärung an: die spontane Partynacht

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Samstagabend zuhause. Auch mit Mitte 20 ein wunderbares Gefühl. Ich sitze gemeinsam mit ein paar Freunden in meiner Wohnung, wir unterhalten uns über Gott (weniger) und die Welt (mehr) und leeren das ein oder andere Fläschchen, gefüllt mit erlesenstem Discounterwein. Während wir da so gemütlich zusammensitzen, ein Outfit gemütlicher (Jogginghose) als das andere (Kapuzenpulli), schleicht sich heimlich, leise und unbemerkt ein weiterer Gast in unsere Runde ein: der Alkohol. Die Trashpop Playlist wird gestartet und die ersten Dancemoves werden ausgepackt. Die Salzstangen neigen sich dem Ende zu und während du deinem Kumpel noch ein tiefgründiges Gespräch aufzwingst, beschließt die Runde: Ab in den Club!

Wer? Wann? Was? Wo? Wie?

Liebe spontane Partynacht, du bist alles, was sich mein Teenager-Ich immer erträumt hat, während es eingepackt in überdimensionale Wintermäntel und -stiefel vor dem Club wartete, um endlich zur 16er Party (wup!) eingelassen zu werden. Wie oft habe ich damals verflucht, wie schrecklich gewollt das Ganze war. Klar, damals musste noch alles geplant werden, war man doch abhängig von festen Terminen, die dieses ungezügelte Feiern der Minderjährigen zuließen, Eltern, die der ganzen Action zustimmen mussten und sowieso und überhaupt auch von Taxi Mama. Wie sehr werde ich es also genießen, wenn ich endlich volljährig bin und die Türsteher an der Pforte zur berauschenden Partynacht 24/7 im Dienst sind, dachte ich mir! Kleines Naivchen, wie sich herausstellte. Nach dem 18. Geburtstag ging die fröhliche Planung und Organisation in eine nächste Runde. Die Eine kann nur bis maximal zwölf, weil sie morgen arbeiten muss, der Andere will unbedingt mit, hat aber erst wieder in drei Wochen einen Samstag Zeit für uns, die Dritte will nie wieder in diesen Club, weil ihr Exfreund da arbeitet, den Letzten hat keiner wiedergesehen, seit er vergeben ist. Das hatte nicht selten zur Folge, dass ich statt im Club (wegen der guten Mucke) zuhause (wegen meiner Nerven) eskaliert bin. Arrrrgh! Jetzt nehmt doch mal den Stock aus dem Arsch, so funktioniert das nämlich alles nicht!

Frei von Dresscodes und Erwartungen

Nun zu dir, geliebte spontane Partynacht. An irgendeinem Punkt in meinem frisch mit dem Führerschein ausgestatteten Leben habe ich beschlossen, dieses ganze Terminieren endgültig leid zu sein. Ich hatte einfach keine Lust mehr, 300 Sprach- und 500 Textnachrichten zu beantworten, nur damit ich am Ende dieser Odyssee am Samstag angetrunken zu „Temperature“ die Hüften schwingen kann. Diese Entscheidung ging zufällig mit dem Umstand einher, dass die Liste der alkoholischen Getränke, die ich niemals wieder sehen konnte und wollte, immer länger wurde. Übrig blieben: Bier und Wein, die zusammen oder getrennt die perfekte Grundlage für einen gemütlichen Abend mit Freunden schaffen. Ganz nach dem altbekannten Motto: Bier auf Wein, das kann gut sein. Wein auf Bier, das lob‘ ich mir. Seitdem verabrede ich mich grundsätzlich nur noch zu diesen, Achtung Schlüsselwort: Spontanen Zusammentreffen. Das Geniale an diesen maximal 24 Stunden im Voraus vereinbarten Runden? Jeder ist entspannt, weil nämlich jeder vom stundenlangen Hin und Her der Vergangenheit entnervt war und das fällt jetzt einfach einmal weg. Ziemlich lässig. Eine Lässigkeit, die perfekt geeignet ist, um dich, liebe spontane Partynacht, durch die Hintertür ins Haus zu locken. Nach zwei, drei Bier passiert es meistens wie von Zauberhand. Irgendwo verbindet sich ein Smartphone mit der Box und startet die Trashpop Playlist. Niemand, aber auch wirklich niemand kann sich diesem Phänomen entziehen und einfach nur zuhören. Super sneaky schleichst du dich also immer weiter in die Grundstimmung der Gemütlichkeit, lässt tanzen, quatschen, lachen und prosten, bis er irgendwann fällt, der Satz aller Sätze: „Ab in den Club!“

Liebe spontane Partynacht! Du bist das Beste, was mir in meinem Feierleben je passiert ist. (Es tut so gut, dass es dich giiiiiiibt, entschuldige, ich hänge noch beim Trashpop). Aber im Ernst. Dank dir habe ich in einer Karaokebar auf Mallorca spontan vor einer Horde Touristen aus aller Welt performt, war mit Birkenstock im Club und habe mit einem Rucksack voller Einkäufe bis in die frühen Morgenstunden durchgetanzt. Eines ist ganz sicher: Ich werde in meinem Leben keine Party mehr planen und die Feste nur noch feiern, wie sie mir zufällig vor die Füße fallen.

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz