Falco Junge Roemer

Liebeserklärung an: Falco

Ein Meisterwerk, das niemanden interessierte

Doch in der Not entstehen die besten Ideen. Und meines Erachtens gelang dir genau dies 1984 mit „Junge Roemer“. Obgleich du seelisch ein Wrack warst, hast du damals die für mich besten Texte deiner Karriere rausgehauen. Was noch dazukam und das Album für mich endgültig zu einem Meisterwerk macht, ist die musikalische Untermalung, für die Produzent Robert Ponger sorgte. Das ist funky, das ist groovy, das sind hervorragende Dance- und Disco-Beats, die sich vor US-amerikanischen Produktionen dieser Zeit nicht verstecken müssen.

Schade nur, dass das damals kaum jemanden interessierte. Nur in Österreich erreichte das Album Rang eins der Albumcharts. Erfolg in anderen Ländern? Fehlanzeige. Weder Album noch Single-Auskopplungen. Eine kuriose Ausnahme gab es indes. Der Titelsong erreichte, wieso auch immer, in Spanien Rang zwei der Single-Charts.

 

Einfach „sophisticated“: Ein sprachlicher Geniestreich

Was mich so sehr an deiner Musik, vor allem jener aus „Junge Roemer“ verblüfft? Ganz einfach: Dass sie mir überhaupt gefällt. Ich mag deutsche Musik nämlich eigentlich überhaupt nicht. Aber das, was du da fabriziert hast, war einfach „sophisticated“. Auf „Junge Roemer“ vereinst du in einem einzigen Song Deutsch, Englisch und Italienisch. Ein raffinierter Cocktail, der vor linguistischer Genialität nahezu überschaumt. Du diktiertest Miniatur-Kunstwerke ins Mikrofon, wie zum Beispiel in „Brillantin‘ Brutal“: „We are talking ‚bout inside outside, Zeichen der Zeit verschont uns bloß. Wo wir sind ist vorne, sind wir hinten, dann ist hinten vorne, schonungslos.“ Oder auch eine Spur frecher wie in „Ihre Tochter“: „American girls so young and fresh, they’re gonna kick me up side down, states are – best. Hin und wieder, ab und zu, will es der Zufall, dieser Fall bist du.“

„Junge Roemer“ klingt genauso, wie du auf dem Plattencover aussiehst. Dafür gibt es im Deutschen ein hervorragendes Wort: Gediegen. So mochte ich dich, Falco. Aalglatt, unnahbar, cool wie ein Schneemann. Zumindest auf der Bühne.

 

Vier Songs von Falcos „Junge Roemer“, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet:

Brillantin‘ Brutal

Das leicht verzerrte Piano ist das Herzstück des Songs und gibt ihm Lounge-Atmosphäre. Hat etwas unheimlich Beschwingtes – auch deshalb sehr tanzbar.

 

 

 

Ihre Tochter

Eine unheimlich quirlige Synthie-Hook gepaart mit einem satten Beat. Dazu noch Falcos selbstgefälliger Sprechgesang – ein Glanzstück des Pop.

 

 

 

Nur mit dir

Die Drums geben hier Vollgas, was dem Song gut zu Gesicht steht. Falco hangelt sich wunderbar und selbstreflexiv von Zeile zu Zeile.

 

 

 

Junge Roemer

Es ist kein Geheimnis, dass sich Falco hier von „Let’s Dance“ seines großen Idols David Bowie inspirieren ließ. Nur sang dieser nicht in einem Song auf Deutsch, Englisch und Italienisch.

 

 

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Bildquelle: Niklas Nowak